Griechenland

Athen zu Fuss

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Seit über drei Wochen steht unsere Loki nun beim Mechaniker in Varkiza, 20 km ausserhalb von Athen. Noch wissen wir nicht, wann und wie es für uns weitergeht. Währenddessen machen wir das Beste aus der Situation und erkunden Athen zu Fuss.
Das Metro- und Busnetz ist zwar sehr gut und nicht kompliziert, dennoch ziehen wir es vor, zu Fuss unterwegs zu sein, um all die kleinen und grossen Details zwischen A und B mitzubekommen.
Als kleines Beispiel: Statt die Metro von unserer Unterkunft bis zum Stadtteil Monastiraki zu nehmen, entschieden wir uns vor einigen Tagen, die 3 Kilometer zu gehen, obwohl wir die Strecke schon kannten. Es war bereits dunkel. Nach dem Nationalgarten spazierten wir Richtung Syntagmaplatz. Wir sahen von weitem, dass dort etwas vor sich ging. Die Polizei hatte die Strasse gesperrt, die zum griechischen Parlament führt. Daneben bewegte sich ein langer Umzug von Menschen, die ihre Solidarität gegenüber der Ukraine Ausdruck verleihen wollten.
Uns führte dieser Moment vor Augen, wie real Putins Krieg ist, nachdem wir nur Bilder und Geschichten aus dem Internet kannten. Und dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, in Frieden leben zu dürfen, wie wir das gewohnt sind.
Indem wir in Athen zu Fuss unterwegs sind, kennen wir die Stadt und ihre wirren Strassen nach einer Woche schon sehr gut. Auch aufgrund einiger wertvoller Tipps unserer einheimischen Freunde.
Wir alle haben schon einmal von der Akropolis gehört und tatsächlich ist jede Reise nach Athen, ohne dieses imposante Monument zu besuchen, unvollständig. Dann sind da noch viele andere antike Sehenswürdigkeiten, wie die Agora in Athen, die Römische Agora, das Olympieion (Tempel des Zeus), die Hadriansbibliothek und das Olympiastadion. Sie alle befinden sich relativ nahe beieinander, so dass man das antike Athen bequem zu Fuss erkunden kann.

Da gibt es aber noch vieles mehr zu sehen in Athen. Jedes Quartier hat seine Besonderheiten. Manchmal reicht es, um von einer Strasse voller Bars und Cafés um eine Ecke zu biegen, um in einer leeren Gasse zu stehen und den Trubel sogleich zu vergessen.

Um von diesen verschiedenen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten ein Bild zu erhalten, machen wir doch jetzt gemeinsam einen Spaziergang durch Athen. Nur so als Anmerkung: Was wir hier als einen langen Spaziergang beschreiben, haben wir in viele kleine Abschnitte innerhalb unseres 10-Tage-Aufenthalts in Athen aufgeteilt.

Fangen wir beim schon erwähnten Syntagmaplatz an. Er liegt zentral und ist leicht zu erreichen, ob zu Fuss oder im öffentlichen Verkehr. Für politische Kundgebungen und Demonstrationen ist er Kehr- und Angelpunkt. Er lädt mit seinen Parkbänken und Schattenplätzchen aber auch zum Verweilen und Menschen-gucken ein. Von hier nehmen wir die autofreie Ermoustrasse Richtung Westen, die mich an die Zürcher Bahnhofstrasse erinnert, eine wie es sie in Städten auf der ganzen Welt gibt. 

Gesäumt wird sie von zahllosen Modeläden mit Rang und Namen. Für uns höchsten interessant, um die vielen Menschen zu beobachten, die durch sie flanieren. Was man nicht in jeder Bahnhofstrasse findet, ist die byzantinische Kapnikarea Kirche, deren typische Merkmale das runde Dachgewölbe und die Bogenfenster sind. Sie steht mittendrin, zwischen moderner Geschäften, so dass man sie sicher nicht verpasst. Exakte Ebenbilder finden sich überall in der Stadt und anderen Teilen des ehemaligen Byzanz.

Wir gelangen zum Monastirakiplatz, der von unzähligen Restaurants umgeben ist. Wir befinden uns immerhin am Fusse der Akropolis, dem Touristenzentrum Athens. Hier befinden sich auch die meisten anderen antiken Tempel und Gebäude, die oft nur noch aus einzelnen Säulen bestehen, manchmal aber erstaunlich gut erhalten sind (z.B. der Tempel des Hephaistos). Wir hatten das Glück, letzten Montag, den 7. März, den Sonntagsmarkt miterleben zu dürfen.
Sonntagsmarkt am Montag?

