Juliana Trail Slowenien
Juliana trail: Von Tolmin nach Bled
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- Wir beschreiben hier nur einen Teil des Juliana Trails, den wir selbst erwandert haben. In der Proschüre wird empfohlen, den Trail im Uhrzeigersinn zu gehen. Wir schwimmen wieder einmal entgegen dem Strom auf dem Weg von Tolmin nach Bled (Etappen 11 – 5)
- Offiziel sind die Etappenziele in Dörfern und Städten, wo immer Unterkünfte zu finden sind. Wir übernachteten absichtlich irgendwo mitten auf der Etappe, um ungestört unser Zelt aufbauen zu können. Wer mehr über unsere genaueren Übernachtungsplätze erfahren möchte, darf uns gerne direkt fragen.
- Das wunderschöne Sočatal im Triglav Nationalpark, das zwar zum Alpe Adria und nicht zum Juliana Trail gehört, ist auf einem Slowenien Trip nicht zu missen.
- Ein Abstecher zum Bohinj See (Wocheiner See) und dem Savica Wasserfall lohnt sich allemal.
- Auf dem Kamp Bohinj Zlatorog in Ukanc kann man direkt am Ufer des Sees im Wald zelten.
- Etwas ausserhalb von Bled findest du den River Camping Bled, unkompliziert und schön am Fluss gelegen (im Gegensatz zum Camping Bled direkt am See. Dort wurden wir weggeschickt, da man min. 2 Nächte bleiben muss)
- Auf https://www.bohinj.si/en/aktivnost/juliana-trail/ kannst du Details über den Juliana Trail erfahren
- Wasser
Wenn du nicht sicher bist, wann du die nächste Wasserquelle findest, fülle deine Flaschen bei jeder Gelegenheit auf. Top Tipp: Auf Friedenhöfen gibt es immer Wasserhähnen! - Weg
Kenne immer dein Ziel. Auch wenn Wege wie der Juliana Trail sehr gut markiert sind, gibt es auch da immer wieder Lücken. Apps wie maps.me helfen dir, den Weg nicht zu verlieren! - Wetter
Achte auf das Wetter und bereite dich entsprechend vor! Wird es heiss? Hast du immer genug Wasser? Regnet es? Poncho griffbereit? In den Bergen kann das Wetter ohne Vorwarnung gefährlich umschlagen! - Weltwach
Für uns ist Erik Lorenz‘ Podcast „Weltwach“ spannende Unterhaltung, z.B. bei steilen Anstiegen, während denen wir uns gerne mit etwas Zauber für die Ohren ablenken. Natürlich gibt es zahlreiche interessante Podcasts für diesen Zweck (einen weiteren, den wir auf unserer Wanderung entdeckt haben: „Geschichten aus der Geschichte“)
Gepackt haben wir ziemlich gut für so ein erstes Mal Fernwandern. Wir trugen immer etwa zwischen 11 und 14 kg pro Person auf dem Rücken, die nach ein paar Tagen nicht mehr gross spürbar waren.
Unsere Packliste findest du in diesem Post
Worum waren wir besonders froh?
- Duschsack (zwischendurch fliessend Wasser zu haben fürs Duschen, Zähne putzen, Abwaschen ist ein schöner Luxus)
- Gute, getestete Schlafsäcke und -matten sind ein Muss
- Wasserdichtes, leichtes Zelt
- gute Kamera (macht trotz Mehrgewicht einfach mehr Spass als mit dem Handy)
- 2 Paar Schuhe (Wanderschuhe und entweder Sandallen oder bequeme Sneakers fürs Nicht-Wandern)
- Hängematten (Luxus natürlich, waren aber zum Übernachten oder einfach Entspannen öfters in Gebrauch)
- ein bisschen Wifi (um nötige Infos übers Wetter, Zeltplätze, etc. abzurufen)
- maps.me zur offline Navigation sehr empfehlenswert
- Regenponchos (meinen grossen brauchten wir auch immer mal als Regenplane)
- Wenig Kleidung (1 Satz Wanderkleidung + 1 Satz Abend-/Ersatzkleidung)
Was würden wir nicht mehr mitnehmen?
