Loki gibt alles!
Nordmazedonien
Weiter geht die Fahrt entlang des Ohridsees. Die Grenze von Albanien nach Nordmazedonien ist schnell überquert, obwohl wir etwas Schlange stehen müssen. Auffällig ist, dass wir fast die einzigen Touristen sind.
Kurz später finden wir den angepeilten Camping direkt am See. Der Besitzer erzählt uns, dass jetzt im Oktober die ruhige Zeit beginnt. Im August hätten die Camper noch Schlange gestanden, um einen Platz zu ergattern, sobald einer frei wurde.
Wir geniessen zwei Tage in Frieden im sonningen Herbst. Während Seraina den Camper mit einer Schatzkarte schmückt, lasse ich mir die geschenkten Würste des Gastgebers schmecken.
Unser Aufenthalt in Nordmazedonien ist jedoch von kurzer Dauer. Wir rumoren über den Pass des Galičica Nationalparks hinunter zum Prespasee, übernachten vor der Grenze zu Griechenland erneut und werden herzlich von einem unserer Lieblingsländer empfangen.
Nord-Griechenland
Auf Park4night finden wir einen herrlichen Campingplatz, der von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Das letzte Mal waren wir vor zehn Jahren bei den Meteoraklöstern. Obwohl es damals im Winter weniger Touristen gab, sind die eindrucksvollen Felsen mit den gewagten alten Bauten auf ihren Spitzen allemal einen Besuch wert.
Ein paar Stunden wandern wir durch und über die Felsen, die Zeus persönlich vom Himmel geworfen hat.
Ein deutsch sprechender Grieche erwähnte, dass hier ein alter James-Bond-Streifen gedreht wurde. Als wir ihn uns abends ansehen, sind wir nur mässig begeistert. Viel mehr überrascht uns ein noch älterer Film, den ich zufällig auf Youtube finde (gibt es Zufälle im Algorithmus von Youtube & Co.?), der ebenfalls ein paar Szenen lang hier spielt. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt tun: „Tim und Struppi und das goldene Vlies„
Am Abend nach dem Besuch von Meteora finden wir einmal mehr einen wunderschönen Gratisplatz zum Übernachten, direkt an einem Fluss, der von Wasserfall zu Wasserfall durch den Wald zu Tal stürzt. Wir lieben solche Plätze, wo wir ganz unter uns mitten in der Natur sind, ohne zehn Nachbarn wie auf einem Zeltplatz.
Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt südlich Richtung Athen fort. Zuerst passieren wir Schlammmassen, die von der katastrophalen Flut vor einem Monat zeugen. Später auf der Fahrt sehen wir abgebrannte Waldflächen überall. Griechenland, ein gepeitschtes Land.
Und doch ist es wunderschön. Wir kommen an heissen Quellen vorbei, und natürlich darf ein kurzes Bad nicht fehlen. Der Fluss ist im Oktober bei Sonnenschein jedoch fast zu heiss. Die Nacht in den Bergen wird hingegen merklich kalt.
Einige Tage verweilen wir in Athen. Hier strandeten wir vor zwei Jahren einen ganzen Monat, weil der Motor streikte. Damals haben uns ein alter Freund, Aggelos, und neue Freunde, Kula und Peter, unter die Arme gegriffen.
Wir durften nicht nur ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, sondern auch ihre dolmetscherischen Fähigkeiten beim Mechaniker. Auch deshalb lieben wir Griechenland. Es öffnet Herzen und zaubert Lächeln. Hach, wie kitschig. Auch wenn es nur ein kurzer Besuch ist, freuen wir uns alle über das Wiedersehen.
Peloponnes
Und wer wartet schon auf uns auf der Halbinsel? Gaby und Urs, die wir nun eingeholt haben. Freude herrscht auch bei diesem Wiedersehen. Obwohl die beiden schon wieder auf dem Weg nach Norden sind, entschliessen sie sich, mit uns nochmals Richtung Mani, ganz im unteren mittleren Zipfel der Peloponnes-Halbinsel, zu fahren.
Diesen Teil haben wir letztes Mal ausgelassen. Nun entdecken wir erst, was wir verpasst haben! Eine spektakuläre Aussicht jagt die nächste! Karge Felsen, steinige Berge, tiefblaues Meer. Und die Türme von Mani, mit deren Hilfe früher Familienfehden ausgetragen wurden. Um Steine (und Grossmütter? Siehe Serainas Karte =D) hinunter werfen zu können, wollte jeder den höchsten Turm haben. So wuchsen die Türme unaufhörlich in die Höhe!
Einmal mehr befinden wir uns an der Pole Position, als wir an einem einsamen Örtchen übernachten. Ein 5-Sterne-Hotel kann da nicht mithalten.
Am nächsten Tag, nur 15 Minuten Fahrt später, erreichen wir das Kap, den südlichsten Punkt dieser Reise. Hier übernachten wir nochmals nach einem herzhaften Meze-Schlemmen.
In den nächsten Tagen fahren wir über Kalamata entlang der Westküste gen Norden. Die Frühaufsteher Gaby und Urs fahren meist voran, während wir uns morgens Zeit lassen und sie abends wieder treffen. Eine hervorragende Art, zusammen unterwegs zu sein.
Der letzte Ort in Griechenland, an dem wir uns wiedersehen, ist besonders. Wir sind von Wasser umzingelt in einer ruhigen Bucht bei Koronisia, unweit von Lefkada.
Gaby und Urs sind am Morgen früh schon weg, als uns das Wasser auch von oben einholt. Ein wahnsinniger Sturm beginnt, gerade als wir losfahren. Es wird beängstigend. Wir nehmen die sieben oder acht Kilometer in Angriff, auf denen eine schmale Strasse direkt über die Lagune führt.
