Italien,  Slowenien

Alpe Adria Trail

Alpe Adria Trail - Von den Alpen ans Meer

  • Der 2012 erschaffene Alpe Adria Trail beginnt offiziell am Fusse des Grossglockners in den österreichischen Alpen und führt über rund 750 km und 37 Etappen durch Österreich, Slowenien und Italien bis nach Muggia ans adriatische Meer.
  • Wir begannen unsere Fernwanderung in Jesenice, Slowenien. Unsere ersten beiden Wandertage gehören zum Juliana Trail (Etappen 2 uns 1). Erst in Kranjska Gora nahmen wir den Alpe Adria Trail auf.
  • Offiziel sind die Etappenziele in Dörfern und Städten, wo immer Unterkünfte zu finden sind. Wir übernachteten absichtlich irgendwo mitten auf der Etappe, um ungestört unser Zelt aufbauen zu können. Wer mehr über unsere genaueren Übernachtungsplätze erfahren möchte, darf uns gerne direkt fragen. 
  • Alleine das wunderschöne Sočatal im Triglav Nationalpark ist eine Reise nach Slowenien wert.
  •  Das Freilichtmuseum auf der slowenisch-italienischen Grenze oberhalb Tolmins (Etappe 27) gibt eindrücklichen Einblick ins Geschehen im 1. Weltkrieg. Die 360°- Aussicht von hier ist phänomenal. Ein Highlight!
  • Das App „Alpe Adria Trail hilft bei der Orientierung auf der Wanderung und gibt viele Hintergrundinformationen. Auf die Karte ist nicht immer Verlass.
  • Auf https://www.alpe-adria-trail.com/de/der-trail/ sind alle Details über den Trail zu erfahren. Ausserdem kann man Wanderpakete und Unterkünfte buchen, wie auch den Transport des eigenen Gepäcks.
  • Im August war es südlich des Triglav Nationalparks oft über 30°C heiss. Deshalb ist Wasser ein sehr wichtiger Punkt. Dazu mehr im nächsten Punkt: Die 4 Ws des Fernwanderns
  1. Wasser
    Wenn du nicht sicher bist, wann du die nächste Wasserquelle findest, fülle deine Flaschen bei jeder Gelegenheit auf. Top Tipp: Auf Friedenhöfen gibt es immer Wasserhähnen!
  2. Weg
    Kenne immer dein Ziel. Auch wenn Wege wie der Juliana Trail sehr gut markiert sind, gibt es auch da immer wieder Lücken. Apps wie maps.me helfen dir, den Weg nicht zu verlieren!
  3. Wetter
    Achte auf das Wetter und bereite dich entsprechend vor! Wird es heiss? Hast du immer genug Wasser? Regnet es? Poncho griffbereit? In den Bergen kann das Wetter ohne Vorwarnung gefährlich umschlagen!
  4. Weltwach
    Für uns ist Erik Lorenz‘ Podcast „Weltwach“ spannende Unterhaltung, z.B. bei steilen Anstiegen, während denen wir uns gerne mit etwas Zauber für die Ohren ablenken. Natürlich gibt es zahlreiche interessante Podcasts für diesen Zweck (einen weiteren, den wir auf unserer Wanderung entdeckt haben: „Geschichten aus der Geschichte“)

Gepackt haben wir ziemlich gut für so ein erstes Mal Fernwandern. Wir trugen immer etwa zwischen 11 und 14 kg pro Person auf dem Rücken, die nach ein paar Tagen nicht mehr gross spürbar waren.

Unsere Packliste findest du in diesem Post

Worum waren wir besonders froh?

  • Duschsack (zwischendurch fliessend Wasser zu haben fürs Duschen, Zähne putzen, Abwaschen ist ein schöner Luxus)
  • Gute, getestete Schlafsäcke und -matten sind ein Muss
  • Wasserdichtes, leichtes Zelt
  • gute Kamera (macht trotz Mehrgewicht einfach mehr Spass als mit dem Handy)
  • 2 Paar Schuhe (Wanderschuhe und entweder Sandallen oder bequeme Sneakers fürs Nicht-Wandern)
  • Hängematten (Luxus natürlich, waren aber zum Übernachten oder einfach Entspannen öfters in Gebrauch)
  • ein bisschen Wifi (um nötige Infos übers Wetter, Zeltplätze, etc. abzurufen)
  • maps.me zur offline Navigation sehr empfehlenswert
  • Regenponchos (meinen grossen brauchten wir auch immer mal als Regenplane)
  • Wenig Kleidung (1 Satz Wanderkleidung + 1 Satz Abend-/Ersatzkleidung)

Was würden wir nicht mehr mitnehmen?

  • Kleinen Grill (nur einmal gebraucht und auch nur, um ihn einmal zu brauchen)
  • Wasserfilter (zumindest in Slowenien nicht nötig, dort findest du überall Trinkwasser)

Übersicht über den slowenischen und italienischen Teil des Alpe Adria Trails

(Das sind die Etappen 24 – 37, die wir in diesem Post beschreiben)

Von den österreichischen Alpen bis nach Kranjska Gora, der Anfang des Trails, den wir nicht gewandert sind. Vollständigkeitshalber zeigen wir ihn hier trotzdem:

Tag 1 – Etappe 2 des Juliana Trails, 2.4 km – Ankunft

Etappe 2 des Juliana Trails? Ist dieser Bericht nicht über den Alpe Adria Trail? Doch, ist er. Aber als wir mit dem Zug von Flims aus der Schweiz über Sargans, Schwarach St. Veit und Villach in Jesenice, der ersten slowenischen Haltestelle erreichen, wissen wir noch nicht, dass wir den Alpe Adria Trail begehen würden.

Natürlich haben wir uns in Flims ein wenig über Slowenien informiert und doch schon einmal vom Juliana und vom Alpe Adria Trail gehört. Trotzdem wissen wir bisher nur, dass wir in den Triglav Nationalpark und an die Soča wollen.

So steigen wir also in Jesenice um 18.00 Uhr mit einer halben Stunde Verspätung aus, sattelen unsere Rucksäcke zum ersten Mal und marschieren los durch das von der Sonne gold-rot beleuchtete Städtchen.

Bald befinden wir uns auf einem steilen Waldpfad. Wir folgen den Juliana-Trail-Wegweisern, bis wir eine versteckte grüne Weide finden; ideal zum campieren.

Übrigens, wenn du den Beitrag über den Juliana Trail noch nicht gelesen hast, kannst du dies hier nachholen.

Highlight des Tages

Das Gefühl in Slowenien angekommen zu sein und die erste Nacht im Zelt.

Tag 2 – Etappe 2/1 des Juliana Trails, 19 km – Erster Fernwandertag

Es hat etwas geregnet letzten Abend, obwohl wir gehofft hatten, dem nassen schweizer Sommer entwischt zu sein.

Heute wachen wir bei tief liegenden Wolken auf, trinken Kaffee und machen uns an unseren ersten langen Wandertag.