- Kleinen Grill (nur einmal gebraucht und auch nur, um ihn einmal zu brauchen)
- Wasserfilter (zumindest in Slowenien nicht nötig, dort findest du überall Trinkwasser)
Tag 0
Nachdem wir den Alpe Adria Trail erfolgreich gemeistert und genug vom kroatischen Strandurlaub hatten, stand einmal mehr eine Entscheidung an: Uns blieben noch etwa 10 Tage auf unserer Fernwanderung; wohin also als nächstes?
Weiter hinein nach Kroatien und die schöne istrische Halbinsel erkunden? Oder aber zurück nach Slowenien und in Tolmin den Juliana Trail, der den gesamten Triglav Nationalpark umrundet, wiederaufnehmen?
Hitze und Trockenheit versus grün und nass. Immer auf der Suche nach Wasser versus Bäche und Regen.
Für uns eine nicht ganz einfache Entscheidung. Schliesslich aber brachen wir auf und marschierten die 12 km zurück zur slowenisch-kroatischen Grenze.
Hier erwartete uns wieder dasselbe Prozedere wie bei der Überquerung nach Kroatien. Wir, die einzigen Fussgänger, schlängelten uns zwischen Autos und Wohnmobilen durch, die meist einfach weitergewinkt wurden, und wurden beim kroatischen wie auch beim slowenischen Posten mit dem Zeigefinger zum Kabhäuschen herangewunken („Kommt mal näher, ihr da“). Die Pässe wurden gescannt, die Impfzertifikate aber nicht verlangt.
Gut, also weiter. Wir wussten, dass hier in Mlini Most an der Grenze bald ein Bus fahren sollte/könnte oder vielleicht auch nicht. So ganz sicher waren wir uns da nicht.
Im Internet hatten wir versucht, eine Busverbindung zwischen hier an der Grenze und Tolmin zu finden. Vergeblich.
Auf arriva.si, einer der slowenischen Busgesellschaften, kamen wir einfach nicht weiter als Ljubljana. Und die Hauptstadt war auch nicht wirklich auf dem Weg zu unserem Ziel. Erst später waren wir etwas gescheiter und wussten, dass es da noch die andere Gesellschaft, nomago.si, gab, die zum Triglav Nationalpark fuhr.
Nun gut, der Bus kam pünktlich und in Lucija hatten wir direkten Anschluss nach Lubljana, wo wir 2.5 Stunden später ankamen. Dort jedoch mussten wir noch fast 3 Stunden auf den nächsten Bus warten.
Den Umweg über die Hauptstadt und die Wartezeit überbrückten wir mit etwas Sightseeing in der Altstadt, die nur so sprudelte von Bars, Restaurants und coolen Antikläden. Da konnten wir uns auf das Ende unserer Wanderei freuen, wenn wir nochmals für 3 Tage hierher zurückkommen würden.
Von Lubljana zurück in die Berge nach Tolmin waren es ziemlich genau nochmals 2.5 Stunden Fahrt. Wir kamen erst im Dunkeln an. Da wir ja auf dem Alpe Adria Trail schon mal hier vorbeigekommen waren, kannten wir aber bereits einen passenden Zeltplatz, um die Nacht zu verbringen.
Nicht immer ist die Wegmarkierung auf dem Juliana Trail optimal, manchmal gar inexistent. Findest du sie auf dem folgenden Foto?
(Nach links ziehen für die Auflösung)
Tag 1 – Etappe 11/10 des Juliana Trails, 12 km
Im Kamp Siber in Tolmin sind sie locker drauf. „Sucht euch irgendein Platz aus, Check-in können wir morgen machen“, wurden wir gerstern Abend an der Rezeption angewiesen.
Im Zeltaufbau waren wir mittlerweile routiniert. So stand es auch im Dunklen schnell. Gut so, denn kurz darauf begann es zu regnen und hörte fast die ganze Nacht nicht mehr auf.
Aber wir wollten es so. Besser den Luxus von zuviel Wasser geniessen zu können, als auf halber Strecke zu verdorren.
Heute Morgen scheint auch wieder die Sonne. Alles kann trocknen, und nach einem Einkauf in der Stadt ziehen wir los auf unsere letzte Woche Fernwandern.
Die kurze Etappe nach Most na Soči (č spricht man tsch aus) verläuft an der schönen grünen Soča entlang (einen kleinen Teil auch auf der Hauptstrasse, was unangenehm ist). Am Etappenziel gönnen wir uns einen süssen Snack, um uns auf den nächsten Aufstieg gefasst zu machen.