Fastenzeit in Athen

Ende Februar/Anfang März ist Beginn der Fastenzeit, die in Athen ausgiebig gefeiert wird. Zuerst mit Tsinopempti (dem „Räucherdonnerstag“, ich kenne den deutschen Ausdruck nicht), an dem nochmal so richtig Fleisch gehamstert wird. Man sieht überall, drinnen wie draussen auf der Strasse, einfache Grills, von denen köstlicher Duft aufsteigt. Traditionell vertilgten die Griechen an diesem Donnerstag ihren Fleischvorrat, denn danach werden Körper und Geist mit 40 Tagen fleischlosem Fasten gereinigt. Wie Karneval (Lateinisch: carne levare) lässt sich das griechische Fest Apokreas mit „weg vom Fleisch“ (apo: weg vom, kreas: Fleisch) übersetzen.
Elf Tage später zelebrieren sie Kathara Deftara („sauberer Montag“); ein weiterer Feiertag, an dem geschlemmt wird. Diesmal jedoch fleischlos, soll heissen, es werden keine Wesen mit Blut, auch keine Eier, Milch oder Fisch angerührt. Dennoch riecht es verdächtig nach Meeresfrüchten. Shrimps, Calamari und Muscheln scheinen genügend blutlos zu sein. Naja, sie leben hier am Mittelmeer.
Ein grosses Spektakel an diesem sauberen Montag ist das Drachenfliegen auf dem Philopappou Hügel. Hier versammeln sich jung und alt im Park gegenüber der Akropolis und lassen Drachen in allen Farben steigen. Wir sehen Familien picknicken und Kinder wie Erwachsene begeistert ihre Drachen anfeuern. Kali Sarakosti! Happy Fastnacht!
 
 
Und aufgrund des verlängerten Wochenendes, so meine Annahme, findet der Sonntagsmarkt am Montag statt.
Wir fühlen uns in der Zeit zurückversetzt. Staunend bahnen wir uns einen Weg durch die Massen. Kunsthandwerk in allen Formen und Farben. Handgemachte T-Shirts, eine alte Frau, die ihre Wolle von Hand spinnt, bevor sie sie zu Socken verarbeitet, altes Aufziehspielzeug aus Blech, Leder- und Holzwaren, ein Künstler mit Zigarette im Mund, der wie ein Trickbetrüger die Leute anzieht, ein Puppenspieler, der Musik aus seinen Figuren zaubert, ein die Welt hochstemmender Pantomime… Und so viele Menschen an einem Ort, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben!
Wir haben diverse Ruinen ausgelassen, für die man Eintritt zahlt, darunter:
(Die Links verweisen auf Wikipedia, falls du dich für Einzelheiten der Sehenswürdigkeiten interessierst)
Tipp: Auf etickets.tap.gr kannst du dir einfach dein Eintrittsticket online kaufen, entweder für einzelne Eintritte oder als Combo-Ticket für alle Anlagen.
Eintrittspreis: 20 Euros (nur 10 Euros zwischen 1.10. und 31.3.), 30 Euros für das Combo-Ticket.
Bevor wir zur Akropolis kommen, sehen wir uns den Philopappou Hügel an. Von hier erhaschen wir einen schönen Blick auf die Südseite der Akropolis (die momentan eingerüstet ist und renoviert wird). Wir sehen uns die vergitterten Höhlen an, die verheissungsvoll „Gefängnis des Sokrates“ heissen.

Dann gehen wir endlich rüber, hoch in die „Oberstadt“ Athens. Auch jetzt in der Nebensaison sind wir lange nicht die Einzigen, die sich auf dem über 2500 Jahre alten Areal tummeln. Hier soll Athene den ersten Olivenbaum gepflanzt haben. Die Wiege der Demokratie. Zentrum der antiken Welt.

Im Odeon des Herodes Atticus, einem wunderbar erhaltenen Freilichttheater, werden im Sommer kulturelle Darbietungen aufgeführt. Es wirkt auch ohne Zuschauer erhaben, insbesondere mit der Klaviermusik, die im Hintergrund abgespielt wird.

Viel mehr als die alten Säulen fasziniert mich jedoch der fabelhafte Ausblick über Athen. Sie ist eine Gigantin, diese Stadt. Lauter weisser Gebäude, so weit das Auge blickt. Von den Bergen im Norden bis zum Hafen von Piräus am Meer im Süden. Einfach toll!