Auf und ab führt uns der Weg durch die Hügel der julischen Alpen entlang der slowenisch-österreichischen Grenze durch verschlafene Dörfer, Wäldchen und Bauernhöfe.

Bald merken wir, dass wir den gelben Punkten folgen können, die das Equivalent unseres gelben Wanderzeichen-Diamanten in der Schweiz zu sein scheinen.

Es beginnt wieder an zu nieseln. Früher als erhofft, erweisen sich unsere Ponchos als idealer Regenschutz.

Es geht ins Tal an die Save und ins Dorf Mojstrana. Dort kaufen wir ein erstes Mal in einem Merkator ein und trocknen uns an der wärmenden Sonne.

Wir wandern weiter entlang des Flusses und ahnen gar nicht, wie nah wir schon am Triglav Nationalpark sind.

Das realisieren wir erst, als wir das Zelt bereits aufgestellt haben und neben uns ein im Busch verstecktes Nationalparkschild entdecken, auf dem u.a. darauf hingewiesen wir, nicht im Park wild zu campen. Gut, dass wir uns gerade noch ein paar Meter ausserhalb befinden!

Es wird eine regnerische Nacht. Auf dem Niederschlagsradar sehen wir immer neue Fronten aus dem Westen auf uns anstürmen.

Wir werweisen, was wir tun sollen. Es sieht in den nächsten Tagen nicht nach Besserung aus. Irgendein Zimmer suchen und ein paar Tage die Sonne abwarten? Oder einfach in den Bus sitzen und weiter in den Süden oder Osten fahren?

Wie sich herausstellen sollte, werden wir beides tun, zumindest ein bisschen.

Highlight des Tages

Die Sonne, als sie am Mittag endlich durch die Wolken bricht und Wärme bringt.

Tag 3 – Etappe 1 des Juliana Trails, 14 km – Immer regnets, was nun?

Wegen dem anhaltenden Regen haben wir schlecht geschlafen. Wie wunderbar ist es da, dass sich die Sonne bereits am Morgen wieder zeigt. Wir merken jetzt schon, am Morgen des dritten Tages, welch wichtige Rolle das Wetter auf unserer Wanderung spielt.

Es geht weiter vorbei an pittoresken Wasserfällen, über Bergflüsse, durch moosige Wälder. Je näher wir ans touristische Städtchen Kranjska Gora kommen, desto mehr Wanderer und vor allem Fahrradfahrer treffen wir. Beinahe 100% von ihnen sind Tagesausflügler.

Kranjska Gora

Als wir schliesslich in Kranjska ankommen, erwartet uns dort ein herausgeputztes Dorf, erbaut am Fusse des malerischen Triglav Massifs.

So schlimm sieht das Wetter hier nicht aus. Wir entschliessen uns trotzdem, den Bus über den hohen Pass hinuter ins Sočatal zu nehmen.

Nun befänden wir uns bereits auf dem Alpe Adria Trail, der sich in Kranjska Gora mit dem Juliana kreuzt.

Da wir aber im Bus sitzen und die spektakuläre Sicht auf die grauen Spitzberge aus dem Fenster geniessen, zählt dieser Abschnitt natürlich nicht so ganz.

Der malerische Jasna See in der Nähe von Kranjska Gora

Gegen Abend erreichen wir das Kamp Jenic, wo wir ein rustikales Kabinchen über einer Feuerstelle gemietet haben. Für 3 Tage wollen wir uns hier einnisten und Schön-Wetter-Tage abwarten.

Ausserdem hat dieser Ort direkt an der Soča etwas Nostaligisches für mich. Vor 14 Jahren besuchte ich Slowenien zusammen mit meiner Schwester zum ersten Mal.

Seither hat sich einiges getan. Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber mich dünkt, es sind in diesem Tal viele neue Campings entstanden. Es wimmelt von Wohnmobilen und Wanderern; der Triglav Nationalpark ist ein berühmtes Ziel in Europa geworden. Das natürlich zurecht.

Highlight des Tages

Unser Kabinchen im Kamp Jenic direkt an der Soča

Tag 4 – Etappe 24 des Alpe Adria Trails, 14 km – Vom Kamp Jenic nach Bovec

Jetzt sind wir froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Die ganze Nacht hat es geregnet. Nicht nur das hat uns etwas vom Schlafen abgehalten, sondern auch ein plötzliches Rascheln am Essenssack. Eine Maus war so frech und hat sich zu uns eingeladen. Nur widerwillig hat sie sich wieder nach draussen bitten lassen. Mein Gestampfe hat sie nicht sonderlich beeindruckt; ich glaube, ich habe sie höhnisch lachen hören.
Später erfahren wir, dass sich die Mäuse hier auf dem Camping Bauernhof sehr wohl fühlen. So musste unser Nachbar eine sogar aus seinem Wohnwagen spedieren.

Am Morgen schaut aber wieder die Sonne raus und wir machen uns auf – diesmal ohne schweres Gepäck – der Soča entlang hinunter Richtung Bovec, dem Outdoor-Mekka der Region. Das feuchte Wetter zaubert eine mystische Berglandschaft vor unsere Füsse. Sanfte Nebelschwaden liegen über der türkisblauen Soča, die sich durch enge Schluchten, hier Korinta genannt, schlängelt.

Die Wolken liegen immer tiefer und entladen sich eine Stunde lang volle Kanne. Innert Kürze sind wir trotz Ponchos bis beinahe auf die Unterwäsche durchnässt. Wir können nichts dagegen tun ausser weiter dem waldigen Ufer entlang flussabwärts wandern. Es ist nicht nur nass, sondern auch frisch. Da erwärmt die Sonne das Herz und das Gemüt um so stärker, als sie sich endlich wieder blicken lässt.

Etwas feucht, aber trotzdem gut gelaunt und fasziniert von der wilden Schönheit des Sočatals treffen wir in Bovec ein, einer kleinen, aber lebendigen Stadt mit vielen touristischen Angeboten.
Wir stärken uns in einer Bar mit einem slowenischen Pale Ale (von der aus der Gegend stammenden Mikrobrauerei Reservoir Dogs) und schauen dem emsigen Treiben der Menschen zu.

Später nach dem Einkauf bringt uns der Shuttle-Bus in 20 Minuten zurück ins Camp. Dort entfachen wir erstmal Feuer, gehen heiss duschen und quatschen mit anderen Campern aus der Schweiz und Deutschland am Lagerfeuer.

Highlight des Tages

Die Soča, die uns nach jeder Biegung wieder offene Münder beschert.

Tag 5 – Etappe 24 des Alpe Adria Trails, 8 km – Vom Kamp Jenic nach Trenta

Nachdem es am Morgen wieder viel geregnet hat, wärmt die Sonne am Mittag. Vielleicht trocknen ja sogar unsere Kleider noch?! Nach einem leckeren Frühstück im Familienrestaurant des Kamp Jenic, gehen wir heute der Soča entlang flussaufwärts Richtung Trenta.

