
Durch die Atacama und Uyuni
Südamerika-Tour 2013-2015 – Teil VIII
Innert zwei Wochen reisten wir im Eiltempo mehrere tausend Kilometer von Geoffs Kabine bis nach Chile, wo wir nun endlich richtig rasten dürfen. Mehrere Flüge und Nachtbusse brachten unsere innere Uhr in Rage, unsere Körper zum Aufruhr.
Wohl wissend, dass ein Aufstand kurz bevorstand, zwangen wir uns weiter und weiter in den Süden, um früh genug in San Pedro de Atacama anzukommen und so Seele und Körper eine Verschnaufpause zu verschaffen.

Und was für eine Wonne, jetzt an der Sonne zu sitzen, unter stahlblauem Himmel, einem herrlichen, europäischen Sommertag nicht unähnlich, den Wind an der Haut zu spüren in einer grünen Oase, umrundet von rotbraunem Wüstensand, hier am Rande der Atacama.

Langer Weg nach Peru
In den zwei Monaten in Kalifornien, in denen wir Geoffs Kabine und die Redwoods manchmal tagelang nicht verliessen, haben wir das Gefühl „ridgy“ kennenlernen dürfen. Von „ridgy“ (von Ridge, also Berg- oder Hügelkette) spricht man, wenn man zu viel Zeit allein im Wald, oder eben auf seinem Hügel, verbracht hat und deshalb beim Verlassen seines sicheren Zuhauses eine mulmige Verstimmung in der Magengegend verspürt.
Nicht nur darum freuen wir uns, unsere Sachen wieder einmal zusammenzupacken und zu verreisen. Dennoch, der Gegensatz hätte nicht gleich so krass sein müssen. Aber so hat er sich eben ergeben.

Zunächst fährt uns Geoff nach San Francisco, wo wir uns von ihm verabschieden und versprechen, uns bald wieder zu sehen. Am nächsten Tag kommen wir nach einer achtstündigen Busfahrt in Los Angeles an. Einen Tag lang haben wir Zeit, den hippen – ich mag das Wort überhaupt nicht, aber wenn es irgendwo hinpasst, dann hier – Stadtteil Santa Monica zu besichtigen. Wir sind uns beide einig: Wenn möglich, sind wir das letzte Mal hier.

Dann endlich geht unser Flug nach Lima. Der Trip ist eine Qual. Er war billig und deswegen jetten wir quer durch die Staaten, steigen zweimal um und kommen erst 24 Stunden später in Peru an. Erledigt schmeissen wir uns ins Hotelbett.

Wir haben nicht viel Zeit. In zwei Wochen sind wir mit Serainas Eltern in San Pedro, Chile, verabredet, 2000 Kilometer südlich von hier. Und wir wollen nicht fliegen. Im Gegenteil, wir planen einen Umweg über Bolivien, um uns ein Bild von dem Land zu verschaffen, durch das wir Esther und Roland führen wollen.

In den zwei Tagen in Lima bekommen wir nur einen kurzen Einblick in die Stadt. Mir zu gross, grau und chaotisch, aber Seraina fühlt sich wohl.
Kurz vor unserer Abreise sind wir bei Henry und seinen Eltern zum Mittagessen eingeladen. Ihn haben wir vor über einem Jahr in San Gil, Kolumbien, kennengelernt. Obwohl wir ihn nur flüchtig kennen, fühlen wir uns bei ihm herzlich willkommen. Schade, müssen wir schon weiter.

Farbenpracht in Cusco
Achtzehn lange Stunden im Bus werden uns prophezeit. Aber erst 25 Stunden später kommen wir auf 3400 Metern über Meer in Cusco an. Erschöpft entschliessen wir, hier ein paar Tage zu rasten.

Trotz unangenehmen Kopfschmerzen, verursacht durch den zu schnellen Höhenanstieg, gefällt uns die Stadt wirklich gut. Die meisten, wenn nicht alle (andern), Besucher des UNESCO-Welterbe kommen hierhin, um den berühmten Machu Picchu zu bestaunen.

Wir nicht. Uns ist die Ein- bis Zweitages-Tour momentan zu teuer. Vor allem aber wollen wir hier eine kleine Reisepause einlegen. Wer uns fragt, ob wir gingen, belügen wir, Schimpf und Schande befürchtend.

Wir begnügen uns damit, durch die schönen Gassen der Altstadt zu schlendern, auf den farbenprächtigen Märkten interessante Gerichte zu kosten und natürlich die vielen Indigenen mit ihren runzligen Gesichtern, bunten Kleidern und langen, schwarzen Zöpfen zu bewundern.

Titicaca - La Paz - Atacama
Einige Tage später steigen wir in den nächsten Nachtbus, der uns nach Copacabana am Titicaca-See in Bolivien bringt. Der höchstgelegene, befahrbare See der Welt und die Landschaft rundherum ist schön. Aber weniger, als ich mir erhofft habe. Die kleine Stadt besteht fast nur aus Hotels, Tour-Büros und Restaurants.

Wir wollen keine Tour zur Isla del Sol, der Legende nach der Ursprungsort der Inkas, oder zu den Floating Islands, den von der indigenen Bevölkerung, den Urus, aus Schilf handgemachten Inseln auf dem See, machen. Zu touristisch. Zu abgestanden.

