Australien

Wie kaufe ich ein Auto in Australien?

– und wie nicht.

Natürlich, du könntest Australien per Bus und Zug bereisen. Es macht sogar Sinn, in diesem riesigen Land zwischendurch zu fliegen und dir ein Auto oder Camper zu mieten; vor allem dann, wenn du nur wenige Wochen Zeit hast.
Aber macht es nicht am meisten Spass, den roten Kontinenten mit dem eigenen Fahrzeug zu erkunden? Je nachdem…
Wir geben dir hier ein paar Tipps, was du wissen solltest, bevor du ein Auto in Australien kaufst.
Warum wir wissen, wie man ein Auto in Australien kauft? Weil wir an der eigenen Haut erleben mussten, wie man es nicht machen sollte.

1. Lass dir Zeit!

Wir haben uns nur etwas mehr als eine Woche Zeit genommen, ein passendes Fahrzeug zu finden. Wir wussten, dass die gebuchten Tag im Airbnb schnell aufgebraucht sein würden und dass es danach schwierig würde, eine der beliebten Unterkünfte in Perth zu bekommen. Alles bis auf weiteres ausgebucht!
Motor kaputt
Was stimmt da wieder nicht?
Also begingen wir Fehler Nr. 1: Wir waren übereilig beim Kauf unseres Autos. Zugegeben, dazu kam die Tatsache, dass zurzeit gebrauchte Autos in Australien äusserst begehrt sind. Wir mussten uns also zügig entscheiden, wenn uns niemand ein Deal aus der Hand schnappen sollte (dazu mehr in Serainas Tagebuch weiter unten).

2. Service-Buch vorhanden?

Wenn du ein Gebrauchtfahrzeug kaufen möchtest, solltest du wissen, ob es regelmässig im Service war, was über die Jahre an Verschleissteilen ersetzt wurde (und was nicht!), wie viele Vorbesitzer es hatte, etc.
Wenn ein vollständiges Service-Buch vorhanden ist, sollte das alles ersichtlich sein.
Hatte unser Auto ein Service-Buch? Nein. Fehler Nr. 2.
Wie ein Auto in Australien kaufen
Dieser Bus rettet uns aus dem Outback

3. Dealer Vs. Privatverkäufer

Da scheiden sich die Geister. Kann man Auto-Dealern trauen? Naja, so wie man Privatverkäufern trauen kann.
Beim Dealer erhälst du aber je nachdem eine Garantie (oder du kannst sie dir dazukaufen), was eventuell für den Dealer spricht. Lies dir die Garantie aber genau durch. Und frage dich, was dir die Garantie bringt, wenn du dich bereits an der anderen Küste Australiens befindest, wenn das Auto abliegt.
Wir kauften unser Auto privat. Der Verkäufer hat sich nach unserer Panne nicht lange nach dem Kauf herzlich wenig für uns interessiert. War das ein Fehler? Vielleicht.

4. Wie viele Kilometer?

Wie wichtig dieser Punkt ist, liegt in deinem Ermessen. In Australien werden Autos verkauft, die weit über 200’000 km auf dem Tacho haben. Es ist keine Seltenheit, ein Backpacker-Bus mit 400’000 km in den Angeboten zu finden. Sogar Fahrzeuge mit über 700’000 km (!) haben wir gesehen.
Ich sage mir immer, lieber etwas mehr Kilometer, aber regelmässige in Bewegung, als wenige Kilometer, aber 15 Jahre gestanden. Ganz nach dem Sprichwort: Wer rastet, rostet.
Unser Auto hatte beim Kauf 226’000 km auf dem Buckel. Ich dachte mir, ja dann macht es auch 236’000 km. Weit gefehlt, bei 229’000 km war Schluss.
Wenn du dir unsicher bist, gehe zurück zu Punkt 2 – Service-Buch vorhanden?
Liegengebliebenes Auto
Noch einer, der liegen geblieben ist

5. Fahrspass

Nicht zuletzt sollte dein neues Auto auch ein wenig Spass machen. Wenn du tausende von Kilometern hinter dem Steuer sitzt und das fahren alles andere als ein Vergnügen ist, wozu hast du dir das Auto dann gekauft?
Bei uns ritt immer die Sorge mit, ob und wie weit wir es wohl mit dieser Kiste noch schaffen würden. Vor allem nach dem ersten Überhitzen des Motors.
Roadtrain in Australien
Roadtrain in Australien
Es kommen natürlich noch weitere Punkte dazu, um zu entscheiden, wie du ein Auto in Australien kaufen solltest.
 