Erst beim Frühstück, während dem wir mit einem jungen Schweizer ins Gespräch kommen, der mit dem Fahrrad aus der Schweiz hergeradelt ist, entschliessen wir uns doch langsam dafür, den Alpe Adria Trail in Angriff zu nehmen. Es hat etwas, von hier aus den Bergen aus eigener Kraft bis ans Meer zu wandern. Welche Landschaften werden uns da erwarten? Wie werden sich die Grenzübergänge nach Italien gestalten – gerade jetzt in dieser seltsamen Covid-Zeit?

Gestern realisierten wir auf dem Weg nach Bovec den unteren Teil der Etappe 24 des Alpe Adria Trails. Heute wollen wir diese Etappe komplettieren, indem wir an deren Anfang nach Trenta wandern.

Die Soča zeigt sich auf diesem Weg nicht ganz so spektakulär wie gestern, aber durch den Sonnenschein ergibt sich uns doch ein wundervoller Kontrast zur gestrigen Wanderung. Entlang des Flusses, durch moosige, felsige Wälder geht es sanft aufwärts. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf den Triglav (übersetzt „Dreikopf“), den mit 2864m.ü.M höchsten Gipfel Sloweniens und Namensgeber des einzigen slowenischen Nationalparks.

Abends am Feuer gesellen sich wieder andere Menschen zu uns. Wie das Licht und die Wärme des Feuers Menschen anzieht! Obwohl es heiter zugeht, gehen wir nicht allzu spät schlafen. Wir freuen uns auf morgen, wenn es mit der richtigen Wanderung auf dem Alpe Adria Trail losgehen wird.

Highlight des Tages

Der sonnige Tag im Kamp Jenic an der Soča!

Tag 6 – Etappe 25 des Alpe Adria Trails, 19 km – Jetzt kanns losgehen!

Um 8.49 Uhr fährt heute kein Bus (der fährt nur am Samstag um diese Zeit). Wir stehen wartend am Strassenrand neben dem Eingang zum Kamp Jenic und merken das erst jetzt. Der erste Bus nach Bovec kommt erst zwei Stunden später vorbei. Also zurück ins Camp und erstmal ausgiebig frühstücken. Hausgemachter Schafskäse, Salami, Eier, selbstgemachte Konfitüre, Honig und Brot. Zu alledem Sonnenschein. Wir lassen es uns so richtig gut gehen.

So lässt es sich gemütlich auf den Bus warten
Kurz nach 11 sind wir schliesslich in Bovec. Nach einem kurzen Einkauf sind wir ausgerüstet und bereit für den Weg.

Anfangs kämpfen wir uns über vom vielen Regen durchweichte, matschige Waldpfade. Rutschig und richtig mühsam. Der Slap (übersetzt Wasserfall) Virje ist ein erster Höhenpunkt dieser Etappe. Da es eine Zufahrtstrasse bis fast zum Wasser gibt, sind wir lange nicht die einzigen hier.

Das trifft auch beim nächsten Wasserfall, dem Slap Boka, zu. Der ist nur aus der Ferne zu sehen, ist aber sehr imposant. Der höchste Wasserfall Sloweniens fällt über 100 Meter in die Tiefe. Über viele Treppenstufen erreicht man verschiedene Aussichtspunkte, an denen sich die Menschen drängen. Wir schiessen die obligaten Fotos und kehren zurück auf den Trail, auf dem wir so ziemlich die einzigen Wanderer sind. So gefällt es uns besser.

Wir ziehen weiter entlang der Soča, die leider wegen viel Gebüsch selten zu sehen ist, bis wir nach 6 Uhr abends endlich ein einsames Fleckchen auf einem Felsen direkt am Wasser finden. Hier wollen wir es uns gemütlich machen.

Highlight des Tages

 Der Slap Boka und unser einsames Plätzchen auf dem Felsen an der Soča.

Tag 7 – Etappe 25/26 des Alpe Adria Trails, 20 km – Ein Aufstieg, der es in sich hat

Viel haben wir nicht geschlafen. Einerseits störte uns das laute Rauschen der Soča dabei, anderseits stand das Zelt etwas abfällig, so dass wir uns in der Nacht immer wieder vom Fuss des Zelts nach oben kämpfen mussten. „Bleibt es trocken heute Nacht?“ „Ja ja, das Innenzelt aufzubauen reicht.“
Hat es nicht. Mitten in der Nacht musste ich mich dazu zwingen, aufzustehen und das Aussenzelt behälfsmässig über unsere Köpfe zu werfen.
Noch etwas müde im Kopf brechen wir auf und steigen auf in die Berge. Über Dreznica, wo die Etappe 25 in die Etappe 26 übergeht, keuchen wir immer weiter in die Höhe. 6 Kilometer geht es über einen dschungeligen Pfad weiter aufwärts. 6 Kilometer, die es in sich haben! Durchschwitzt erreichen wir endlich den Pass, auf der uns eine im 1. Weltkrieg vom italienischen Regiment erbaute Soldatenkapelle empfängt. Welch eine Aussicht von hier oben.
Wir blicken übers Tal tief unter uns. Wie weit wir schon gekommen sind!
Fast oben! Ganz am Horizont lässt sich ein erstes Mal die Adria erahnen.

Auf der anderen Seite geht es gemächlich abwärts, zunächst durch den kühlen Wald, dann weiter über Kuhweiden, bis wir überraschenderweise eine Alpwirtschaft antreffen. Da muss man uns nicht zweimal bitten. Ein kühles Bier erfrischt und lockert die Muskeln.

Weiter und weiter wandern wir ins Tal auf der Suche nach einer passenden Schlafgelgenheit. Es ist bereits 19:00 Uhr, als wir eine Höhle finden. Der Untergrund ist zwar etwas hart, aber mit unseren aufblasbaren Matten werden wir auch diese Nacht meistern. Der Aussichtspunkt um die Ecke muss ich noch mit einem Wort erwähnen: „Wow!“

In der Ferne erkennen wir Tolmin mit der Burg auf dem Hügelspitz. Unser morgiges Ziel liegt etwas dahinter, der Zeltplatz Siber am Stadtrand.

Highlight des Tages

Ja, eigentlich der gesamte Wandertag. Aber wenn es nur etwas sein soll, dann ist es unsere heutige, unkonventionelle Lagerstätte.

