Downunder Diary II: Victoria
Januar 27, 2023
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Dezember 22 – Januar 2023
Ab sofort sind wir wieder zu Fuss unterwegs. Wir merken aber gleich, dass das keine gute Idee ist. Wie sollen wir die ganze Camping-Ausrüstung nur herumschleppen? Ein weiteres Auto kaufen kommt bei diesen Preisen nicht in Frage. Also muss ein Mietauto her.
Wir fahren von Bendigo, wo unsere grosszügigen Helfer in der Not uns abgeladen haben zuerst nach Macedon, wo wir in einer Woche unsere House-Sitting-Position antreten wollen. Wir stellen uns der Familie vor, dessen Hund wir hüten sollen. Davon aber später mehr.
Danach fahren wir nach Geelong weiter. Schon fast zehn Jahre sind es her, seit ich die Browns mit meiner Schwester besucht habe. Es ist ein freudiges Wiedersehen. Wir bleiben nur eine Nacht, versprechen aber, bald wiederzukommen.
Zuerst will ich Seraina aber Teile der Great Ocean Road südlich von Melbourne zeigen. Es ist Weihnachtszeit und viel los.
Wir wissen, wo suchen und entdecken in Kennett River ein paar Koalas in den Gumtrees (Eukalyptus).
Wir biegen von der Great Ocean Road ab und fahren die kurvige Strasse durch den Dschungel nach Forrest, wo die Browns ihr Häuschen haben, in dem ich mich schon vor zehn, sechszehn und achtzehn Jahren wie zuhause gefühlt habe.
Es läuft ein wenig mehr in Forrest als vor zehn Jahren. Das paar-Seelen-Dorf hat jetzt sogar seine eigene Brauerei. Trotzdem ist es nach wie vor still hier. Nur die Vögel pfeifen, krächzen, zischen und machen sonstige Star Wars-eske Geräusche.
Den Lake Elizabeth habe ich schon etliche Male umrundet. Er befindet sich nur eine kurze Fahrt durch den dschungeligen Farnwald vom Dorf entfernt. Es ist ein bezauberndes Fleckchen Erde.
Wir kommen uns wie ein Gnom und eine Elfe vor, als wir den kleinen Pfad zum See hinunterwandeln. Hier leben bestimmt noch irgendwo Dinosaurier. Deren enge Verwandte, die Vögel, sind auf jeden Fall überall um uns herum.
Am folgenden Tag fahren wir durch die grünen Hügel und Wälder, bis wir wider Erwarten auf ein kleines Stück Kalifornien treffen. In einem Tal, nicht sehr weit von Forrest, haben sie vor etwa siebzig Jahren Redwoods gepflanzt, die hier prächtig gedeihen.
Sie sehen nicht nur genauso aus wie in unserem geliebten Kalifornien, sie duften auch genauso. So schnell sind wir einmal um die Welt gereist!
Die Strasse führt uns zurück an die Küste, zurück zur Great Ocean Road, hinein in den Touristenschwarm um die Zwölf Apostel. Die Felsen im Wasser wollen sie alle sehen. Wir ebenfalls, auch wenn wir es nur kurz in der Meute aushalten.
In Port Campell degustieren wir das heimische Bier und suchen uns dann einen günstigen Zeltplatz für die Nacht (dort erzählt uns eine junge deutsche Familie mit zwei kleinen Kindern, dass ihnen genau dasselbe passiert ist wie uns: auch ihnen ist der Motor kurz nach dem Kauf ihres Gebrauchtwagens draufgegangen. Doch anders als wir haben sie den Motor ersetzen lassen. Es scheint ein bekanntes australisches Problem zu sein).
Ein weiterer Punkt auf der Liste unserer kurzen sechstägigen Rundreise ist der längst erloschene Vulkankrater Tower Hill. Dort weiss ich, leben Emus und Koalas. Auch hier treffen wir viel mehr Touristen, als ich das von meinen letzten Besuchen in Erinnerung habe.
Aber auch Koalas und Emus sind da. Die letzteren sind gar zutraulich, sodass Seraina sich in ihrer ganzen Grösse vor ihnen aufbauen muss, damit sie nicht an unserem Frühstück teilhaben.
Im Grampians Nationalpark wandern wir durch die schroffe Schönheit der Felsen und blicken von ganz oben 360° zum Horizont. Eine weite Dirt Road bringt uns zu einem kleinen, einsamen Zeltplatz, wo wir in der Dämmerung den Wallabys beim Grasen zuschauen.
Auch hier in den Grampians bin ich zum wiederholten Mal und würde den Park auch beim nächsten Besuch in Australien nicht missen wollen.
Bevor wir ihn verlassen, treffen wir doch tatsächlich auch noch auf einen Echidna, eine Art australischer Igel.
Schliesslich ist es Zeit, zurück nach Macedon zu fahren. Über die Webseite mindahome.com.au haben wir jemanden gefunden, dessen Hund und Haus wir für neun Tage hüten dürfen.
