Epische Reise 2016-18,  Mexiko

Mexiko Reise: Oaxaca – Yucatán

Mexiko – Epische Reise 2016-2018 Teil XV

Von Mexiko-Stadt reisen wir nach einem kurzen Stopp in der Stadt Oaxaca an die pazifische Küste nach Mazunte.
Mexiko-Reise

Das kleine Hippie-Dorf war für uns vor sieben Jahren zu einem Zuhause geworden. Während wir unseren Schmuck auf der Strasse zum Strand verkauften, lernten wir viele andere Künstler kennen. Deshalb verbinden wir viele spannende Geschichten und Menschenleben mit diesem Ort.

Oaxaca
Oaxaca
Wie so oft ist das zweite Mal nicht mehr unbedingt so toll, wie das erste. Wir lernen zum Beispiel einen nicht so netten Menschen kennen, der unseren Aufenthalt in Mazunte etwas trübt.
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Aber wir treffen auch auf einen guten alten Freund. Chino, den wir auf unserer ersten Reise nach Mexiko im Jahr 2011 kennen lernten, wohnt seit einer Weile in Mazunte, wo er ätherische Öle auf dem Markt verkauft, Wasser-Massagen im Meer anbietet und ein Öko-Haus aus Lehm im Wald baut, wo er vorhat, in Zukunft autark zu leben.
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Wir sind alle sieben Jahre älter, aber wir knüpfen nahtlos dort an, wo wir aufgehört haben. Durch Chino werden wir noch mehrere besondere Erfahrungen machen. Von einer erzählt mein folgender Tagebuch-Eintrag:

31. Januar 2018 – Temazcal

Wir fahren zu Giuseppe und seiner jungen Familie nach San Agustinillo. Chino hat sie uns kürzlich vorgestellt. Gegen Abend treffen immer mehr Leute auf ihrem kleinen Land ein, Typ Yoga/Hippie aus verschiedensten Nationen, bis schliesslich etwa zwanzig Menschen im Garten versammelt sind.
Am Strand von San Agustinillo
Am Strand von San Agustinillo
Das Feuer brennt seit einer Weile und heizt die Lavasteine richtig ein.
Vor dem Temazcal-Iglu steht ein kleiner Altar mit einem Büffelschädel davor.
Einer nach dem anderen bitten wir die Geister und Verwandte um Einlass und setzen uns ins für zwanzig Menschen winzige Zelt.
Giuseppe erklärt uns den Ablauf und betont, dass der Mensch sich an seine enge Verknüpfung mit der Natur zurück erinnern muss.
Es wir vier „puertas“ (Türen) geben, vier Sessions.
Die ersten vier grossen Steine, die in die Mitte gehievt werden, glühen rot (sie werden „abuelitas“, Grossmütterchen, genannt). Trommeln folgen, dann der Kessel mit dem „aguita“, dem Wässerchen.
Sie alle, die „abuelitas“ und das „aguita“ werden willkommen geheissen: „Bienvenido!“
Wir sitzen Schulter an Schulter, schweissnasse Haut an schweissnasser Haut.
Die erste Session beginnt, die Tür wird geschlossen. Ein erster Löffel Wasser auf die Steine, die zuvor mit Kopal betupft wurden, gegossen.
Giuseppe, ursprünglich aus Mailand, lebte sechs Jahre bei den Lakotas in den USA und hat bei ihnen gelernt. „Ipini“ heisst das Schwitzhütten-Ritual bei ihnen.
Chino und ich
Chino und ich
Er erzählt, wir hören zu. Das erste Lied wir angestimmt, in der Sprache der Lakotas, glaube ich. Sehr schön, alt und indianisch.
Ich schwitze, denke immer nur: Heiss!
Die Trommelschläge beschleunigen sich.
Es folgt ein weiteres Lied, diesmal auf spanisch.
„Die Erde ist mein Körper, das Wasser mein Blut, der Wind ist mein Atem, das Feuer mein Geist.“
Es ist heiss; alle schwitzen, alle singen, obwohl nur wenige den Text kennen. Jedes Mal, wenn Giuseppe einen weiteren Löffel Wasser auf die Steine schüttet, erhitzt sich die feuchte Luft noch mehr.
Irgendwann geht die erste „puerta“ vorbei. Erleichtert atme ich durch, als die „Tür“ geöffnet wird. Aber weder Giuseppe noch jemand anders steht auf.
Es scheint, wir bekommen bloss eine kurze Verschnaufpause, bleiben aber im Zelt sitzen. Alle vier Sessions drinnen in der dunklen Schwitzhütte bleiben? Ich kann’s mir nicht vorstellen! Ich werfe das Handtuch schon fast nach der ersten.
Neue Steine werden in die Mitte gelegt, willkommen geheissen, mit Kopal betupft. Die Tür schliesst sich, die zweite „puerta“ beginnt.
Heiss, heiss, heiss.
Sonnenuntergang in Mazunte
Sonnenuntergang in Mazunte
Mehr Trommelspiel, mehr Singen. Jemand beginnt zu Jauchzen, dann andere auch. „Indianische“ Schreie durchziehen das Dunkel des Zelts. Ich fühle, wie ich mich dem Delirium nähere. Wie lange noch?
Wasser auf die Steine. Heisser Dampf. Mehr Schweiss.
Dann verstehe ich, dass ich loslassen muss, nicht immer an die dampfende Hitze und das Ende der Zeremonie denken, sondern akzeptieren.
Die zweite „puerta“ hört auf. Giuseppe übergibt das Zepter seiner Frau Meika, die die dritte Session führt.
Heiss, heiss, heiss, heiss, auflösen, mitsingen und trommeln, hören, wie andere mitleiden. Heiss!
Ich komme aus mir heraus, jauchze und schreie mit. Die Hitze ist überall. Mein Kopf ist wahrscheinlich so rot wie die Lavasteine.
Endlich, ich habe rundherum schon alles vergessen, geht die Tür wieder auf. Ich bin nicht der einzige, der aussteigt. Kopf in den Staub, Bitte zum Verlassen des Temazcals, kühle Abendluft.
Mir dröhnt der Kopf, es ist mir schwindlig und ein wenig schlecht.
Ich atme viele Male tief durch, versuche mich zu sammeln.
Es geht mir etwas besser, als ich zurück ins Zelt in den engen Kreis krieche.
Die vierte und letzte Session beginnt. Dank der kurzen Abkühlung kann ich etwas klarer denken. Ich habe verstanden, worum es hier geht. Ich erinnere mich an die Ayahuasca-Zeremonien in Kolumbien, an denen wir ebenfalls an unsere Grenzen und darüber hinaus stiessen.
Loslassen. Akzeptieren. Ohne zu werten.
Puerto Escondido
Puerto Escondido
Ich erreiche (m)ein Ziel und erinnere mich an wichtige Dinge im Leben: Körper und Geist trainieren, die Zeit im Leben nutzen, um anderen zu helfen, froh sein über die Dinge, wie sie sind und nichts nachtrauern.
Jetzt muss ich mich nur immer daran erinnern und dieses Wissen umsetzen.
Bevor die Temazcal-Zeremonie endet, löffelt Meika den Rest des „aguitas“ auf die „abuelitas“ und es wird abermals unerträglich heiss.
Stoppe das denken und fühle! Nicht haben, sein!
„Paciencia“, Geduld. Denke daran. Meine Bürde. Mein Ziel: geduldig sein.
Die Tür öffnet sich ein letztes Mal. In einer Reihe torkeln wir hinaus an die kühle Luft., wo uns Giuseppe mit kaltem Wasser und Früchten begrüsst. Was für eine bittersüsse Erfahrung. Vielen Dank, Giuseppe und Meika. Vielen Dank an alle, die diesen Abend mit uns geteilt haben.
Sonnenuntergang in Puerto Escondido
Sonnenuntergang in Puerto Escondido