Tag 8 – Etappe 26 des Alpe Adria Trails, 10 km – Pause in Tolmin

Heute wandern wir nicht weit. Knapp 10 km sind es bis Tolmin. Man merkt schnell, das der Ort ein weiteres Mekka für Outdoor-Enthusiasten ist. Wir treffen auf Gleitschirmflieger, Kayak-Gruppen, Biker… Die Gegend fordert einen geradezu dazu auf, sich ins Abenteuer zu stürzen.
Immer schön Rot-Grün-Blau entlang
Aber nicht nur dafür ist Tolmin bekannt. Es hostet ebenfalls mehrere Festivals. Heute, Sonntag, geht zufällig das Reggae-Openair gerade zu Ende. Schade, leider verpasst. Ein bisschen Festival-Vibe kriegen wir dennoch ab, da der Alpe Adria Trail genau durch das Gelände führt. Es herrscht Aufbruchstimmung, die Leute haben bereits begonnen, abzuräumen. Trotzdem schön, seit langem wieder mal etwas Openair zu schnuppern.
Erste Zeichen des 1. Weltkriegs in Tolmin
Wir kommen knapp nach 12 Uhr mittags auf dem Zeltplatz an, der wunderbar am Fluss gelegen ist. Viel mehr als in der Stadt Essen zu gehen, haben wir heute nicht mehr vor. Nach Italien ist es nun nicht mehr weit, trotzdem trennt uns noch ein ganzer Höhenkilometer auf ca. 9 km Strecke von der Grenze. Da werden wir unsere Kräfte wieder bündeln müssen. Aber diese Tatsache lassen wir vorest die Sorgen von morgen sein.

Highlight des Tages

Der Morgen-Kaffee am Aussichtspunkt bei unserer Höhle.

Tag 9 – Etappe 27 des Alpe Adria Trails, 11 km – 1. WK im Freilichtmuseum

Den Morgen lassen wir ruhig angehen. Wir kaufen in Tolmin eine frische Gaskartusche und Nahrungsmittel ein. Aber nicht zu viel Essen, denn heute wird es steil.
Alpe Adria Trail Wegweiser
Dieser Alpe Adria Trail Stein weist uns den Weg
Am Mittag überqueren wir in wunderbarem Sonnenschein die Soča Richtung Volče. Nach dem hübschen Dörfchen wird die kleine Strasse immer steiler. In den nächsten fünf Kilometer müssen wir fast 1000 Meter in die Höhe steigen. Die Strasse wird zum gerölligen Pfad durch den Wald. „Nur 5 km…“, ermuntern wir uns gegenseitig. Es ist super anstrengend. Wenigstens können wir im Schatten gehen. Und Podcast hören. Das lenkt etwas von den schreienden Muskeln ab.
Ab dieser Etappe wird das Thema Trinkwasser interessant. Dafür ist die App maps.me wieder ziemlich hilfreich; da sind sogar Trinkwasserquellen gekennzeichnet. Ich habe begonnen, sie in der App hellblau zu markieren. Denn ohne Wasser geht nichts. Das werden wir noch früh genug zu spüren bekommen.
Als wir oben ankommen, ist die ganze Hechelei bergauf vergessen. Wir staunen in alle Richtungen; Ausblicke das Sočatal rauf und runter, Sicht über die Hügel Italiens bis ans Meer.
Aber nicht bloss das; wir stehen hier auf ehemaligen Kriegsgebiet. Die Stollen im Berg entstanden im 1. Weltkrieg, als sich die italienische Artillerie mit der österreichisch-ungarischen Stellungen auf einem gegenüberliegenden Hügel über 2 Jahre hinweg Scharmützel boten. Die Gänge wurden restauriert, um den nachfolgenden Generationen einen Einblick in die Zeit um 1917 zu gewähren. Was entstanden ist, ist ein eindrückliches Freilichtmuseum auf dem Bergkamm.
Der „Friedensweg“ führt auf dem mit dem Alpe Adria Trail fast identischen Wanderweg gen Süden. Deshalb werden wir bis Trieste immer wieder mit Zeitzeugen aus dem 1. Weltkrieg konfrontiert.
Es ist bereits Abend, als wir noch immer fasziniert durch die Schützengräben und Ruinen klettern. Wir müssen unsere Wasserreserven auffrischen und finden in der Bergraststätte Rifugio Soliere auf der italienischen Seite einen Hahnen und sogar ein kaltes Bier. Ahh, wunderbar!
Schliesslich kehren wir zurück hinauf zum ersten Aussichtspunkt des Bergkammes. Wir entscheiden uns, auf dem Grat, der slowenisch-italienschen Grenze zu übernachten. Denn wir wollen auch morgen noch den Ausblick geniessen können.

Highlight des Tages

Das Freilichtmuseum auf dem Bergkamm, der die slowenisch-italienische Grenze markiert und die Aussicht rundherum sind ein wahres Highlight des gesamten Trails!

Tag 10 – Etappe 27/28 des Alpe Adria Trails, 25 km – Heiss + zu wenig Wasser = Kein Spass!

Früh morgens öffne ich den Reissverschluss am Zelt. Wenige Meter weiter fällt die Wand 1000 Meter ins Tal. Die Morgensonne beginnt gerade damit, den Bergen einen gold-orangen Anstrich zu verleihen. Ich schnappe mir die Kamera und gehe für eine knappe Stunde auf Tour.
Unser 1A-Zeltplatz
Wir sind nicht ganz die einzigen, die hier oben im Freilichtmuseum geblieben sind. Auf dem Parkplatz steht ein Camping-Bus mit deutschen Kennzeichen. Wahrlich ein phänomenaler Ort, um die Nacht zu verbringen (zumindest bei klarem Wetter. Wären wir eine Nacht früher hier oben gewesen, hätte uns ein heftiges Berggewitter erwischt!).
Zwar frühstücken wir in der Sonne mit einer 5-Sterne-Aussicht, trotzdem ist in der bisigen Luft noch kalt. Das soll sich heute aber noch ändern.
Mit frischer Energie marschieren wir hinunter nach Italien. Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich an die alte Frau denke, die uns geistesabwesend mit Blick nach unten den Pfad hinauf entgegengekommen ist. Sie bemerkt uns erst, als wir uns schon fast kreuzen. Da erschrickt sie so, dass ihr ein Schrei entfährt, der uns so durch March und Bein geht, dass wir ebenfalls zusammenzucken.
„Uff! Bunogiorno, signora….“
Plötzlich steigt der Weg wieder steil an. 300m geht es hoch auf den M. Cum, ebenfalls gespickt mit alten Informationenstafeln über den 1. Weltkrieg. Sonst schenkt uns dieser Pfad aber nichts. Weder einen Ausblick, noch eine Pausenbank. Wir schnaufen und fluchen den Weg hinauf durch den Busch. Es ist heiss und wir schwitzen. Oben angekommen, ist da nichts, nur der steile Weg die 300m wieder hinunter.
Auf maps.me sehe ich erst jetzt, wie einfach wir diesen Hügel hätten umgehen können. Wir hätten etwas mehr als eine halbe Stunde und viel Energie gespart. Und dabei nichts verspasst. Wenn ich daran denke, dass diese Etappe 27 in Tolmin beginnt, dann 1000 Meter bis zum Freilichtmuseum in die Höhe schiesst, dann wieder ins Tal abfällt, um hier auf diesen elenden Hügel abermals anzusteigen, bin ich froh, dass wir sie auf zwei Etappen aufgeteilt haben.
Alpe Adria Trail Deviation
Für all diejenigen, die hier vorbeikommen: Ihr dürft getrost aussen um den M. Cum gehen!
Endlich kommen wir in Tribil Superiore, dem Ender der 27. Etappe an. Weder ein Restaurant, noch ein Geschäft finden wir hier vor. Niente. Leider versäumen wir es auch, unsere Wasserflaschen am Dorfbrunnen aufzufüllen, was uns noch leid tun wird.
Hier ist noch alles in Ordnung
Es geht immer weiter über Stock und Stein durch Schatten spendende Wälder und grüne, hügelige Weiden. Ist es nicht so, dass man immer eine Wasserstelle findet, wenn man keinen Bedarf hat? Und dann ist da plötzlich kein Brunnen mehr, wenn man ihn wirklich braucht.
Durstig und überhitzt wandern wir weiter durch die Wälder. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Richtig Spass macht es aber nicht mehr.
Der letzte Tropfen Wasser ist schon lange weg und es ist schon Abend, als wir das erste Mal heute nach Tribil Superiore in die Nähe von Zivilisation gelangen. Da, ein Restaurant! Eine Fatamorgana? Nein. Zwar bezahlen wir sogar das Nachfüllen der Wasserflasche und die Cola und das Radler kosten auch mehr als aus Slowenien gewohnt, aber die kalten Getränke bringen uns im Nu die Lebensgeister zurück. „Tschschsch, aaahhhhh!“
Etwas weiter, im Park des Wallfahrtsortes Castelmonte kochen wir ein einfaches Abendgericht und geniessen die ruhige Abendstimmung unter den Föhren. Dann füllen wir unsere Trinkwasserflaschen bis zum Anschlag und laufen weiter dem nächsten Etappenziel entgegen, Cividale del Friuli.
Es dunkelt bereits, als wir irgendwo im Busch das erste Mal unsere Hängematten zwischen die Bäume hängen, um darin zu übernachten. Wohlig und erschöpft schlafen wir unter einem funkelnden Sternenhimmel ein.