Überall Wasser, Wind, Gewitter. Seraina sieht kaum etwas, als sie die Loki mit 20 km/h durch das Unwetter steuert. Aber wir werden nicht weggeschwemmt, nach kurzem Herzklopfen erreichen wir das Festland und der Sturm beginnt sich zu legen.
Albanien
Wir fahren über Ioannina nach Albanien, zurück auf unseren Lieblingszeltplatz zu Dona und Robert. Sie machen große Augen, als sie uns schon wieder sehen.
Immerhin zwei Nächte Pause gönnen wir uns hier. Eine weitere verbringen wir im Norden Albaniens in der Nähe des Strandes auf einem Öko-Camping, eine sehr schöne Gegend Albaniens.
Leo, unser Lieblingshund in Albanien 🙂
Montenegro
Wir ziehen weiter. Hinein nach Montenegro, hinauf die Berge, auf der anderen Seite hinunter zur bosnischen Grenze. Schnell rüber und weiter hinein ins Land. Alles am selben Morgen.
Bosnien
Ähnlich wie in Serbien verlassen wir Bosnien nach zwei Nächten mit zwiespältigen Gefühlen. Das Land leuchtet wunderschön goldrot in der untergehenden Herbstsonne.
Aber da ist dieser Polizist. Er wartet auf einer einsamen Strecke auf uns. Hält doch tatsächlich seine Kelle hoch. Findet, was er sucht: etwas zu bemängeln. Uns fehlt der CH-Kleber hinten. Das macht 80 Euro Busse. 40, wenn wir sofort bezahlen. Sorry, hab nur 30. Na dann… Schönen Tag noch!
Kroatien
Nicht weiter schlimm, diese Begegnung. Was uns jedoch am nächsten Tag den Morgen vermiest, sind die kroatischen Grenzwächter. Ohne Böses zu ahnen, treffen wir auf Großmut und Schikane.
Die Zöllner halten uns an. Zu zweit stellen sie sich zur Schau. Frisch in der EU müssen sie sich beweisen.
„Wenn (nicht falls!) ihr etwas dabei habt, sagt es lieber gleich. Das kostet euch weniger und wir haken es ab. Nein? Falls wir aber etwas finden, dann bezahlt ihr 3000 Euro Busse und geht zwei Monate in den Knast!“ Wir zeigen unsere unschuldigsten Mienen, und obwohl sie uns mit Hunden und Drogentests und noch längerem Knast drohen, bleiben wir stoisch. Wir haben in den USA von überenthusiastischen Grenzwächtern gelernt. So schnell lassen wir uns von den kroatischen Schnöseln nicht beeindrucken. Zwanzig Minuten später wäre auch das geschafft.
Wir fahren rein nach Kroatien, ohne uns willkommen zu fühlen. Auf einem ruhigen Camping im Inland machen wir nochmal Pause.
Nördlich von Split treffen wir ein letztes Mal auf dieser Reise auf Gaby und Urs. Sie haben gerade ein paar Tage Olivenernte-Urlaub auf Brač hinter sich.
Italien
Früh am nächsten Morgen verabschieden wir uns von ihnen. Sie fahren schnurstracks über Österreich nach Hause, denn langsam, aber sicher bricht auch hier der Winter an. Wir fahren etwas langsamer über Italien. In Trieste übernachten wir auf einem Zeltplatz, den wir von unserer Alpe-Adria-Wanderung kennen. Er ist nichts Besonderes, aber doch etwas speziell. Viele Dauercamper leben dort unter den Pinien.
Im Restaurant zaubert uns die Nonna ein wunderbares Fisch- und Meeresfrüchte-Abendessen. Ihr Sohn serviert. Und wir degustieren, was er uns serviert. Er hat uns überzeugt, wir kaufen sofort eine 2l-Grappa-Flasche für 20 Euro ab.
Obwohl wir schon Grappa getankt haben, besuchen wir auf den langweiligen Hinterstraßen zwischen Trieste und dem Tessin Bassano del Grappa, den Ursprungsort des Grappa.
Der Ort gefällt uns, vor allem bei diesem sonnigen Winterwetter. Die Sonne steht tief und leuchtet ihr Rot an die antiken Hausmauern. Die Holzbrücke ist mindestens so schön wie die in Olten.
Schweiz
Ja, was gibt es noch zu sagen? Die letzte Übernachtung in Como. Dann zurück nach sechs Wochen in die Schweiz. Oder waren es sieben? Auf jeden Fall hat die Loki ohne Mühe durchgehalten und allen Pässen auf dem Weg getrotzt. 36 Jahre alt und noch nicht müde. Wir sind stolz auf dich! Erhol dich gut während deines Winterschlafs!
In der Schweiz erfreuen wir uns an einem Konzert im Kiff noch einmal an einer kurzen griechischen Einlage. Die griechische Band „Villagers of Ioannina City“ spielt doch tatsächlich in Aarau. Die Tickets haben wir bereits in Griechenland gebucht.
Dieses Kapitel hat nun ein Ende. Das neue hat nämlich bereits begonnen. Ich sitze hier in San Gil, Kolumbien, und schreibe diese Zeilen, während die winterliche Schweiz eine Woche und eine Ewigkeit zurückliegt.
Wir haben hier viel vor. Eine Aufgabe besteht darin, unseren Shop GRAJF.COM zum Laufen zu bringen. Daran arbeiten wir fast täglich.
Aber natürlich sind wir auch gespannt auf unser Bananatree. Was wird uns in Palomino erwarten? Wir (und ihr) werden es bald erfahren.
Aber davon ein anderes Mal…