Zum Beispiel:
  • wie hoch dein Reisebudget ist
  • wozu du das Fahrzeug brauchst. Willst du ein gewöhnliches Auto für meist asphaltierte Strassen (ab 3000 AUD), einen Campingbus (~10’000 AUD) oder einen robusten 4WD (über 20’000 AUD)? (Stand 12/22)
 
Aber dies sind Fragen, die du vor den 5 oben genannten Punkten beantworten musst.
Zelten im Outback
Am Vorabend war die Welt noch in Ordnung

Wo kaufe ich ein Auto in Australien?

1. In Grossstädten hast du mehr Auswahl.
In WA (Western Australia) brauchst im Gegensatz zu den übrigen Staaten keine „Roadworthy Certificate“. Dort musst du das Auto bloss auf deinen Namen registrieren.
In anderen Staaten willst du darauf achten, dass das Auto das du kaufen willst ein „Roadworthy Certificate“ hat, damit du es ohne Prüfung einlösen kannst.
2. Es gibt verschiedene Online-Plattformen, die du durchsuchen kannst:
Geplatzte Zylinderkopfdichtung
Geplatzte Zylinderkopfdichtung

Auto-Panne in Australien – was nun?

Zu guter Letzt noch ein Wort dazu, was du machen kannst, wenn das Unverhoffte tatsächlich eintrifft.
Die RAC-Pannenhilfe unterstützt dich in ganz Australien. Wenn du dich öfters weit weg von der Zivilisation aufhältst, so wie wir, solltest du die oberste Klasse ihrer Angebote in Erwägung ziehen, auch wenn sie etwas teurer ist.
Dazu solltest du ein Handy-Abo von Telstra kaufen. Damit hast du am ehesten überall Empfang.
Unser Auto bleibt im Busch liegen
Bye-bye, du undankbare Kiste!
Was haben wir stattdessen gemacht?
Wir hatten die zweithöchste Stufe der RAC-Roadside-Assistance. Sie zahlen bis zu 1100 AUD an den Abschleppdienst. Damit kommst du im Outback nicht weit.
Wir haben ein Abo bei Aldi gekauft. Die benutzen zwar das Telstra-Netz, aber nur zu einem kleinen Teil. Da hast du gerademal Empfang in und knapp um grössere Ortschaften.
Nullarbor Plains
Nullarbor Plains
Nun gut, aus Fehlern lernt man. Oder wie die Australier uns versicherten: „Look at the bright side. It’s all part of the adventure!“
 
Viel Spass bei deinem eigenen Abenteuer in Downunder. Lies in Serainas Tagebuch weiter, wenn du die genaueren Umstände unseres Fehlstarts in Australien kennen möchtest.

Aus Serainas Tagebuch

Gestern Tränenausbruch, heute Lachanfall – und das wegen eines Autos

 
Die Geschichte beginnt in Perth, Australien. Wir benötigen ein Auto, um den Kontinent zu durchqueren und in den Osten Australiens zu gelangen. Gut 4000 km also. Die Autos auf der Allerlei-Verkaufsseite Gumtree gehen weg wie warme Brötchen. Hatten wir gestern Abend noch vier Favoriten, sind heute Morgen zwei davon verkauft worden. Ein Ford Oldtimer bleibt. Noch ein Auto sticht aus der Masse, da es weder verbeult ist, noch leckt. Nur gute 226’000 km hat er auf dem Buckel (was hier relativ wenig ist) und ein Teenie-Alter von 16 Jahren kommen dazu. Wir schauen es uns an. Es ist ein Holden, eine australische Marke. Er ist wie beschrieben ok. Nur halt nicht sehr speziell. Wir kaufen ihn sofort, denn am Nachmittag könnte das gute Angebot bereits Vergangenheit sein. Dem nicht gesehenen Ford trauern wir bereits nach.
 
Wenige Tage später wollen wir etwas raus. Wir steuern ein Aussichtspunkt am anderen Ende der Stadt an. Doch steigen nicht nur die Höhenmeter über Meer auf der Fahrt. Auch die Temperaturanzeige des Motors steht auf dem obersten roten Strich. Sofort halten wir am Strassenrand an und warten eine Viertelstunde, bis wir mutig genug sind, den Überlaufbehälter vorsichtig zu öffnen. Es zischt und dampft. Wir füllen Wasser auf das Soll-Niveau. Wie auf einem von altersschwachen Pferden getriebenen Karren fahren wir weiter. Er soll uns jetzt ja nicht im Stich lassen.
 
