Epische Reise 2016-18,  USA

East Coast bis Texas

USA Roadtrip – Epische Reise 2016-2018 Teil XII

Ostküste

Wir haben die grossen Städte, deren Namen uns allen geläufig sind, hinter uns gelassen. Von New York über Philadelphia – Washington DC lassen wir rechts liegen – fahren wir gen Süden. Und gelangen nach Neu Bern.
New Bern, North Carolina.
Hier verbringen wir wieder einmal eine Nacht auf einem offiziellen Campground. An der Ostküste ist es nicht mehr so einfach, wild zu campen, wie westlich des Mississippi. Viel zersiedelter hier, viel mehr Menschen und Städte.
Jetzt kommt eines der Highlights dieser Reise, zumindest für mich. Schon das erste Mal, als ich ein Foto von diesem Wesen erhascht habe, wusste ich, da will ich hin!
Ganz in der Nähe der von Charleston, der Hauptstadt South Carolinas, steht sie. Doch als wir ankommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Sie wurde eingezäunt. Nicht um Eintritt zu verlangen, sondern zum Schutz vor Vandalismus.
In Charleston
Als es jedoch zehn Uhr morgens schlägt, gehen die Tore auf, und wir dürfen eintreten. Nicht nur wir; viele andere Besucher wollen sie aus der Nähe betrachten, sie anfassen und fühlen. Fotografieren, das auch.
Sie ist urchig, mystisch, gewaltig. Sie ist der Angel Oak Tree, die Höchste aller Engel der Eichen.
Ihre Äste, dick und gewunden, müssen gestützt werden, damit sie so erhalten bleibt, wie sie wächst. Was für ein mächtiger Baum. Ich bin ausser mir vor Ehrfurcht. Nur die vielen Leute und ihre Handys trüben die Atmosphäre ein wenig.
Wir haben schon viele Bäume der Superlative getroffen, darunter einige der ältesten und grössten Redwoods in Kalifornien, auch die 3000 Jahre alte Zypresse in Tule, Oaxaca, in Mexiko, aber keiner war wie sie; die Angel Oak von Charleston.
Genug der Schwärmerei. Unsere Reise führt uns weiter die Ostküste der USA hinunter nach Savannah, Georgia, eine interessante, warme Stadt. Viele Bars und Restaurants ziehen uns an. Schlafen dürfen wir hier zusammen mit anderen Campern auf dem grosszügigen Parkplatz des Touristen Zentrums.

Florida

Und schon kommen wir in Florida an. Endlich dürfen wir unsere Plane brauchen. Es ist gewitterhaft. Nach einem starken Schauer in der Nacht, scheint ab dem nächsten Tag aber nur noch die Sonne. Es ist Ende Oktober und angenehm warm.
Wir verbringen gleich ein ein paar Tage auf einem schönen verwachsenen Camping, der betreut wird von – darf man sie so nennen? – einer Hillbilly-Family, wie sie im Buche steht.
Nicht falsch verstehen, es sind liebenswerte, gastfreundliche Menschen. Man schneide nur nicht die Politik an, das brächte nichts. Da sind sie überzeugt.
Seraina geniesst eine Bowen-Session im Dschungel
Nach dem kalten Norden geniessen wir den feuchten Dschungel Floridas. Dazu Vollmond und Feuer, eine magische Kombination.
Im Süden des Staates befinden sich die Everglades. Leider ist ein grosser Teil des Nationalparks geschlossen.

Vor einem Monat wütete Hurricane Irma in der Karibik und liess eine Schneise der Verwüstung zurück. Ein grosser Teil der Infrastruktur des Parks muss zuerst wieder instand gestellt werden.

Wir erhalten doch einen Eindruck der weiten Wasserlandschaften des riesigen Parks, sehen Alligatoren und viele Wasservögel. Wir sind dabei fast die einzigen Besucher.

Miami und Key West

Jetzt wollen wir aber auch Miami einmal sehen. In Fort Lauderdale haben wir bereits viele Male einen Zwischenstopp auf dem Weg von Nord- nach Südamerika oder umgekehrt gemacht, dabei aber höchstens ein wenig der schwülen Karibikluft abgekriegt.
Nun gut, einmal fahren wir über den Streifen Miami Beach, damit wir den auch abhaken können. Links hohe Hotelfassaden und viele Restaurants, rechts der Strand.
Viel mehr interessiert uns Little Havanna, wo wir entspannt zu kubanischer Musik und spanischen Unterhaltungen die Strasse entlang spazieren, die alten Señores im Park bei ihrem beliebten Dominospiel beobachten und Mojitos schlürfen. Das karibische Flair gefällt uns natürlich. Und so nehmen wir auch aus Miami positive Erinnerungen mit.
Key West war an und für sich nicht auf unserem Plan. Viel mehr bin ich gespannt auf den Weg dorthin.

Der ist besonders, führt er doch über zahllose Brücken über die Florida Keys bis zum südlichsten Punkt Floridas. Die Luftlinie nach Havanna, Kuba, wäre kürzer als zurück nach Miami.

Das Nest Key West ist ein beliebtes Urlaubsziel und Party-Ort mit vielen Bars und Festen, Souvenirshops und farbenfrohen Menschen.