San Cris

Nach der Hitze von Mazunte und Puerto Escondido reisen wir mit einem Nachtbus die 13 Stunden nach San Cristóbal de las Casas im Bundesstaat Chiapas. Das kühlere Bergklima tut gut, obwohl es lange Hosen und zumindest abends Socken und Schuhe bedeutet.
In Claras schönem Altstadt-Airbnb haben wir erst drei Nächte gebucht, dann um weitere vier verlängert.
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San Cris gefällt uns auch nach sieben Jahren noch immer gut. Es ist eine kleine Stadt, die nicht ausschliesslich aber doch sehr vom Tourismus abhängig ist. Tour-Büros reihen sich an Hotels und Posadas, Restaurants an Bars. Kunstboutiques gibt es wie Strassenkünstler an jeder Ecke.
Die indigenen Maya-Frauen verkaufen leider alle dieselben Stoff-Pulis und Schale. Andere haben gar nichts zu verkaufen, sie betteln.
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Unterdessen ist unser Laptop-Bildschirm immer untauglicher geworden, sodass wir ihn in die Reparatur geben müssen. Victor Hugo, der ein kleines Elektronikgeschäft in der Altstadt führt, gibt sich alle Mühe. Nach Tagen des Flickens, in denen konstant neue Problem auftauchen, müssen wir den erst sieben Monate alten Compi aufgeben. Das Reisen ist ihm schlecht bekommen.
Mexican Street Art
Mexican Street Art
Nun sind wir ganz ohne Wifi-Kompatibilität unterwegs; wie zu Beginn unserer ersten Reise 2010.
Fehlen tut er insofern, dass wir unsere Fotos nicht mehr bearbeiten, keine Filme schauen oder Spiele spielen können Womit wir ja eh zuviel Zeit verschwendet haben.
Jetzt greifen wir auf Internet-Cafés zurück, von denen es in diesen Breiten noch zuhauf gibt.