Der lässt nicht auf sich warten, belohnt aber mit einem magnificent (übersetzt prächtig, magnificent klingt aber einfach schöner und passender) Ausblick übers Sočatal und Tolmin.
Die Morgensonne wird währenddessen vom Nachmittagsregen abgelöst. Das aber verhilft der Landschaft nur noch zu mehr wundervollen Mystik.
Durch einen typisch mitteleuropäischen Mischwald führt uns der Weg wieder hinab ins nächste Dorf. Dort folgen wir der Strasse bergab, bis wir in einem etwas versteckten Steinbruch endlich einen passenden Platz zum Übernachten finden (dafür ist die App park4night auch für Wander ganz hilfreich).
Zelt aufstellen, kochen, die letzten wärmenden Sonnenstrahlen geniessen und schlafen gehen.
Highlight des Tages
Der Senica Aussichtspunkt über die Soča und Tolmin
Tag 2 – Etappe 10/9 des Juliana Trails, 18 km
Heute ist der erste und glücklicherweise auch einzige Morgen, an dem wir unser Zelt bei Nieselregen zusammenpacken müssen. Das passiert ruckzuck, gefrühstückt wird später.
Wieder türmen sich spitzige, steile Berghänge vor uns auf. Zunächst alles hinunter, dann wieder steil hoch. Wenigstens bessert sich das Wetter langsam.
Da wir nirgends eine gute Stelle zum Picknicken finden (da sind wir in der Schweiz mit guten Rastplätzen verwöhnt), essen wir kurzerhand unser Müsli auf dem steilen Waldpfad.
Grüne, saftige, moosige Wälder umschliessen uns. Es ist zauberhaft! Dann kommt auch endlich die Sonne wieder raus.
Wir erreichen nach einem steilen Abstieg das Etappenziel Grahovo ob Bači, wo wir – ach, wie wunderbar! – ein Restaurant finden. Die meisten slowenischen Bergdörfer sind wie ausgestorben, ohne Einkehrmöglichkeit oder Geschäft, so freuen wir uns jedes Mal über die kleinste Schenke oder ganz normale Pizzeria.
Wie hier. Pizza und Weisswein mit Aussicht und Sonnenschein. Wie haben wir das nur wieder verdient?!
Die Reserven wieder aufgefüllt, fliegen wir weiter. Und der Überraschungen nicht genug, finden wir kurz später eine einsame Badestelle. Kalt ist es, aber erfrischend.
Als wir den richtigen Weg wieder gefunden haben, geht es wieder bergauf. Hoch, hoch, hoch.
Schliesslich erreichen wir den Kamm, wo wir unser Zelt errichten. Nicht zu früh. Denn schon weht der Wind den nächsten Schauer heran. Aber wir haben Glück und er streift uns nur.
Doch der zähe Wind, der die ganze Nacht durchbläst lässt uns nur unruhig schlafen.
Tag 3 – Etappe 9/8 des Juliana Trails, 18 km
Die Nacht war kalt. Schnell bauen wir unser Zelt auf dem Kamm ab und suchen uns ein bisschen Morgensonne und Wasser.
Aufgewärmt und gestärkt marschieren wir weiter den grünen Hügeln entlang auf und ab.
Um die heutige Wanderung um ungefähr 100 Höhenmeter zu verringern, lassen wir das Ziel der Etappe 8 bzw. 9 aus und steigen nicht bis ins Tal ab. Der Juliana wie auch der Alpe Adria Trail zuvor jagen uns gerne die Hänge steil hoch und runter. 700 Höhenmeter reichen uns heute.
Als uns der Pfad schliesslich durch einen zauberhaften Buchenwald aufwärtsdrängt, beginnt es heftig zu regnen und gewittern. Wieder beweisen unsere Ponchos, dass sie jeden Rappen wert sind.
Kopf runter und hoch geht es durch das grüne Nass. Auf dem Weg begegnen wir einem Riesenregenwurm, armlang! Noch nie haben wir sowas gesehen.
Da wir beim Aufwärtsmarschieren gerne den spannenden Podcast „Weltwach“ hören, merken wir gar nicht, wie schnell wir oben auf der Anhöhe ankommen.
Dort staunen wir nicht schlecht über die vom Unwetter gezeichnete Aussicht über die Berge und den Weg, den wir bereits hinter uns haben.
Von hier geht es vor allem noch abwärts. Idylisch liegen überall kleine Häusschen von Föhrenwäldchen und Weiden umgeben.