Uns gefallen vor allem die sonnige Wärme, das karibische Meer, die alten Holzhäuser, knorrigen Bäume und Dschungelpflanzen.
Von hier führt die Strasse nur noch nordwärts, zurück ins andere Florida. Im Norden des Staates sind wir im dunkelroten Amerika. Konservativ, Trump, Redneck. Du weisst schon, welcher Teil.
Irmas Zorn
Ziemlich schnell fahren wir weiter nach Westen. Nur kurz streifen wir Alabama, übernachten irgendwo auf einem Free Camping in Mississippi und erreichen dann Louisiana. Der „Deep South“ der USA würde mich auch interessieren, mich ziehen fast alle Regionen der Erde an, weil ich persönliche Eindrücke von den verschiedenen Orten und Menschen, die dort leben, sammeln möchte. Aber die Zeit beginnt wieder zu drängen. Und es gibt wichtigere Orte, die wir sehen wollen.

New Orleans

Zum Beispiel New Orleans. Die Stadt begeistert uns. Hier treffen so viele Kulturen und Menschen aufeinander; ein kunterbuntes Gemisch aus Gerüchen, Geschmäckern und Klängen.
Wir essen Cajun Jambalaya, eine Arte Paella à la Louisiana (den Alligator-Burger lasse ich aus) besuchen den Louis Armstrong Stadtpark, und gehen abends auf Bar-Tour. In jeder Ecke der Stadt spielt Live-Musik. Die Stadt pulsiert und platzt fast aus allen Nähten vor Lebenslust. Und wir mitten drin.
Eines der wenigen Male schlafen wir nicht in unserem Van. Nicht weit vom Zentrum dürfen wir auf einer Couch surfen, wofür wir wirklich dankbar sind. In der Hitze hier wäre es kein Spass in unserer Blechkiste.
Wenig südlich von New Orleans befindet sich der Sumpf des Jean Lafitte National Historical Park and Preserve. Ich liebe die Natur hier am Mississippi-Delta. Wir sind umzingelt von Wasser und den Wesen, die darin leben.
Es wimmelt von Alligatoren, Schlangen, Seeadlern und vielen anderen Tieren. Wir spazieren über angelegte Holzbrücken durch den Swamp und können die Alligatoren aus nächster Nähe beobachten, wie sie sich friedlich sonnen.
Nach New Orleans fahren wir entlang des Mississippis nach Natchez, das uns unsere Gastgeberin in New Orleans empfohlen hat. Sie hat mir ausserdem ein Geschichtsbuch über den mächtigen Fluss mitgegeben, worin zu erfahren ist, wie der Mississippi zu Zeiten des wilden Westens genutzt wurde.
Es waren harte Zeiten. Banditen trachteten nach deinem Leben, Gelbfieberwellen rafften unzählige dahin, das Leben am Fluss war nicht idyllisch, wie ich mir das gerne vorstellen würde. Im Buch wird die amerikanische Geschichte sehr bildhaft geschildert; der Drang nach Westen, der Bürgerkrieg, in dem eben auch Natchez am Mississippi eine entscheidende Rolle spielte.
Das Städtchen ist klein und heute sehr ruhig. Man kann den grossen Fluss bestaunen, der den Osten vom Westen trennt, und auf ihm nostalgische Dampfschifffahrten machen. Das würde mich auch mal reizen. Seraina hingegen ist nicht dafür zu begeistern, ihr Freiheitsdrang geht über ein Schiff hinaus.

Texas

Wir fahren also weiter. Westlich des Mississippis und Louisianas beginnt der Lone Star State, der nach Alaska flächenmässig grösste Staat der USA: Texas.
Hunderte von Meilen fahren wir durch die Steppe mit dem Ziel Austin vor Augen. Die Stadt zieht uns an, weil sie uns von verschiedenen Seiten als das Mekka der Live-Musik angepriesen wurde und untypisch für Texas als liberal und fortschrittlich gilt.
Doch irgendwie kommt bei uns nicht Stimmung auf. Austin lebt zwar, wir sehen viele junge Menschen in den Strassen, aber wir sind mit dem Camper unterwegs. Und jedesmal ist es ungemütlich, wenn wir in einer Stadt auf der Strasse schlafen müssen. Gewisse Städte fände ich spannend, um eine gewisse Weile dort zu leben, sie tiefer zu erfahren, indem man dort arbeitet oder studiert. Aber nicht heute.
Tausende von Fledermäusen erwachen jede Nacht unter dieser Brücke in Austin. Aber nicht heute, als wir die Stadt besuchen.

Big Bend

Wir fahren am nächsten Morgen raus aus der Stadt zurück in die Natur. Und die finden wir im grossartigen Big Bend Nationalpark direkt an am Rio Grande, der die Grenze zu Mexiko darstellt.
Was für ein wundervoller Park! Rote Felsen, öde Weiten, steinige Täler, die grüne Oase am Rio Grande. Und immer wieder dieser unendlich tiefe, die Fantasie anregende Sternenhimmel. Eine Woche lang besuchen wir die verschiedenen Ecken des Nationalparks, wandern, baden in der heissen Quelle, werfen Steine nach Mexiko hinüber und kochen auf einem einsamen Campingplatz. Alleine, nur wir, die Wüste und die Sterne.

Nun liegt nur noch der Südwesten vor uns. New Mexico und Arizona haben wir schon auf früheren Reisen besucht, so kennen wir uns dort ein wenig aus. Wir fahren dem Ende unseres epischen Roadtrips entgegen. Nicht mehr viel, nur noch rund 2000 Meilen trennen uns von unserem Anfangs- und Zielpunkt in Nordkalifornien.

Unterwegs nach New Mexico

Epische Reise 2016-18

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