Der Aussichtspunkt wäre in einem anderen Moment spektakulär schön. Doch heute haben wir andere Sorgen. Auf der Rückfahrt unterstützt uns das Auto. Für lange Zeit jedenfalls. Denn plötzlich schiesst die Temperatur erneut hoch. Auf dem Parkplatz, wie gewohnt, Klappe hoch – doch der Deckel des Behälters fehlt. Wir sind noch 40 km von zuhause entfernt. Und der Deckel ist nicht auffindbar.
Ein kaum verständlicher Land-Australier hält: „Everything OK?“ Ich verneine. Er hilft. Doch auch er findet den Deckel nicht. Sein Bruder wohne in der Nähe und habe bestimmt etwas Passendes. In zwanzig Minuten sei er zurück. Er verschwindet und wir schütten gut 4 Liter Wasser in das dampfende Loch. Aus Langeweile suche ich weiter und siehe da, der Deckel liegt unter der Batterie auf dem Blech. Als der Aussie nach einer halben Stunde nicht zurück ist, tuckern wir davon. Und erreichen ohne Überhitzung unser Zuhause.
 
Trotz der Probleme wollen wir nicht länger in Perth bleiben. Auch die gemischten Schlafsäle sowie alle günstigen Airbnbs sind über zwei Wochen ausgebucht. Und Automechaniker arbeiten nicht sonntags. So können wir den Tag auch mit fahren verbringen und unser Glück weiter im Süden versuchen. Im Internet steht, dass ohne Kühlmittel zu fahren kein Unterschied mache, zumindest für kurze Dauer. Das Wasser kühlt, das Kühlmittel schützt vor Frost und Korrosion.
 
Wir nehmen die gut 200 km nach Busselton in Angriff – immer schön mit maximal 80-90 km/h. Am Montag finden wir auf Anhieb einen Mechaniker. „Ihr habt mich im richtigen Moment erwischt!“, lacht er und führt einen kurzen Service durch. Da, wo sich die Wasserpumpe befindet, rattert es verdächtig. Drei Stunden Arbeit, das ist ihm zu viel, erst in über einer Woche hätte er Zeit dafür. Er empfiehlt uns einen grösseren Mechaniker. Angekommen bei dieser Werkstatt sagt der Rotschopf am Empfang: „Oh yeah, she’s been hot. You smell the burned oil?“, als er von uns angetrieben in den Motor schaut. Zudem entdecken wir einen Öltropfen unter dem Motor, gross und glänzend.
 
Es wäre nicht der schlimmste Fall, wenn wir einen Motorschaden hätten. Nur der zweitschlimmste. Platz Nummer 1 erlebten wir vor knapp einem Jahr, als unser Zuhause auf Rädern kurz nach dem Kauf einen neuen Motor benötigte. Doch gerade wegen diesem Erlebnis entschieden wir uns nicht für den stilvollen 1988er Ford Laser, sondern für den 16-jährigen Sprössling Holden Viva. 1000 AUD soll uns nun die Wasserpumpe kosten. Was dann noch zum Vorschein kommt, wollen wir nicht wissen. Sollen wir jetzt die ganzen Eingeweide des Autos entnehmen lassen und die Arterien untersuchen lassen? Entschieden haben wir uns noch nicht. Die happige Kost ist noch nicht im Magen angekommen. Zurück im Camp überrollt uns dann doch die Wahrheit. Schweigend sitzen wir am Strand. Haben Hunger, doch uns ist der Appetit vergangen. Teures Auto gekauft, Zelt, Kocher, Schlafsack, Teller, Gabel. Unsere Freunde wollten wir besuchen, den Hund Anastasias für eine Woche hüten. Seit ich ein Kind bin, will ich die Koalas sehen, die weite Ebene, die Sterne, die Kängurus. Und jetzt zerplatzt der Traum wie eine Seifenblase. Mir kommen die Tränen. Ich muss ihnen freien Weg lassen, um den Schmerz fortzuschwemmen. Heimlich schleiche ich mich an den privatesten Ort der Welt, dem Klo.
 