Anti-Highlight (Lowlight??) des Tages

Kein Wasser zu haben. Und die unnötige, Kräfte raubende Wanderung auf den verflixten M. Cum!
Auf dem Gipfel des M. Cum. Toll, was?

Tag 11 – Etappe 28/29 des Alpe Adria Trails, 20 km – Schönes, heisses Cividale

Gut erholt steigen wir früh aus der Hängematte und machen uns auf ins wenige Kilometer entfernte Cividale del Friuli. Wie wir so durchs morgentliche Italien spazieren, treffen wir doch tatsächlich wieder einmal auf einen Fluss. Gut, seit wir die Soča überquert haben, sind erst zwei Tage vergangen. Aber ich kann dir sagen, wenn man lange zu Fuss unterwegs ist, verschiebt sich das Raum-Zeit-Kontinuum.
Vielleicht auch nicht, aber das Zeitgefühl kann einem schon recht abhanden kommen. Auf jeden Fall fühlt es sich wie viel länger an, seit wir fliessendes Wasser gesehen haben. Wir also hopp rein in den Fluss und wieder einmal waschen. Wie wohltuend!
In Cividale setzten wir uns in eines der zahlreichen Ristoranti und bestellen ein verdientes Mittagessen. Nicht fehlen darf da der halbe Liter köstlicher vino bianco di casa. Die Altstadt gefällt uns. Die typisch italienische Piazza ist umrundet von Restaurants und Bars, die engen Gassen spenden Schatten, die Delikatessen-Läden lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Es ist heiss. Sicherlich 33°C. Wir kaufen im Coop ein. Hier in Italien scheint alles etwas teurer zu sein als in Slowenien, vermittelt uns die Quittung vom Supermarkt. Als wir aus dem gekühlten Laden hinaustreten, erschlägt uns die Hitze fast. Da trinken wir lieber noch ein kaltes Bier und warten bis die Temperaturen am späteren Nachmittag etwas nachlassen.
Medusa auf der Piazza von Cividale
Nach 3 Uhr gehen wir weiter, zurück zur slowenischen Grenze. Wir kommen etwas vom Alpe Adria Trail ab und nehmen die schnellere Route der Strasse entlang. Durch kleine Dörfer, entlang von Rebbergen kommen wir zurück zum Grenzfluss hinein ins hügelige, waldige Slowenien.
Einmal zu oft verlassen wir uns auf einen Weg, der uns auf maps.me angezeigt wird, was dazu führt, dass wir uns durch einen verwachsenen Dornenbusch einen steilen Hang zurück auf die Strasse kämpfen müssen.
Nach einem letzten Abstieg zum Bach hinunter kommen wir um 8 Uhr abends endlich an. Hier unten im Dschungel ist es fast schon dunkel. Wir schlagen das Zelt auf, entfachen Feuer und nutzen das erste Mal den Grill. Der soll ja nicht vergebens im Gepäck stecken. Entrecote mit Tomate und Käse im Tortilla-teig. Und eine Flasche Rotwein. Dazu das Plätschern des kleinen Baches. Wundervoll!

Highlight des Tages

Cividale. Manchmal ist es auf einer Wanderung auch nett, wenn man nicht nur Busch, Wald und Felder um sich hat. Da ist eine schöne, italienische Stadt wie Cividale eine willkommene Abwechslung.

Tag 12 – Etappe 30 des Alpe Adria Trails, 14 km – Heiss und heisser

Schon um 10 Uhr morgens beginnt die Sonne zu brennen. Wir wandern durch schön gewundene Rebberge, vorbei an unzähligen Weingütern. Aber die slowenische Sommerhitze schafft uns fast.

Wir orientieren uns an Friedhöfen. Nein, wir suchen keine offenen Gräber. Aber wir sind sicher, dass wir auf Friedhöfen Wasser finden. Den Mittag, als die Temperaturen ihren Zenit erreichen, verbringen wir im Schatten grosser Eichen. Wir blicken über die Traubenplantage in die flimmernde Ferne. Jetzt ist eine kleine Siesta das einzig Richtige.

Auch am Nachmittag kommen wir nur langsam voran. Gesund ist es nicht wirklich, jetzt in der prallen Sonne zu gehen. Und in den Rebbergen ist kaum Schatten zu finden.
Endlich kommen wir in Dobrovo an. Das Schloss schauen wir uns nur aus der Distanz an. Wichtiger für uns ist der Merkator. Da kaufe ich kalte Cola, Radler und Bier. Draussen vor der Tür in der schattigen Hitze trinken wir alles aufs Mal.
Online suchen wir eine bezahlbare Unterkunft. Ohne Erfolg. Die nächste finden wir in Italien in zwei Tagen. Da muss die Dusche halt warten.
In Slowenien ist der Alpe Adria Trail gelb-weiss markiert
In Slowenien ist der Alpe Adria Trail gelb-weiss markiert. Aber nicht immer ist es so ganz klar, in welche Richtung wir müssen...
Glücklicherweise finden wir nicht weit ausserhalb Dobrovos einen kleinen Rinnsale. Unter anderen Umständen keine Randnotiz wert, heute aber sehr willkommen. Wir kühlen und waschen uns so gut wir können und entschliessen uns spontan, nicht mehr weiterzugehen, sondern hier zwischen den Reben auf der Wiese zu übernachten.