Wir verstecken uns wieder irgendwo mitten im Gestrüpp und kochen uns was Warmes, während die Sonne hinter dem Triglav-Gebirge verschwindet.
Wie wir das geniessen! Ständig draussen sein, mit der Sonne ins Bett und mit ihr wieder aus den Federn, all die Tiergeräusche um uns herum, keine Menschenseele weit und breit.
Aber hier oben wird es langsam kalt. So verkriechen wir uns wieder früh im Zelt und lesen uns gegenseitig in den Schlaf.
Highlight des Tages
Die Aussicht vom Lovski Dom (Jagdhaus) von Podbrdo, wo wir nach einem stürmisch verregneten, steilen Anstieg mit Sonne belohnt werden.
Tag 4 – Etappe 8/7 des Juliana Trails, 15 km
Am nächsten Morgen packen wir mit frierenden Fingern, wohl wissend, dass es heute besser wird. Die Sonne zeigt sich bereits früh am Morgen.
Unten im Tal liegt aber noch ein malerischer Nebelschleier, auf den wir nun zusteuern.
Bei 16°C kommen wir in Bohinjska Bistrica an, wo wir uns mit schwarzem Kaffee und einem Stück warmem Strudel im Café Štrudl (sprich Schtrudl) stärken.
Das Städtchen ist das östliche Sprungbrett in den Triglav Nationalpark mit vielen Unterkünften, Restaurants und einem Museum.
Auch wir wandern weiter zum beliebten Bohinj See, eine Perle der Julischen Alpen.
Auf dem Camping von Ukanc können wir im Wäldchen gleich am Ufer des Sees zelten. Natürlich nicht alleine, denn überall, wo schöne Gewässer zu finden sind, trifft man auf viele Menschen.
Das macht uns aber gerade wenig aus. Sonst sind wir immer fast ganz allein in der Natur unterwegs. Da tut ein wenig sozialiseren nicht schlecht.
Hier wollen wir besseres Wetter abwarten und die Umgebung des türkisen Sees erkunden.
Und natürlich wieder einmal duschen und alles abwaschen…
Highlight des Tages
Natürlich der Bohinj See, der in allen grün-grauen Farbtönen zwischen den felsigen Bergen schimmert. Ein Paradies für alle Naturliebhaber, Kinder wie Erwachsene.
Tag 5 – Pausentag am See
Es ist wieder kalt heute Morgen, denn diesmal sitzen auch wir unter der Nebeldecke.
Das scheint anderen Campern egal zu sein, die warmblütiger sind als wir und sich schon früh in den See werfen.
Die meisten aber erforschen den See mit Hilfe zu mietender Kanus oder SUPs (Stand-Up Paddles).
Wir hingegen gehen lieber etwas laufen, bis die Sonne mittags endlich auftaucht.
Wie wir bald merken, sind wir nicht die einzigen, die vom etwa 6 km entfernten Slap (Wasserfall) Savica gehört haben. Spätestens am Eintrittshäuschen, wo wir 3 Euros pro Person berappen, steht fest, dass der Wasserfall ein populäres Touristenziel ist.
Steil geht es die Treppen hinauf durch den Wald zu einem Unterstand am Wasserfall.
Es ist etwas eng da oben zwischen all den Schaulustigen, aber natürlich ist der Fall ein Postkartenanblick, obwohl er momentan nicht allzu viel Wasser speiht.
In weissem Schaum fällt es zwischen den Felsen hinunter in einen türkisgrünen Pool.
Die Menschen, reihen sich vor dem Absperrgitter, um eine möglichst gute Fotoperspektive zu erhaschen. So auch wir.
Zurück im Camp entspannen wir uns am Ufer des Sees und leben in den Tag hinein. Später essen wir etwas Feines zu heimischem Bier, spielen Ping Pong und lesen in der Hängematte, bevor wir uns in unsere Schlafsäcke kuscheln.
Tag 6 – Etappe 7/6 des Juliana Trails, 14 km
Heute haben wir keine Eile. Die Sonne durchdringt heute die Nebelwolke ein wenig früher und verspricht einen herrlichen Tag.
Erst um Mittag und erst nachdem wir nochmals geduscht haben, brechen wir auf.
Wir spazieren am ruhigeren Seeufer entlang, ohne Strasse, ohne Verkehr.