Stattdessen geht die Reise am nächsten Tag weiter. Auf der dreistündigen Busfahrt nach La Paz wünschten wir uns einen eigenen fahrbaren Untersatz. Um anzuhalten. Zu fotografieren. Zu sehen und staunen. Immer wieder tritt der riesige Titicaca-See in blauen, manchmal karibisch grünen Farbtönen zwischen den kargen Bergen hervor.

Der Anblick während der Einfahrt in die Grossstadt erschüttert mich. Alles in dieser Gegend ist aus billigen, rostroten Backsteinen erbaut. Erst als wir ins Zentrum hinab in einen gewaltigen Talkessel ruckeln, wird La Paz interessant. Von hier, einem nördlichen Stadtteil, kann man über die ganze restliche Stadt blicken. In der Ferne türmt sich der schneebedeckte, 6500 Meter hohe Illimani auf.

Zwei Tage lang spazieren wir durch den touristischen Kern von La Paz. Es gilt dasselbe wie in Cusco: Hierher müsste man mal mit einem leeren Rucksack und vollem Geldbeutel kommen. Ponchos, Jacken, Pullis, Socken, Hosen, Kappen und Handschuhe in allen Farben und Mustern, meist aus Lama- oder Alpacawolle… Hier findet man die schönsten Winterkleider.

Nach insgesamt drei Tagen in Bolivien fahren wir weiter Richtung chilenische Grenze. So hässlich, kahl und Baustellen überlastet wie der erste Teil, von der Fahrt ist – von La Paz nach Oruro –, so märchenhaft schön ist die Strecke an die Grenze. Wiederum zu schade, dass wir nicht anhalten können. Die mondartige Wüstenlandschaft, seine Salzpfannen und die Steppen, auf denen unzählige Lamas und Schafe weiden, fordern uns dazu auf. Der Busfahrer jedoch nimmt seinen Zeitplan ernst.

23 Stunden im Bus später fahren wir in die Oase San Pedro de Atacama ein. Wir haben unser Etappenziel erreicht; zwei Wochen nachdem wir Kalifornien verlassen haben, fünf Tage vor Ankunft von Serainas Eltern.

In diesen Tagen werden wir ausspannen, keine Wecker stellen, in die Sterne gucken und die Wärme in diesem kleinen Wüstendörfchen aufsaugen. Bald genug geht es von neuem los, durch die salzverkrusteten Flächen der Atacama und Uyuni, zurück in die kühlen Höhen der Altiplanos von Bolivien. Diesmal jedoch in Belgeitung der (Schwieger-)Eltern.

Atacama - Uyuni - Cochabamba - La Paz - Iquique
Mit Esther und Roland, die wir in San Pedro in Chile empfingen, erkundeten wir per privaten Tour zuerst die Atacama-Wüste und dann die vielen verschieden farbigen Lagunen im Altiplano von Bolivien. Danach ging es von teilweise über 4500m.ü.M hinab nach Uyuni, wo wir den grössten Salzsee der Welt überquerten.









In Uyuni, einem kleinen Wüstenstädtchen, das vom Salz und Lithium des Salzsees lebt, nahmen wir den Bus über Potosí nach Sucre, der weissen Stadt. Sucre teilt sich mit La Paz den Namen Hauptstadt von Bolivien. Es ist eine hübsche Stadt, in der man bei warmen Klima in Parks oder Cafés sitzen und den Menschen zu schauen kann. Ausser man muss sich wie Simon gerade die Weisheitszähne ziehen, was ja für die meisten nicht gerade der angenehmste Zeitvertrieb darstellt.





























Danach wollten wir zusammen etwas Dschungel erleben und fuhren über Cochabamba (eine laaaange, rucklige Nachtbusfahrt) von etwa 2700m auf 300m runter nach Villa Tunari, wo wir eine Wildtier-Auffangsstation besuchten. Die schwül-heissen Temperaturen hielten wir jedoch nicht lange aus.








Am nächsten Tag waren wir bereits zurück in Cochabamba, woher wir später einen Bus nach La Paz bestiegen. Eine weitere Fahrt durch das karge Hochland Boliviens, auf kurvigen Strassen vorbei an am Wegesrand bettelnden Kindern, zahllosen Scherbenhaufen und Kreuzen, die von tödlichen Unfällen zeugen, und faszinierenden, weiten Flächen auf mehr als 4000m Höhe.

La Paz hat uns allen ziemlich gut gefallen. Gutes Essen, die farbigen Märkte, der Ausflug zu den Tiwanaku-Ruinen…





Damit wir nicht nochmals 15 Stunden im Bus sitzen mussten, entschieden wir uns, von La Paz nach Iquique, unserer letzten gemeinsamen Destination, zu fliegen. Zurück in Chile genossen wir die Tage am Strand, bis schliesslich Roland und Esther sich von uns verabschiedeten und sich auf den Rückweg in die Schweiz machten.

Weiter nach Peru
Wir hingegen reisten am selben Tag nach Peru hinauf, wo die Preise viel erträglicher sind als in Chile. Weihnachten verbrachten wir in Arequipa, das von malerischen Vulkanen im Hintergrund geschmückt wird.

Langsam reisen wir nun nach Lima hoch. Ein vorerst letztes Mal verbringen wir ein paar Tage am Strand, wo sie an Silvester auch hier im kleinen Chala riesigen Lärm produzierten.

Südamerika-Tour 2013-15
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