Highlight des Tages

Jedes bisschen Wasser, das wir an diesem heissen Tag fanden.

Tag 13 – Etappe 30-32 des Alpe Adria Trails, 24 km – Von Šmarto zurück nach Italien

Um 6 Uhr in der Früh stehen wir auf und gehen noch vor dem Frühstück die halbe Stunde zum Aussichtsturm bei Šmarto. Da oben windet es heftig, aber wir werden mit einem wunderbaren Rundumblick auf slowenische und italienische Landschaften belohnt. In der Ferne ist das Triglav Massiv zu erkennen. Auf der anderen das flache Italien, dass da hinten irgendwo ans Meer grenzt.
Das Altstädtchen von Šmarto ist herausgeputzt und auf Tourismus getrimmt. Es liegt auf einem Hügel und wird auch immer wieder aus der Distanz sichtbar sein.
Wir wandern über die Kreten durch das morgentliche Slowenien, links und rechts von Rebbergen und Weingütern begleitet. Auch Unterkünfte in Form von Appartments gibt es zu mieten, aber keine Restaurants und nur ein Laden weit und breit.
Dann überschreiten wir ein zweites Mal die Grenze nach Italien. Es ist etwas milchig heute, aber dennoch sehr heiss. Durch den schönen Park im Bosco di Plessiva, in dem wir unser Trinkwasser auffüllen können, erklimmen wir einen weiteren Hügel (der Alpe Adria Trail will wohl keinen Anstieg auslassen). Oben auf dem Gipfel steht eine Ruine, von wo man wieder eine prächtige Sicht in alle Richtungen hat; zurück nach Slowenien bis Šmarto und in die andere Richtung die Stadt Cormons und dahinter die italienische Ebene.
Das Wasser ist bereits wieder aufgebraucht. Gut, dass wir unten bei der Kirche einen weiteren öffentlichen Wasserhahn entdecken. Dort treffen wir auch wieder auf das belgische Pärchen, das wir gestern bereits zweimal angetroffen haben. Sie sind ebenfalls auf dem Alpe Adria Trail unterwegs, haben aber bereits in Villach begonnen.
Unten in Cormons stärken wir uns mit gelati e birre und wandern am späteren Nachmittag zu den Laghetti Rossi, Seen oder besser gesagt grössere Teiche in einem Naturpark. Dort kochen wir etwas Feines und beobachten die heimischen Fischer, die hier angezogen sind wie amerikanische Jäger.
Wir diskutieren über unsere Zukunft und träumen ein wenig in der Vergangenheit herum. Dann geben auch die Weltwach-Podcasts über die liebenswerte Margot Flügel-Anhalt und das spannende Leben des Mike Horns genügend Gesprächsstoff (Weltwach-Folgen 205 und 206).
Als wir auf den Hügel hinter den Seen steigen, um zwischen den Rebbergen unser Nachtlager aufzuschlagen, witzeln wir noch, das wir da oben sicher wieder auf die Belgier treffen. Und tatsächlich, sie haben sich denselben Campingplatz ausgesucht wie wir!

Highlight des Tages

Das mittelalterliche Dorf Šmarto und das Weinanbaugebiet darum herum. Mit dem Auto könnte man hier bestimmt einige Tage die Gegend erkunden.

Tag 14 – Etappe 32 des Alpe Adria Trails, 11 km – Einmal mehr an der Soča

Zum Sonnenaufgang stehen wir auf und wandern los in die Ebene des Isonzo. Oder eben auf slowenische Soča. An einem Friedhof tanken wir und gehen weiter bis wir um 10 Uhr den Fluss erreichen, wo wir uns ein erfrischendes Bad gönnen. Die Soča ist hier einiges breiter als in den slowenischen Bergen. Ein wenig kommt es uns hier am steinigen Strand wie zuhause an der Aare vor, vielleicht mit einem Hauch Tessin veredelt.
Von hier ist es noch einen Katzensprung bis nach Gradisca d’Isonzo, wo wir uns beim zuvorkommenden Furio Gaudiano im B&B Eggenberg ein Zimmer nehmen. Es wurde uns über die App Alpe Adria Trail empfohlen und hält, was uns versprochen wurde. Das Zimmer ist einfach und günstig, Dusche warm und der Garten grosszügig. Und natürlich ist, wie es sich für ein Bed and Breakfast gehört, das Frühstück inbegriffen.
Am heissen Nachmittag schlendern wir über den lokalen Markt in der Stadt und baden ein wenig im Fluss. Abends essen wir wieder einmal auswärts: Köstliche Pizza mit einem vorzüglichen vino di casa. Klischeehaft? Natürlich! Und lecker dazu.

Highlight des Tages

Wieder einmal die Soča und das abendliche Ambiente im Zentrum von Gradisca.

Tag 15 – Etappe 33 des Alpe Adria Trails, 17 km – Überhitzt

Wir wissen, dass es wieder zu heiss wird heute. Dennoch geniessen wir den Morgen mit einem genüsslichen Frühstück, das uns der liebe Furio serviert. Mit unserem rudimentären Italienisch können wir uns wenigstens ein bisschen mit ihm unterhalten. Als wir mit unseren Rucksäcken auf die Strasse treten, zeigt Furio auf den Thermometer. Vorsicht, ermahnt er uns, schon 33°C!
Aussicht Alpe Adria Trail
Skulptur mit Weitblick und einem Museum über den 1. Weltkrieg
Zunächst denke ich, dass es ziemlich gut läuft. Haben wir uns etwa an die Hitze gewöhnt? Aber dann am Mittag beginnen die leichten Kopfschmerzen, der ewige Durst, das rote Dampfkesselgefühl.
Ich habe kaum noch Kraft. Da helfen auch die schönen Pinienwälder und die gelegentliche Blicke aufs Meer nicht viel. Wir verkürzen die heutige Strecke etwas und weichen vom Alpe Adria Trail ab.
Auf dem Friedhof vom kleinen Dorf Jamiano duschen wir uns mit unseren Wasserflaschen. Etwas später nennen wir es einen Tag und spannen die Hängematten in einem Wald. Wir sind nur noch wenige Kilometer vom Meer entfernt und nur noch etwas mehr als 4 Etappen vom Ende des Alpe Adria Trails. Langsam aber sicher machen wir uns Gedanken darüber, wohin wir danach wollen. Weiter in den heissen Süden? Zurück in den nassen Norden? Oder was gibt es da noch im Osten?

Highlight des Tages

Die kühlende Dusche auf dem Friedhof und unser gemütlicher Schlafplatz.