Im Dörfchen Stara Fužina (Althammer), wo wir nochmals einkaufen, nehmen wir den offiziellen Juliana Trail wieder auf.
Der Trail streift nämlich den See nur. Aber es wäre schade gewesen, hier nicht zwei Nächte Rast zu machen.
Entlang grüner Weiden, Bauerndörfern und spitzigen Hügeln wandern wir durch das flache Tal.
Wir wollen heute nicht zu weit. Denn bald wird der Weg wieder in kühle Höhen stechen. Und ausserdem sollte man nicht im Nationalpark wildcampen.
Deshalb schlagen wir unser Lager vor den Toren des Nationalparks auf; wieder irgendwo in einem Wäldchen am Rande des Trails.
Wir geniessen die Sonne und den Ausblick über die Berge und den See in der Ferne, ganz für uns alleine.
Morgen haben wir eine strenge Etappe vor uns. Das bedeutet, früh aus den Federn!
Highlight des Tages
Heute war der ganze Tag einfach schön angenehm, sonnig und trocken. Ausserdem verlief die Strecke, bis aufs Ende, ziemlich flach durch saftig grünes Land verziert mit steilen Felswänden.
Tag 7 – Etappe 6/5 des Juliana Trails, 25 km
Wir sind um 6 Uhr auf, da wir heute eine lange Strecke vor uns haben. Aber auch, um einen in der Nähe liegenden Aussichtspunkt früh zu erreichen und die aufgehende Sonne zu beobachten, wie sie das Tal tief unter uns erstrahlen lässt.
Und wir werden nicht enttäuscht. Der Anblick ist einfach grandios!
Ganze für uns dürfen wir diesen Ort im Stillen geniessen, Kaffee trinken und uns von den ersten Sonnenstrahlen erwärmen lassen.
Wir sehen weit übers Tal. Der Bohinj See liegt aber wieder einmal unter einer Nebelwolke. Naja, auch so mutet der Anblick an, was dazu führt, dass wir etwas länger als geplant hier verweilen.
Schliesslich machen wir uns aber doch auf und wandern durch hübsche, kleine Dörfer, über Kuhweiden und durch Mischwälder, von der Sonne begleitet bis auf etwa 1300m Höhe.
Die Grenzen zwischen Nationalpark und bewohntem Land ist uns nicht immer klar. Fest steht, dass das Gebiet, durch das wir gehen, bewirtschaftet wird. Davon zeugen die Viehweiden, der Holzschlag in den Wäldern und kleine Wohngebiete, bei denen wir nicht sicher sind, ob sie heutezutage nur noch als Ferienunterkünfte dienen.
So oder so, die Gegend ist bezaubernd. Hinter den Wälder und Weiden ragen die spitzen Berge des Triglav Massivs in den Himmel, wir wandern durch Moorlandschaften und, wer hätte es gedacht, wieder einmal finden wir ganz unerwartet ein Restaurant – die Muhbar.
Aber das grosse Highlight des Tages erwartet uns erst noch. Wir betreten es erst abends, als wir bereits 25 km in den Beinen haben.
Zunächst steigen wir den Pfad durch den Wald steil ab, wir folgen einem dünnen Grad, dann führt eine noch steilere Erdtreppe hinab in ein dunkles Loch.
Wir gehen mit offenen Mündern durch die grosse Höhle, dann weiter in eine riesige Schlucht hinein.
Wir klettern weiter die Steintreppen hoch, links und rechts schiessen senkrechte Felswände in die Höhe. Man könnte erwarten, dass es nur so wimmelt von Menschen einem solch prächtigen Ort. Aber wir sind die einzigen kleinen Personen mitten drin in einem Naturwunder.
Weiter oben wurde sogar eine hölzerne Galerie in die Felswand gebaut. Auf dieser gehe ich nun entlang, blicke auf Seraina in der Tiefe hinab und fühle mich wie der letzte Abenteurer.
Eine Metalltreppe führt mich durch einen engen Felsspalt. Dunkelheit umgibt mich. Ich taste mich weiter, bis mir plötzlich goldige Sonnenstrahlen entgegenschiessen. Ich trete hinaus aus der Höhle wie in eine andere Welt.
Vor mir schlängelt sich der Pfad weiter vorbei an dichten Farngewächsen und hohen Bäumen, bis er sich irgendwo im Wald verliert.