Menschen aus aller Welt spazieren durch die Tempelanlage. Ein Kauderwelsch aus Sprachen dringt an unsere Ohren. Die Aufpasser passen auf.
„Bitte keine Früchte essen hier.“
„Nicht hinlegen.“
„Hey, runter da!“
„Weitergehen, es gibt nichts zu sehen.“ Nein, das habe ich dazu gedichtet.
Vorbei am Dionysostheater kommen wir zum Hinterausgang des Geländes. Gerade rechtzeitig, denn pünktlich um 17.00 Uhr schliessen sie in den Wintermonaten. Durch das Altstadtviertel Plaka, das von Bars, Restaurants und Souvenirshops überquillt können wir entweder zum Monastiraki- oder Syntagmaplatz zurückkehren oder weiter durch den Hadriansbogen zum Tempel von Zeus gehen ( auch gerade in Restauration).
Nur wenig weiter steht das Panathinaiko Stadium, Austragungsort der ersten modernen Olympischen Spielen 1896. Heute kann man es mit einem Audio-Guide besichtigen oder, wie wir, durch den Hintereingang von oben anschauen. Ein monumentales Bauwerk, das zum Stadtbild Athens gehört.
Damit du dir der Distanzen bewusst wirst: In der Ferne auf dem Felsen sehen wir die Akropolis thronen, sie ist etwa 2 km westlich vom Stadium. In nördlicher Richtung sehen wir den Lykabettos Hügel mit der St. Georg Kapelle auf der Spitze, in etwas mehr als 2 km Entfernung. Zu ihm kommen wir gleich noch.

Zuerst spazieren wir aber gemütlich durch den dschungeligen Nationalgarten, vorbei am Kongresszentrum Zappeion, hinein ins grüne Labyrinth. Die grüne Lunge der Stadt zieht nicht nur uns magisch an. Gerade am Sonntag ist er voll von Spaziergängern, Joggern und Menschen, die Entspannung von der Grosstadt suchen.

Zappeion
Wir wollen uns einen weiteren Blick über Athen aus der Vogelperspektive verschaffen. Dazu schlendern wir zunächst durchs schicke Quartier Kolonaki, elegante Restaurants und Schmuck-Boutiques reihen sich hier aneinander, und steigen dann die vielen Treppen zur Spitze des Lykabettos Hügels hinauf. Wer den steilen Weg nicht gehen mag, kann die Zahnradbahn nehmen.
St. Georg Kapelle
Oben wird einem wieder die immense Grösse Athens bewusst. Sie ist einfach ein Moloch, platzt aus allen Nähten, aber ist keineswegs hässlich. Wo Bogotá in Kolumbien aus orangen Backsteinen besteht, strahlt Athen in weiss. 360°.
Besonders zu Sonnenuntergang drängen sich hier die Leute. Verständlich, wenn man die wahnsinnige Weitsicht bedenkt.

Wir sind noch nicht fertig. Steil geht es auf der anderen Seite wieder runter. Wir überqueren viele enge Strassenzüge in nordwestlicher Richtung und merken, das immer mehr Häuserwände farbig angesprayt sind. Wir kommen an Plattenläden vorbei, betrachten uns die Schaufenster antik wirkender Buchhandlungen, passieren kultige Bars, alternative Restaurants, Buchbindereien, Druckwerkstätten…

Wir lesen Sprüche an Hausmauern wie „No pasaran“ und „Capitalism must fall“ oder „Antifa Bullies“, und wir wissen, wir sind im anarchistischen Viertel Exarchia angelangt. Hier kriegen wir das etwas andere Athen zu Gesicht.
Es gefällt uns hier. Wir würden sie gerne alle besuchen, die spannenden Bücherläden, die alles andere als den Mainstream verkaufen (leider das meiste auf griechisch), die vielen interessanten Restaurants und Bars, das autonome Kino.
Wir gehen weiter Richtung Norden durch einen grossen der zahlreichen Parks in Athen und kommen in den Stadtteil Kypseli. Hier wohnt Aggelos‘ Freundin Nicole, die uns empfohlen hat, ihr Viertel zu besuchen. Es wird weniger von ausländischen Touristen frequentiert, ist aber Zuhause für viele Einwanderer aus afrikanischen und arabischen Ländern. Neben typisch griechischen Cafés sehen wir auch afrikanische Restaurants und Shisha-Bars entlang einer langgezogenen Fussgängerzone.
Hier lassen wir unserer Erkundungstour „Athen zu Fuss“ zu Ende gehen; wenn wir wollen, mit einem Tisch voller leckeren Meze-Köstlichkeiten (griechische „Tapas“) und einem Raki oder Rakomelo (warmer Raki mit Honig).
Noch haben wir lange nicht alles gesehen, was die Stadt zu bieten hat. Dennoch fühlen wir uns fast wie zuhause, jedes Mal, wenn wir unser gemütliches Airbnb verlassen und auf die Strassen Athens treten.

Mittlerweile sind wir zurück in Varkiza und hoffen, dass unser Wohnmobil bald wieder fahrtüchtig ist.

Ob und wann es soweit ist, erfährst du im letzten Beitrag Panne in Griechenland, wo wir dich mit Updates auf dem Laufenden halten.

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