Tag 16 – Etappe 33/34 des Alpe Adria Trails, 11 km – Duino mit Meeresfrüchten

Da hatten wir noch mal Glück, letzte Nacht! Schlafend in der Hängematte vom Gewitter gestreift. Blitz und Donner, ein paar Regentropfen. Aber nicht mehr.
Wir wandern die letzten paar Kilometer der Etappe 33 nach Duino, wo wir erstmals auf die Adria stossen.
Was haben wir uns gefreut auf das Mittagessen! Richtig italienisch, Spaghetti mit Meeresfrüchten und Fisch an Limonensauce, dazu gespritzer Weisser. Einfach köstlich! Die Freude am Essen gehört für mich einfach zum Reisen dazu.
In die Schlossanlage gleich neben unserem Restaurant „Al Pescatore“ kommen wir leider nicht hinein, weil sie nur morgens geöffnet ist (ausser am Wochenende). Von dort hätte man einen tollen Blick auf die Küste und das Castello Vecchio di Duino. Da müssen wir einen anderen Aussichtspunkt finden.
Auf der Klippe am Rande eines Pinienwaldes spazieren wir auf einem beliebten Weg aus Duino hinaus. Dort werden uns doch noch ein paar schöne Blicke aufs Meer und das Castello gegönnt. Wir geniessen die Meeresbrise und warten darauf, dass sich am späteren Nachmittag die Temperaturen aus dem roten Bereich entfernen.
Erst um halb 5 verlassen wir die bewohnte Zone an der Küste und betreten ländliches Gebiet. In den karstigen Wälder dahinter finden wir einen passenden Platz für unser Zelt. Wir erinnern uns an letzte Nacht. Auch wenn die Gegend perfekt für eine weitere Nacht in der Hängematte wäre, trauen wir dem blauen Abendhimmel nicht. Zu guter Recht.

Highlight des Tages

Die prallblaue Adria bei Duino. Und das Mittagessen
(Prallblau? Ein Insider, sorry 😉)

Tag 17 – Etappe 34/35 des Alpe Adria Trails, 20 km – Abkühlung in Trieste

Ich kann nicht schlafen. Vielleicht liegt es am aufregenden Ende meines Hörbuchs, Jo Nesbos „Der Leopard“.
Um halb 12 rauschen sie heran, lauter und lauter. Es sind die apokalyptischen Reiter.
Zuerst der Wind, der unaufhaltbar durch die Bäume fegt. Dann das Blitzen und Grollen, schliesslich die schweren Tropfen. Gut, haben wir das Zelt aufgebaut, denke ich noch, als sich die Schleusen öffnen. Für einen kurzen Moment knallt und schüttet es. Jupiter und Zeus schmeissen um sich, was sie haben.
Wir im kleinen Zelt. Im Wald. Mit lauter Bäumen um uns herum. Wartend und hoffend.
Das Dorf Prosecco mit Spitzenaussicht auf Trieste und die Adria
So schnell es gekommen ist, verschwindet das Gewitter wieder. Länger als eine halbe Stunde hat es nicht gedauert. Glück gehabt! Weder sind wir von einem Blitz oder Baum erschlagen worden, noch hat das Zelt den Wassermassen nachgegeben.
Der nächste Morgen präsentiert sich ruhig und etwas kühler. Wir wandern weiter ins Dorf Prosecco. Dann verlassen wir den Alpe Adria Trail kurz, um einen Abstecher hinunter an die Promenade am Stadtrand Triestes zu machen.
Der Obelisk von Opicina
Irgendwo verpassen wir ein Wandermarkierung und müssen die lange, steile Hauptstrasse hinuntermarschieren. Wir müssen auf den Verkehr achtgeben, aber die Aussicht auf Trieste und die azurblaue Adria ist bezaubernd.
Unten im Park direkt am Meer gibt es kleine Bars, wo wir uns mit unseren Rucksäcken zwischen die Locals setzen, um einen Sprizz bianco und die Meeresbrise zu geniessen.
Dann aber müssen wir die 400 Höhenmeter wieder zurück in die Hügel. Kurzerhand entscheiden wir, eine Nacht auf dem Camping von Opicina zu verbringen. Eine gute Wahl. Hier können wir duschen und gemütlich kochen. Der Zeltplatz ist einfach, viele Dauercamper scheinen, hier einen grossen Teil des Jahres zu verbringen. Die Leute am Empfang und in der Bar sind sehr gastfreundlich und der Ausblick hinunter auf die Stadt eine Augenweide.

Highlight des Tages

Die gemütliche Parkanlage am Meer vor Trieste, obwohl sie nicht Teil des Alpe Adria Trails ist.

Tag 18 – Etappe 35/36 des Alpe Adria Trails, 21 km – Pferdezucht in Lipica

In der Nacht war starker Wind aufgekommen. An der Rezeption sagen sie, wenn der Wind aus den Bergen anfängt, hört er für 7 Tage nicht auf. Im Sommer eine willkommene Abkühlung, im Winter aber ein grosses Problem, wenn Minustemperaturen die Wasserleitungen einfrieren.
Wir packen und brechen nach Slowenien auf. Zunächst dürfen wir weiterhin tolle Ausblicke auf Trieste und das Meer einfangen. Dann geht es hinunter durch den Wald in italienische Dörfer und von dort hinüber über die Grenze.
Hier erwartet uns das riesige Anwesen der traditionellen Lipizzaner Pferdezucht, wovon das Dorf Lipica der Namensgeber ist. Die Geschichte des Gestüts Lipica reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Helle Pferde grasen zahlreich auf den Weiden um eine Anlage herum, die etwas sozialistisch verkommen anmutet, aber gleichzeitig reiches Klientel anzieht. Hotel mit Golfplatz inbegriffen.
Wir ziehen weiter, wieder in die Berge hinauf. Ganz oben finden wir die Berghütte Kokoš vor. Ob wir ein kühles Bier möchten, fragt uns der Besitzer. Ach, wenn’s denn sein muss 😉
So erfrischt sind wir, dass wir wieder einmal den falschen Pfad einschlagen. Wir den Hang wieder hoch und auf der anderen Seite hinunter. Noch befinden wir uns in Slowenien. Aber ein Steinwurf entfernt liegt bereits wieder italienisches Hoheitsgebiet. Jeden Tag queren wir die Grenze, hin und her dem Ziel des Alpe Adria Trails zu: Muggia.
Im Wald entdecken wir dank maps.me eine Wasserquelle. Ein guter Ort, unser Zelt aufzustellen.