Palenque

Nach einer Woche in der Stadt freuen wir uns nun wieder auf den Dschungel in Palenque. Hier, ganz in der Nähe der Ruinen, mieten wir ein Bungalow mitten im Regenwald, atmen die feuchtwarme Luft und lauschen den Brüllaffen und den vielen bunten Vögeln.
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Die Stadt Palenque ist noch einiges kleiner als San Cristóbal und hat nicht unbedingt viel Sehenswertes zu bieten. Uns zieht vor allem der Dschungel an, der sich um Palenque ins Unendliche erstreckt.
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Wir fahren mit einem Bus an die guatemaltekische Grenze, wo wir die Ruine Yaxchilán besuchen wollen. Sie ist gar nicht so einfach zu erreichen. In einem kleinen Dorf bei den Lacandonen, dem hier ansässigen indigenen Volk, mieten wir eine kleine Hütte. Von hier müssen wir ein Boot nehmen, dass uns auf dem Fluss Usumacinta zu den Ruinen fährt.
Die meisten Touristen buchen eine Tour von Palenque aus. Die war uns zu teuer, deshalb wollten wir die Reise auf eigene Faust versuchen.
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Jetzt stehen wir vor den Bootsfahrern, die uns nur zu einem horrenden Preis mitnehmen wollen. Für uns ist das Wucher. Aber weil wir Yaxchilán sehen wollen, müssen wir einlenken.
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Naja, das Geld ist bald vergessen, die Ruinen mitten im Nirgendwo sind tatsächlich die Mühe wert. Wir sind gemeinsam mit einer Touristengruppe unterwegs, können uns jedoch selbständig auf dem Areal im Regenwald bewegen und die Ruinen à la Indiana Jones erkunden.
Affen und Tukane sind unsere ständigen Begleiter.
Einen Tag später fahren wir zurück nach Palenque. Auf dem Rückweg stoppen wir an den Roberto Barrios-Wasserfällen. Was für ein Naturwunder!
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Über kleine und grosse Wasserfälle fliesst das Wasser in machmal türkisfarbene, dann wieder smaragdgrüne Pools, in denen es sich blendend baden lässt. Der Nachmittag vergeht in Windeseile.
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Yucatán

Unsere Reise führt uns weiter nach Tulum, das in den letzten Jahren modern und teuer geworden ist. Viele Tauch-Shops, Modeläden und schicke Restaurants, das ist nichts für uns. Aber wir sind diesmal nur auf der Yucatán-Halbinsel, um Gina in Akumal und Serainas Schwester Tabea in Playa zu besuchen.
Mit Ginas Hund Loquita on Tour :)
Mit Ginas Hund Loquita on Tour 🙂
Gina ist noch immer begeisterte Tauchinstruktorin und führt uns zu versteckten Wasserlöchern, Cenotes genannt, im Wald hinter ihrem gemieteten Häuschen. Die ganze Halbinsel ist von Höhlen durchlöchert. 
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Wir wagen das Abenteuer und steigen in ein paar Höhlen hinab, wo uns die Fledermäuse erwarten. Seraina macht das gar nichts aus, sie ist die Wasserratte von uns zwei und steigt ins kühle Nass in der stockdunklen Höhle. Nur die Pegel unserer Taschenlampen bringen etwas Licht ins Düstere.

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Eine Stunde nördlich von Akumal liegt Playa del Carmen, eine Touristenhochburg an der Riviera Maya. Tabea macht hier ihr halbjähriges Praktikum in einem Fünf-Sterne-Hotel. Sie wohnt in einer WG etwas am Rande der Stadt, wo wir ihre Mitbewohner kennen lernen. 
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Der eine ist Künstler und Maler, der wahnsinnige Bilder entwirft, häufig mit einem psychedelischen Touch.
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Auf der Insel Holbox, ebenfalls pur Tourilandia, sehen wir mehrere seiner umwerfenden Kreationen an Hausmauern. Die Insel ist so teuer, dass wir uns nur knapp einen Zeltplatz leisten können.
Ankunft auf Holbox
Keine Autos, aber überall diese Quad-Taxis
Ankunft auf Holbox Keine Autos, aber überall diese Quad-Taxis
Viele Kite-Surfer und Honeymoon-Paare werden von Holbox angezogen, obwohl die Insel nicht unbedingt viel zu bieten hat. Früher war sie ein beliebter Ort für Hippies und „Aussteiger“. Aber das war bevor sie massentauglich gemacht wurde.
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Und wir? Wir können ein weiteres „Must-Do“-Ziel in Mexiko abhaken.
Zurück bei Tabea in Playa verbringen wir ein paar entspannte Tage. Im Kopf planen wir aber bereits den nächsten Abschnitt unserer epischen Reise. Bald fliegen wir zurück nach Palomino, in unser Häuschen in der Karibik. Wir wollen Bananatree noch etwas erweitern und ausbauen. Die ersten Besucher mochten unser Cabaña sehr. Um nicht nur zwei Leute aufs Mal zu beherbergen, möchten wir ein weiteres Schlafzimmer bauen. Am besten im Obergeschoss. Auch Wasser ist in Palomino immer ein Thema. Würde eine Zisterne das Problem lösen?
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Wir werden es herausfinden, wenn es wieder heisst: Hausbau in Kolumbien – Teil 3!

Epische Reise 2016-18

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