Indien

Indische Hochzeit

Früchte, Kleider, Schmuck, Putzsachen, und vieles mehr türmt sich auf Ständen am Strassenrand. Menschenmassen drängen sich durch die engen Gasse zwischen den Ständen, wo nur noch durchdrücken oder auf die Strasse fliehen hilft. Dort wo Autos und Rikschas sich mit einem 10 cm Abstand hupend aneinander vorbeidrängen.
Ständig erwartet man Unfälle. Doch Gefährte und Lebewesen werden auf wundersame Weise verschont.
Die orientalische Musik, würziges Essen. Offenes Lachen und das unwiderstehliche, herzvolle Kopfwackeln. Die Eleganz und farbenprächtigen Kleider, das Gold, das den Indern so gut steht.

Welcome to Mumbai, my Friend!

Wir befinden uns in einem Hotel 20 Rikscha-Minuten entfernt vom Hotelpalast, wo unsere Freunde untergekommen sind. Wir zwei Geizhälse weigerten uns, so viel fürs Übernachten zu bezahlen. Und wir sind froh um unseren Entscheid. In der Highsociety fühlen wir uns nicht wohl.
Für die paar Besuche bei unseren Freunden und den rund 60 eingeflogenen Amerikanern ist die Eleganz jedoch durchaus interessant. Das Westin-Hotel liegt an einem See, in dem Wasserbüffel gemächlich von Ufer zu Ufer waten, dahinter das Wolkenkratzer-Panorama. Im Innern erheben sich grosse glänzende Hallen.
Eine der Hallen bietet Platz für unseren «Hochzeits-Friends-Dance». Ein dreiminütiger Tanz, schwierig, da sich keine Bewegung wiederholt. Vor einer Woche erhielten wir das Übungsvideo. Wie soll man dies in ein paar Tagen lernen? Wir waren sprachlos – und haben uns wieder anderen Dingen gewidmet.
Doch die Instrukteurin meint es ernst. Und so stehen wir hier, einen Tag vor der Hochzeit. Zuerst will sie schauen, wo wir stehen. Die Musik beginnt. Ein paar bewegen die Arme nach rechts, andere nach links, weitere laufen nach vorn. In anderen Worten: Es herrscht ein absolutes Chaos.
«Nein, nein.» Sie schüttelt den Kopf, lacht und schaltet die Musik aus. «Dann alles von vorne.» Gelächter, Geplapper, Herumgealber. Und dann wird es ruhig und wir beginnen. Nach zwei Stunden Training sind wir besser, und das soll reichen. Auf alle Fälle wird das ein Spass für alle Zuschauer!!

Hochzeit

Der Begrüssungs-Apéro im Garten des Hotels findet einen Tag vor der Hochzeit statt. Es könnte durchaus die Hauptzeremonie sein.
Emotionale Reden und Gedichte werden vorgetragen, die Hände mit Henna bemalt. Ein zwanzig Meter langes Buffet füllt den Bauch und zur Live-Band wird bis zur letzten Minute getanzt.
Ben & Shreya
Der offizielle Anlass nun wird im Businessparks auf einer Etage mit riesiger Aussenterrasse veranstaltet. Zwei Fahrer chauffieren uns in ihren alten klapprigen Bussen dorthin.
Die Dekoration ist prächtig und erinnert an Tausend und eine Nacht, mit all dem Glitzern, den in Saris, Kurtis und Kurtas gehüllten Menschen, den Blumen in den Haaren, den servierenden Kellnern mit den Silber-Tablets und den süss-säuerlichen, fermentierten Getränken.

«Padaaaaaaaa»

erklingt es ohrenbetäubend und Elefanten-ähnlich vom Eingang der Halle her. Zig Menschen bilden einen imaginären Weg, sich diskret nach vorne drängend, um einen Blick auf Ben, den Bräutigam und kalifornischen Freund, zu erhaschen. Kurz danach tritt auch die Braut, Shreya, umgeben von ihrer nächsten Familie in die Halle.

Die Zeremonie auf der Bühne, wo Braut und Bräutigam mit einem Brahmanen einen Ablauf der Verbindung durchgehen, soll üblich rund 3h dauern. Unserem Freund Ben war das zu lange. Ob nicht auch eine Stunde möglich sei. «Ja natürlich, doch das kostet mehr» – «Alles klar», bestätigte Ben etwas verwirrt ab der Unlogik.

Die Menschen verteilen sich während der indischen Zeremonie stets. Es muss ja nicht jede Minute aufgepasst werden. Manche plaudern, andere vergnügen sich am Apéro-Buffet. Die lautstarken Trompeten dienen dazu, die Gäste auf wichtige Momente hinzuweisen.

Der Abend ist eine Pracht. Wir schauen staunend der Zeremonie zu, werden kaum satt ab den Klängen, dem zeremoniellen Vorgehen. Würde man sich dies im Freien unter Bäumen vorstellen, es wäre wahrhaftig Mogli der seine schöne Prinzessin heiratet – mit all der Mystik, dem Glanz und dem Trompeten der Elefanten.

«Alle herkommen!! Der „Friends-Dance“ beginnt!»

Nach der grossen Show ist unsere nervöse Anspannung wie weggeblasen. Nur noch Freude und ja, ein wenig Stolz darauf, dass wir eine ganz anschauliche Aufführung abgeliefert haben.
Danach ist erstmal Entspannen angesagt.
Wir fliegen am nächsten Mittag mit etwa 30 amerikanischen Freunden sowie engsten Familienmitgliedern von Shreya und Ben für eine Woche Sonne und Strand nach Goa.

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