Wir sagen dem Mech zu, um die Wasserpumpe in einer Woche ersetzen zu lassen. Unterdessen fahren wir in den Süden, wollen die Natur und das Meer besuchen. Alles mit Tipps des guten Zuhörers Stuart, einem Camping-Nachbarn. Wir erzählen ihm alles – er spendet Mitleid, Hoffnung und eben jene schönen Aussichten, um nicht wartend die Finger in den Boden graben zu müssen. Am nächsten Morgen, müde vom unerholsamen Schlaf fängt Simon an: „So reingefallen bin ich noch nie und ich habe schon fünf Autos in Australien gekauft! Hätten wir uns doch bloss mehr Zeit genommen und den Ford Laser gekauft!“, und so geht es weiter – mecker, mecker, mecker. „WAS IST LOS?? Wieso so pessimistisch? Kann ja sein, dass es nur die Wasserpumpe ist!?“, frage ich stirnrunzelnd. Er erzählt mir von seinem Traum von letzter Nacht. Dem Schiff, auf dem wir fuhren. Dem aufheulenden Alarm, dass es sinken würde. Wie er es nicht wahrhaben wollte. Bis das Schiff wirklich zu sinken begann und wie das Wasser um die Beine immer höher stieg. „Zum Glück bin ich dann aufgewacht!“, er lacht. „Und übrigens“, er zeigt an mir vorbei, „ist da gerade ein Abschleppwagen im Nachbars-Camping eingefahren.“ Ich muss lachen. Die schlechten Zeichen um unser Auto stehen überall geschrieben. Fünf Minuten später fährt der Abschleppwagen wieder hinaus. Beladen mit einem Holden Viva. Silber, genau wie der unsere. Mir ziehen sich die Innereien zusammen und dann breche ich in unkontrolliertes Gelächter aus.
 
Wir fahren los, ohne zu wissen, was die Zukunft bringen wird – doch das weiss man nie. Es kommt meist anders, als man denkt. Und Lachen erleichtert.

Fahrt ins Ungewisse

 
Auf dem Weg in den Süden erreichen wir den mit gigantischen Bäumen geschmückten Warren Nationalpark. David ist der Host und wir werden herzlichst umsorgt. Was das Problem mit unserem Auto sei? David weiss es: „Ihr habt eine Lemon gekauft!“ Also ein faules Ei. Er kennt sich aus mit Autos und sieht, was das Problem sein könnte. Der Thermostat. Wenn der Thermostat alt ist, kann er rosten und klemmen, und das Wasser nicht richtig durch den Motor zirkulieren, um ihn zu kühlen. Er selbst hat immer einen Extra-Thermostat dabei. „Nur 20 Dollar kostet das Ding“, erklärt er uns. Doch für unseren Holden zahlen wir 120. Bedrückt bestellen wir das Teil, um es in Albany abzuholen.
Vorher fahren wir nach Northcliffe, wo wir den Understory Art Forest entdecken, ein Wald verziert mit Skulpturen verschiedener Künstler.
Im sympathischen Albany finden wir einen Mechaniker, der uns den Thermostat ersetzt. Alles kostet Geld. Bis jetzt haben wir schon über 1000 AUD ausgegeben, um den Holden für den langen Wüstentrip durch die Nullarbor Plains startklar zu machen.
Mulmig ist es uns, wenn wir an die zwei bis drei Tage denken, in denen wir weit weg von jeglicher Zivilisation durch die Wüste fahren sollen, um in den Osten zu gelangen. Keinen Empfang, keine Mechaniker, nur einen Haufen Nichts.
Der nächste Ort, Esperance, ist schon einer der letzten. 480 km ist er von Albany entfernt und dazwischen liegt kaum etwas. 200 km weiter kommt Norseman, Horseman, wie ich ihm sage, denn der Goldminen-Ort besteht aus alten Container-Häusern, verbeulten Trucks, Blechhäufen und Staub. Wie im Western-Krimi. Ein älterer Mann giesst seine Blumen im Garten. Sein Blumengarten ist der einzige weit und breit.
 
Nun sind wir angelangt im Nirgendwo. Nach gut 9 Stunden Fahrt stellen wir todmüde das Zelt unter einem Eukalyptusbaum auf. Ganz allein in der unglaublich schönen Landschaft. Die Sträucher, vereinzelten Bäume und Sukkulenten ziehen lange Schatten über die glühende, rostrote Erde. Die tüchtigen Ameisen, erst sehr aktiv, verziehen sich in ihr von tausend Löchern gezeichnetes unterirdisches Netzwerk.
 