Highlight des Tages

Soll ich Lipica sagen? Die Pferde waren anmutig anzuschauen. Aber das ganze Anwesen empfanden wir als etwas seltsam. Uns gefällt’s halt besser in den Bergen. Und da es in Slowenien nicht sehr viele davon gibt, war wohl unser Highlight des Tages die Berghütte Kokoš, umgeben von Sonne und Pinien.
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Tag 19 – Etappe 36/37 des Alpe Adria Trails, 19 km – Auf zur letzten Etappe

Wieder erwachen wir zu einem sonnigen Tag. Entlang der Grenze spazieren wir durch Slowenien, kreuzen bald nach Italien hinüber und stehen vor dem spektakulären Rosandratal. Wow! Was für eine Aussicht. Wir wähnen uns beinahe im Westen der USA.
Die Wanderroute führt uns quer durchs felsige Tal hinab nach Bagnoli della Rosandra, wo die letzte Etappe des Alpe Adria Trails startet. Das Rosandratal ist bekannt. Plötzlich sind wir nicht mehr die einzigen auf dem Weg. Wie schon einmal erwähnt: Wo es Wasser gibt, sind auch Menschen. Auch wenn der Fluss, der das Tal geformt hat, wenig Wasser führt, baden können sie hier trotzdem.
Im Dorf kaufen wir für heute Abend und das Morgenessen ein. Dann, wie gehabt, auf zum Friehof, Wasser tanken und hoch in die Berge. Steil kämpfen wir uns den gerölligen Pfad hoch, bis wir bei der Burg Socerb ankommen. Die Ruine beeindruckt uns wenig, leider ist das Restaurant geschlossen. Auch die weite Sicht auf Trieste war schon schöner. Viel Industrie ist von hier zu sehen.
Auf der anderen Seite erspähen wir jedoch unser vorläufiges Ziel, das wir morgen erreichen sollten. Zunächst führt uns der Weg wieder steil hinab, dass es brennt in den Knien. In Osp finden wir ein Restaurant, zu dem ein kleiner Zeltplatz gehört. Sollen wir es uns hier gemütlich machen? Nein, ein letztes Mal wollen wir in der Wildnis übernachten.
Einen Teil des nächsten Aufstiegs schaffen wir heute noch. Wir legen uns in die Wiese am Waldrand und betrachten den Sternenhimmel. Plötzlich hören wir den Flügelschlag eines grossen Vogels, der genau im Baum über uns landet. Vorsichtig leuchte ich mit der Taschenlampe hinauf. Echt jetzt? Da sitzt wahrhaftig eine Eule auf dem Ast. Ich schalte die Taschelampe wieder aus.
Wir sind mucksmäuschenstill und lauschen der Nacht. Nach einer Weile vernehmen wir die Flügelschläge wieder. Da fliegt sie hin, unsere Gastgeberin.

Highlight des Tages

Das Rosandratal mit seinen schönen Badestellen. Aber auch das Erlebnis mit der Eule, der Königin der Nacht.
Am Ende werden langsam die Beine schwer 😉

Tag 20 – Etappe 37 des Alpe Adria Trails, 17 km – Ende des Trails

Nach der letzten Steigung folgt – na, was? – noch ein letzter Anstieg. Mit Kaffee und Frühstücksbrot gestärkt packen wir ihn an. Durch das Dorf Tinjan spazieren wir hinunter ins Meer. Und dann endlich marschieren wir im Altstädtchen von Muggia ein, hocherhobenen Hauptes. Nicht, dass es irgendjemandem auffiele.
Aber wir haben es tatsächlich geschafft. Nicht den gesamten, aber immerhin den slowenischen und italienischen Teil des Alpe Adria Trails. 
Wir haben Gefallen gefunden am erfrischenden gespritzten Weissen, den man hier für etwa 2 Euros bekommt, und stossen an.
Am Ende des Alpe Adria Trails
Am Ende des Alpe Adria Trails
Es ist Mittag. Der Trail ist zu Ende, aber unsere Wanderung noch lange nicht. Nachdem wir uns Muggia angeguckt, Pizze und Gelati vertilgt haben, gehen wir abermals über einen Hügel, zurück nach Slowenien, und quartieren uns für eine Nacht auf einem zweckmässigen Campground vor Koper, Sloweniens grosser Hafenstadt, ein.
Von hier wollen wir morgen den Bus, bzw. mehrere Busse nach Piran nehmen. Wir überspringen diesen Teil der Strecke bewusst, um nicht kilometerweit dem Hafengebiet von Koper zu folgen. Weiterwandern können wir vom schönen Städtchen Piran aus, von wo es nur noch wenige Stunden bis zur kroatischen Grenze wären.

Highlight des Tages

Ja, das Gefühl, unser Ziel, das Ende vom Alpe Adria Trail in Muggia, erreicht zu haben. Bravo! *Schulterklopf*

Bonus: Die Tage danach

Der Busbahnhof in Koper ist zu, aber nicht ausgestorben. Immerhin sind wir nicht die einzigen, die auf einen Bus warten. Wir müssen jedoch feststellen, dass der Online-Fahrplan nicht brauchbar ist. Zwar werden einige Busse pro Tag von Koper nach Piran angegeben, aber fahren tun sie nicht dann, wenn sie sollten.
Der Küste entlang nach Piran
Egal, billig ist die Fahrt allemal (80 Cents pro Person) und eine Stunde später als gedacht steigen wir am Hafen Pirans aus. Wir haben einen Zeltplatz in der Nähe gefunden (Camping Fiesa), der, wie in den Kommentaren angepriesen, nicht unbedingt einen Besuch wert ist. Voll und heiss ist es dort, so auch am Strand vorne. Für eine Nacht wird er es aber schon tun.
Wir sind ja nicht aufgrund des Zeltplatzes hier. Nein, wir wollen uns Piran anschauen. Die verwinkelten Gässchen, die alten Häuser, die Piazza… ein Besuch am westlichsten Punkt Sloweniens lohnt sich. Klar, der Ort ist überaus touristisch; es wimmelt nur so von Restaurants und Unterkünften. Aber trotz den vielen Menschen empfinden wir Piran als angenehm (ganz anders das Nachbarsdorf Portorož, der Ballermann der Region).
Wie alle hier setzen wir uns an einen Tisch an der Promenade, bestellen ein Bier und gucken Menschen. Nach einem köstlichen Abendessen beobachten wir die Sonne, wie sie gold-rot im Meer versinkt. Ein wenig Urlaub nach all der Wanderei haben wir uns sehr wohl verdient.

Wie es weiterging

Am nächsten Tag warfen wir uns die Rucksäcke wieder auf. Das Ziel: Ein kleiner Zeltplatz an der Küste Kroatiens, 12 km von der Grenze. Dort verbrachten wir ein paar meist sonnige Tage am Meer, feierten Serainas Geburtstag und überlegten uns, in welche Richtung wir weiterwandern wollten.
Was dabei herauskam, kannst du in den Artikeln
 
 
und
 
Ich finde, die 20 Tage auf dem Alpe Adria Trail waren ein voller Erfolg. Die allermeiste Zeit verbrachten wir draussen in der Natur und doch war die Zivilisation nie so weit entfernt, dass wir gross im Voraus planen mussten, was z.B. Nahrungsmittel anbelangt. Spannend war auch, die Grenze zwischen Slowenien und Italien verschwimmen zu sehen. Wären die Sprache und auch die Kultur nicht so unterschiedlich, wer hätte bemerkt, dass er/sie sich nicht mehr im selben Land befand.

Gerne wären wir immer weiter südwärts gewandert, um Teile Kroatiens zu erkunden. Aber Ende August war es dort noch so heiss, dass es wahrscheinlich mehr Qual als Freude gewesen wäre, die Wanderung nach Süden fortzusetzen. Trotzdem, am liebsten wären wir einfach weitergegangen, ohne Ziel, zu Fuss, einfach der Nase nach.

 

Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Fin

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