Ganz in der Nähe finden wir unseren letzten, wilden Schlafplatz im Wald. Bis nach Bled und somit dem Ende unserer Fernwanderung ist es nicht mehr weit.
Tag 8 – Etappe 5 des Juliana Trails, 14 km
Fix haben wir wieder zusammengepackt und sind unterwegs, durch die ersten Siedlungen vor Bled. Direkt am See liegt der Camping Bled. In diesem 5-Sterne-Zeltplatz wollen sie uns nicht, weil man mindestens 2 Nächte bleiben muss.
So machen wir uns auf Richtung Bled auf der anderen Seite des Sees.
Mit Scharen von anderen Touristen spazieren wir entlang des Ufers und fotografieren, was wir können.
Die Wallfahrskirche Maria Himmelfahrt auf der kleinen Insel mitten im See und die Burg von Bled im Hintergrund, die über der Stadt thront, sind berühmte Motive. Gib nur mal „Bled“ in der Suchmaschine ein und schau dir die Bilder an.
Auch die Fische am Ufer werden oft fotografiert. Nicht etwa weil sie besonders speziell sind, sondern weil das Wasser des Sees so grell türkis schimmert, dass es beinahe gespenstisch wirkt.
Ein paar Kilometer ausserhalb Bleds finden wir den River Camping Bled, der schön unter Föhren am Fluss liegt.
Dort treffen wir bereits zum dritten Mal auf den Belgier Dave, der mit seinem Hund Stella und einem alten zum Camper konvertierten Ex-Militärkrankenwagen Mercedes durch Slowenien kurvt. Jedes Mal witzeln wir, dass wir uns bestimmt wieder treffen; so am Bohinj See, dann hier in Bled und später sogar zum vierten Mal in der Millionenstadt Ljubljana.
Highlight des Tages
Die Aussichten auf den See, die Burg und die Kirche auf der Insel, aber auch das Gefühl unser vorerst endgültiges Ziel erreicht zu haben.
Es ist unsere letzte Nacht im Zelt. Bevor sie jedoch anbricht, flanieren wir zur Burg Bled und dinieren in einem empfehlenswerten, einheimischen Restaurant.
Ein wunderbarer Abschluss für eine wunderbare Reise zu Fuss.
Ich reflektiere und gerate ins Schwärmen. Wir waren niemals zuvor so langsam unterwegs. Im eigenen Auto oder ÖV ist es ein ganz anderes Gefühl von Reisen.
Zu Fuss bekamen wir jeden Tag Unmengen an Eindrücken und lernten die Gegenden und Landschaften unmittelbar um uns nahe kennen.
Jeden Kilometer mussten wir uns selbst erkämpfen. Viel Zeit, um alles rundherum und auch in einem drin wahrzunehmen, zu überdenken und abzuspeichern.
Von Jesenice über Kranjska Gora auf den Alpe Adria Trail, entlang der Soča bis nach Tolmin. Über den Berg zum Freilichtmuseum über den 1. Weltkrieg ein erstes Mal nach Italien. Andere Sprache, andere Sitten. Kreuz und quer über die Hügel und durch die Wälder, immer hin und her über die slowenisch-italienische Grenze, um Trieste herum bis nach Muggia, wo der erste Trail endete. Weiter nach Piran, ein paar Tage Urlaub in Kroatien am Meer und wieder zurück zum Triglav Nationalpark um mit dem Juliana Trail unsere Wanderung abzuschliessen. Dies alles in nur 5 Wochen.
5 Wochen in der Natur, vollbepackt mit Erlebnissen und neuen Erfahrungen. Manchmal fluchend, meist aber gut gelaunt haben wir unsere erste Fernwanderung mit Bravour gemeistert.
Wer’s noch nie gemacht hat, sollte unbedingt mal den Rucksack für ein paar Tage oder Wochen satteln und es für sich selber ausprobieren. Belohnt wird man allemal.
Für uns ist aber erstmal genug. Morgen nehmen wir den Zug nach Ljubljana, wo wir 3 Tage lang die Stadt erkunden wollen. Zurück in die Zivilisation mit all ihren Vorzügen und Lastern.
Juliana Trail Slowenien Fotofilm
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Übrigens, die Etappen 2 und 1 des Juliana Trails haben wir ganz am Anfang unserer Slowenien-Fernwanderung gemacht, bevor wir in Kranjska Gora auf die Route des Alpe Adria Trails abgebogen sind. Nachlesen kannst du das im Bericht:
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