Erst ist Koah, ein englischer Staffordshire Terrier, noch etwas scheu. Als wir uns häuslich einrichten, ist ihr das nicht geheuer. Aber es dauert nicht lange, da hat sie sich an uns gewöhnt.
Als wir ein erstes Mal mit ihr Gassi gehen, lassen wir uns von ihr den Weg weisen. So zeigt sie uns ihr idylisches Dorf Macedon, das wir in den kommenden Tag gut kennenlernen.
Der grosse Garten hinter dem Haus wird zu unserem kleinen Paradies. Hier verbringen wir Stunden mit Koah und all den farbigen Papageien und Kookaburras, die uns besuchen kommen.
Die Tage im Haus verfliegen und wir müssen uns schon überlegen, wie wir im neuen Jahr weiterreisen wollen. Wir wissen, das Nat momentan Ferien hat. Wir wollen zusammen im Südosten Melbournes campen gehen.
Nat ist jener Australier, der uns vor neun Jahren in Kolumbien dazu gebracht hat, in Palomino ein Stück Land zu kaufen. Diese Geschichte gehört aber nicht hierhin, die kannst du im Bananatree-Tagebuch nachlesen.
Mit schwerem Herzen lassen wir Koah in Macedon (aber mit dem Wissen, dass sie sich auf die Rückkehr ihrer Familie freuen kann) und fahren mit Nat an die Küste von Wilson’s Promontory.
Nat hat uns nicht zuviel versprochen. Wir dürfen zusammen mit Nats gutem Freund Mark auf dem Land seiner Schwester campieren; genau dort, wo das grasgrüne Farmland in die sandigen Dünen übergeht.
Es ist wahrlich ein magischer Ort. Die Zeit, die wir vier dort zusammen verbringen dürfen, ist genauso magisch. Wir werden sie noch lange in Erinnerung tragen. Wir erleben die „Dunes of Contemplation“, wie sie wohl noch niemand zuvor erlebt hat. Dort entsteht, Achtung: Insider, das neu-schweizerdeutsche Wort: „Blibtnschmigl“.
Von Wilson’s Prom haben uns schon viele vorgeschwärmt. Als wir im Nationalpark wandern gehen, finden wir auch schnell heraus, warum. Dunkelgrün bewaldete Hänge und grau-braune Felsen gehen direkt ins türkis- und dunkelblaue Meer hinüber.
Natürlich besetzen viele Urlauber die perfekten Strände, deren Sand so schön unter den Füssen quietschen. Daher auch der Name des einen Strandes: Squeaky Beach.
Dann sind wieder ein paar Tage um und wir verabschieden uns von Nat und Mark. Wir haben vor, noch eine Woche unten in Geelong und Forrest zu verbringen, um Adrian und Thea bei Hausrenovationen und Gartenarbeiten unter die Arme zu greifen.
Ja, tut auch wieder mal gut, körperlich zu arbeiten. Als ich das Dach der Veranda in Forrest abdecke, fühle ich mich wie in Palomino. Die Arbeit, die Hitze, die nicht ganz SUVA-konforme Arbeitsweise…
Eine Woche später kommt bei uns wieder Aufbruchsstimmung auf. Wir verabschieden uns ein weiteres Mal bei den Browns, denen wir für ihre Herzensgüte und zuvorkommende Art immer dankbar sein werden. Wir kommen wieder, keine Frage!
Mit einem gemieteten Corolla Hybrid, der ein zweites Mal das Auto unserer Wahl ist, beginnen wir unsere letzte Etappe durch Australien: nordwärts Richtung Cairns.
Unser erster Stopp ist sogleich unser letzter im Staat Victoria: Bruno’s Art.
Hier lassen wir besser Bilder sprechen. Nur eines noch: Wir haben Bruno und seine Partnerin in deren Galerie getroffen, wo uns Bruno bereitwillig seine Bilder und Kunstwerke erklärte.
Bruno ist das Ebenbild des exzentrischen Freidenkers und wilden Künstlers. Es geht nicht lange, und wir stehen vor dem Portrait seines Vaters, dessen Gene er geerbt hat. Auf dem Kopf des Vaters thront ein Ei.
‚Eine Weile hat er nur Eier gemalt, weil er es eine „eggszellente“ Idee fand, seine „Eggspertise“ in einer „Eggshibition“ vorzustellen.‘
Sein Skulpturgarten ist einzigartig. Den solltest du dir nicht entgehen lassen.
Nachdem wir einen Monat mehr oder weniger an den selben paar Orten verbrachten haben, werden wir den nächsten und letzten Monat in Australien auf Achse verbringen und während vieler tausend Kilometer einiges zu erleben serviert bekommen.
Ein paar Orte auf der Liste, die wir im nächsten Bericht abarbeiten werden:
Blue Mountains – Lightning Ridge – Lennox Head – Nimbin – Atherton Tablelands – Cairns u.v.m.
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