Kurz vor fünf Uhr geht die Sonne auf. Zeit, um aufzustehen. Auf die Uhr zu schauen, haben wir uns abgewöhnt. Wir fahren auf der einzigen vorhandenen Strasse. Sie erstreckt sich bis zum Horizont, wobei sie im hintersten Abschnitt in einer Fata morgana verschwindet. Nur noch die dunklen Sträucher links und rechts sind sichtbar. Immer mal wieder werden wir durch den Luftdruck entgegenkommender Roadtrains, 40 Meter langen Lastwagen, durchgeschüttelt. Immer schön 105 km/h fahren, riet uns ein Freund, das sei das Tempo der Roadtrains, so müssten wir diese möglichst wenig überholen – oder sie uns.

Bitteres Ende im Westen – Süsser Neuanfang im Osten

 
Wir fahren, fahren, fahren – bis es rattert, dann zischt. Und das jedes Mal, wenn ich auf das Gaspedal trete. Das Auto verliert an Geschwindigkeit. Kein gutes Zeichen. Wir halten am Strassenrand und öffnen die Klappe. Rauch so gross wie bei einer frisch gekochten Mahlzeit entflieht dem Motor. Würden nicht immer wieder Roadtrains vorbeidonnern, wäre es nun totenstill. Ich beginne in aller Ruhe unsere Habseligkeiten zu packen, während Simon mit hochgestreckten Armen nach einem Handy-Signal sucht.
Unsere Möglichkeiten sind verschwindend klein. Der letzte Ort Norseman (Horseman) liegt gut zwei Stunden Fahrt hinter uns. Die nächsten Ortschaften sind wohl so klein, dass sie kaum Abschleppdienste anbieten. Und wie zum Kuckuck soll man Infos finden ohne Empfang? Wir können uns nicht einmal bei der Roadside Assistance melden.
Wir winken das nächste Auto heran. Es hält tatsächlich. „Do you need a lift?“ Wir wissen es nicht, wollen unser Auto nicht zurücklassen und gleichzeitig möglichst schnell weiter.
Rod steigt aus, lehnt sich an unser Auto. Seit 20 Stunden ist er unterwegs. Kaum Pausen. Sein Ziel liegt in Queensland, weitere 40 Stunden östlich.
„In zwei Tagen will ich dort sein“, er lächelt müde. Rods Handy empfängt knapp ein Signal. Wir dürfen es benutzen, um der vor ein paar Tagen abgeschlossenen Autoversicherung RAC anzurufen. Um Tipps zu erhalten, da wir selbst nicht weiterwissen.
Die RAC hört uns an, prüft ab, ruft uns zurück. Mehrere Male. In dem denkbar unmöglichsten Ort haben wir eine Panne. Sie sind ratlos. Nach etlichem telefonieren, Rod, magst du noch eine Viertelstunde warten?, teilen sie uns die einzige Möglichkeit mit. Ein Abschleppwagen aus Esperance. 500 km zurück. Vor gut sechs Stunden sind wir an diesem vom Wind zerzausten Ort vorbeigefahren. Was bitteschön wollen wir dort? Und das für 4000 AUD, wobei sie 1000 übernehmen wollen, also 3000 für uns. Wir können es nicht glauben. Soviel kostete uns das Auto, das wir drei Wochen gekauft haben. Wir schlucken trocken, müssen überlegen und uns entscheiden. Da redet uns Rod drein: Bald kommt ein Bus, der kann euch mitnehmen. Ein Bus auf dieser Strecke?
 
Wenig später erreichen uns Rods Freunde, Russ und Pixi. Sie haben den Bus in Perth gekauft und wollen ihn nach Queensland bringen. Kurz begutachten sie den Motor, grübeln, was es sein könnte, finden einen zerplatzten Kühlerschlauch. Gemeinsam räumen wir das Auto aus und schieben es über den Rand in die Büsche. Bye-bye, du undankbare Kiste!
Russ‘ Bus ist sehr komfortabel. Zwei Tage und eineinhalb Nächte mit nur kurzen Pausen dürfen wir mit unseren Rettern reisen. So viel Glück muss man haben.
Nach 36 Stunden kommen wir um 1 Uhr morgens in Bendigo an. Endstation. Auch Russ und Pixi sehnen sich nach einem Tag Pause. Wir verabschieden uns dankbar und wünschen ihnen eine sichere Weiterreise.
Wir sind nun nur noch einen Känguru-Hüpfer von Melbourne entfernt. Das Abenteuer kann weitergehen. Zwar nur noch mit gemieteten vier Rädern, dafür aber ohne das bedrückende Gewicht unseres unzuverlässigen Holden Lemons.

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