Fernwandern: Vorbereitung
Von der Staffelegg bis zum Rheinfall
Schon mal von den europäischen Fernwanderwegen gehört? Davon gibt es zwölf, E1 – E12, und sie alle führen über tausende von Kilometern kreuz und quer durch Europa.
Ich habe erst kürzlich von ihnen erfahren und wurde sofort vom Wunsch gepackt, loszuwandern.
Aber nicht so schnell, etwas Vorbereitung muss schon sein.
Um über Wochen und Monate nicht zuviel Gewicht auf dem Rücken mitzutragen, kauften Seraina und ich uns gleich mal ein neues Leichtzelt, gute Schlafsäcke und -matten und einige andere nützliche Utensilien.
Um die neue Ausrüstung zu testen, planten wir eine 3-tägige Wanderung übers Osterwochenende.
Meine Idee sah so aus: Von der Staffelegg loslaufen Richtung Osten auf dem Schweizer Jura-Höhenweg, Teil des E4, soweit wir eben kommen.
Der E4, Europäischer Fernwanderweg 4, beginnt in Tarifa in Spanien, dem südlichsten Punkt des Festlands Europa und führt durch 10 Länder und über 12’000 km bis nach Zypern.
„Auf der Staffelegg loswandern auf dem Weg nach Zypern“, das lasse mensch sich mal auf der Zunge vergehen.
Je näher der Tag des Aufbrechens kam, desto klarer wurde, dass wir etwas mehr Plan haben sollten. Denn wo sollten wir übernachten?
Wir suchten auf der Karte grüne Flecken heraus und gestalteten unsere ungefähre Route.
Und irgendwann, ich weiss nicht mehr wie, kamen wir auf die Idee, den Rheinfall in Schaffhausen als Zielpunkt zu setzen. Der war zwar nicht mehr auf dem E4, aber was solls.
Jedoch stellte sich die Frage: War das überhaupt machbar in 3 Tagen? Wir sollten es bald herausfinden.
Tag 1
Wir fuhren mit dem Postauto auf die Staffelegg, es war vollgestopft mit maskierten Wanderausflüglern, und stiegen an der Bushaltestelle „Staffelegg, Passhöhe“ mit einigen anderen aus.
Nicht vergessen, es war Ostern und – wie nicht oft in diesem Jahr – schönes Wetter.
Ich schoss ein Startfoto und liess die ersten Wanderer vorgehen. Gruppenwandern ist nicht so unseres.
Trotzdem trafen wir bald auf ein Paar, das ebenfalls von der Staffelegg startete.
Sie waren auf einer Tageswanderung nach Brugg. „Wohin solls denn bei euch gehen?“, wollten sie wissen. Ich zögerte keinen Augenblick und antwortete gut gelaunt: „Wir sind auf dem Weg nach Zypern.“ Wie die staunten!
Wir wanderten munter drauflos, vorbei an der gut besuchten Linde von Linn bis nach Brugg und weiter in den Wald hinein bis in die Nähe von Baden.
Hier wollten wir die erste Nacht rasten.
Tag 2
Es war grau und kalt, als wir uns am nächsten Morgen aus dem Zelt wagten. Wir machten Kaffee, packten zusammen und zogen Richtung Baden los.
Von der Ruine Stein hatten wir eine grandiose Aussicht – auch auf das, was heute vor uns lag.
In der Altstadt war gerade Markt. Eine beissende Brise ging. Wir nutzten die Gelegenheit, in der Zivilisation zu sein und benutzten das schöne WC in einem grossen Kaufhaus, tranken noch einen Kaffee und überquerten dann schon bei Sonnenschein die Holzbrücke über die Limmat.
Die Wanderung über die Lägern, den steinigen Abschluss des Jura-Höhenwegs, war ein Gekraksel, aber eindrücklich.
Viele Feuerstellen und ein Meer aus Bärlauch säumten die Wälder; jedenfalls dort, wo es links und rechts nicht fast senkrecht nach unten ging.
Der Weg war beschwerlich, jeder Schritt musste behutsam gewählt werden. So konnten 10 km plötzlich ziemlich lange werden.
Dann endlich erreichten wir das Städtchen Regensberg, das mit seinen alten Türmen und Mauern einem Openair-Museum glich.
Hier weichten wir erstmals vom Fernwanderweg E4 ab und steuerten Richtung Norden dem Rhein zu.
Das Gewicht der 12 kg Rucksäcke setzte uns zu, vor allem nach stundenlangem Marschieren. Immerhin führten uns die Wege nun durch mehrheitlich flaches Gefielde, bis wir schliesslich in einem stillen Wald vor Glattfelden ein gemütliches Örtchen zum Übernachten fanden.
Tag 3
Auch der letzte Tag hatte es in sich. Zwar war er nicht mehr so steil und felsig, aber mit über 30 km die längste Etappe.
Er entlöhnte uns jedoch mit wunderschönen Gegenden entlang des Rheins, die wir uns merken wollten. Tatsächlich kamen wir 2 Monate später wieder hierher, als es etwas wärmer war, um am Ufer des grün schimmernden Rheins zu campieren.
So spazierten wir anfangs entlang der Glatt, dann kletterten wir die steile Treppe zum Zufluss der Töss in den Rhein hinunter, überquerten schon mit müden Beinen die Thur, die ebenfalls im Rhein mündete, schnitten in Rheinau 4 km des Wegs ab, indem wir ein Stück durch Deutschland wanderten und stolperten am Ende die letzten Kilometer nach Schaffhausen.
Ach ja, den Rheinfall gab es auch noch zu bestaunen. Naja, in der freien Natur wäre er freilich imposanter, als hier zwischen all den Touristen, wo er mit allen Mitteln vermarktet wird. Aber nicht das ich jetzt sagen würde, er war ein Reinfall, der Rheinfall.
Trotzdem faszinierte uns die schöne Altstadt Schaffhausens mehr.
Die deliziöse Pizza von Mamma Rosa hatten wir uns redlich verdient. Wir verzehrten sie genüsslich unter der Kirche von St. Johann. Dann schlenderten wir gesättigt und zufrieden zum Bahnhof.
Abschliessend sei erwähnt, dass unser Equipment taugt. Die Schlafsäcke hielten die Kälte aus, das Zelt war zwar keinem Schauer ausgesetzt, aber hat unser Vertrauen. Plus minus 12 kg auf dem Buckel sollte auch auf längere Distanz ganz gut ertragbar sein. Ich glaube, wir sind für unsere mehrwöchige Wanderreise gewappnet.
Ein paar wenige Tage vor der Abreise, bleibt noch eine Frage: Wohin soll es nun gehen? In das schöne Ländchen Slowenien, das seit 14 Jahren auf meine Rückkehr wartet? In einen der vielen Ecken Österreichs oder sogar einmal quer durch? Oder doch nach Italien, wo nicht nur die Küche, sondern sicher auch das Wetter hält, was es verspricht?
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