
Mexiko und Kalifornien: Vom Dschungel, der Wüste, vom Schnee und den Wäldern
Nach Oaxaca fahren wir in den Dschungel
Nach der Trockenheit in Oaxaca ist feuchtes Klima das einzige Soll. Die vertrocknete Haut braucht Feuchtigkeit. Ich schaue mir die Klimakarte Mexikos an. Tropisches Klima soll es sein, tief gelegen und mit viel Luftfeuchtigkeit. Es stehen nur zwei Regionen zur Auswahl. Eine gleich bei der Grenze zu Guatemala, also ganz im Süden Mexikos. Falsche Richtung, wenn wir nachher nach Mexiko Stadt gehen. Die andere am Golf von Mexiko, in der Region um Veracruz, also östlich von Oaxaca. Das scheint der richtige Ort zu sein. Und, wir kennen diese Region noch nicht. Es hat zum Glück nicht allzu viel Auswahl an günstigen, einfachen und natürlichen Unterkünften mit etwas Privatsphäre und Küche. Eines spricht uns an und wir buchen es gleich für zwei Wochen.
Die etwa 8 stündige Busfahrt geht nach Veracruz, einer etwas brüchigen Stadt am Golf, wo bereits Sträucher aus den verlassenen Häusern wachsen und an einigen Ecken emsig gebaut wird. Man will die Stadt nicht dem Untergang überlassen, doch wer am Schluss gewinnt, ist noch nicht entschieden.
Zwei Tage später fahren wir weitere 4 Stunden nach Catemaco, ein Kleinstädtchen an einer Lagune. Jeder will uns eine Bootstour verkaufen. Die Stadt wurde bekannt durch einen Heiler, der dort einst lebte. Jedes Jahr wird ein Stadtfest der Heiler (der Brujos) gefeiert. Wir werden daran teilnehmen, wenn auch etwas skeptisch.

In Dos Amates, eine halbe Stunde Autofahrt von Catemaco, befindet sich dann unser Cabana. Der Ort bestehend aus wenigen Strassen und Läden, wo man das notwendigste findet, liegt auf dem Hügeltop. Es ist deutlich kühler hier als in Catemaco. Waldig grün, mit Naturquellen in der Nähe, bei gutem Wetter Sicht aufs Meer. Wir machen wirklich kaum Ausflüge weiter weg, ausser um Gemüse zu kaufen. Der wunderschöne Ort wo unser Cabana steht reicht uns völlig aus.




Nur ganz per Zufall schauen wir uns genau am Dia de los Brujos (Tag der Heiler) Catemaco an. Um 11 Uhr Nachts sollen die Zeremonien stattfinden. Als wir dann noch ein grosses Pentagramm im Wald finden, ist unsere Neugier komplett. Wir beschliessen, uns ein Hotelzimmer zu nehmen und mitten im Geschehen zu sein, bereits mit grossartigem Gehirntheater, über das, was sich alles ereignen könnte. Der Abend zieht sich hin. Feines Essen, eine Bühne voll Tanz und Spektakel, aber nicht sehr aufregend. Um es vorhin weg zunehmen, es wird schlussendlich kein Hexer sein, der einen Menschen unter den Augen aller von seinen inneren Qualen befreit, kein Spuk, kein Blut Trinken, nichts. Etwas enttäuscht und doch irgendwie froh, dem Unerklärlichen nicht begegnet zu sein, sitzen wir am Flussrand beim Pentagramm und beobachten die Lichter des Treibens weiter weg im Ort.

Xico heisst unser Nächstes Ziel
Der Ort befindet sich bereits auf dem Weg Richtung Mexiko Stadt und wieder kennen wir es nicht. Es muss gesagt werden, dass wir einmal mit unserem Käfer neun Monate lang durch ganz Mexiko gekurvt sind. Doch wie es scheint, haben wir doch nur einen Teil davon gesehen. Xico ist eines der vielen Pueblos Magicos. Ein Ort, der touristisch speziell ist und dadurch offiziell vom Staat unterstützt wird, damit er schön bleibt.

Es ist ein kleiner Ort. Etwas weiter den Berg runter befindet sich die Stadt Xalapa. In Xico sind wir die zweiten Gäste eines neuen Airbnbs. Es ist das ehemalige Haus des Grossvaters unseres Gastgebers, der in meinem Alter ist. Der Vater lebt auch nebenan. Man spürt das neue, noch unsichere, doch so wohlwollende. Vater und Sohn wünschen, dass es uns gut geht. Im Ort wirken wir sehr auffallend, die Menschen schauen uns mit grossen Augen an. Viele Touristen haben sich hierhin noch nicht verirrt. Doch es wirkt sehr ruhig und friedlich, bis auf drei Tage lang Böller, die wegen dem heiligen San Jose abgefeuert werden. Rundherum befinden sich Wasserfälle, Wanderwege, Flüsse, Pferde und Kuhweiden, Kaffee und Bananenplantagen. Doch das letzte Stündchen Natur hat geschlagen. Mexiko Stadt klopft an die Tür.





Mexiko-Stadt
Man ist hier, und so schnell es geht wieder weg, und doch schon wieder hier. Trockene Luft, 2200 müM, drückende Luft, leichtes Kopfweh. Abgaswolke. Trockene Nasengänge, Augen, Hals, blutende Nasengänge. Beton, Mensch, Auto, Beton, Mensch, stehendes Abwasser, Gestank, Plastik, Strassenhund, Marktstand, Fleisch, Wandmalerei, Beton, Plastikabfall, Auto. Die Stadt hat vieles zu bieten. Spezielle Märkte wie man sie wohl fast nirgendwo sonst findet. Früher kauften wir unsere Steine und Schnüre hier. Wir wussten ganz genau, wohin wir gehen mussten, um die besten und preiswertesten zu erhalten. Es gibt Flohmarkte die noch Uniformen des Deutschen zweiten Weltkrieges verkaufen, alle Filme und Sprachen sind auf CDs gebrannt und unglaublich günstig. 30 Mio. Menschen leben hier. Für uns ist es unvorstellbar hier zu leben. Und doch ist es faszinierend.

Wir verbringen eine ganze Woche hier. Nicht aus Lust. Wir wollen einen Freund sehen, den wir vor 13 Jahren das letzte Mal sahen. Da er arbeitet, hat er nur am Wochenende Zeit. Unser Flug geht am Freitag. Also muss es das Wochenende vorher sein. Doch wir haben ein angenehmes Appartement, eine Schildpatt Katze die wir für eine Woche verhätscheln können, und ein Zusammentreffen mit unserem Freund, als wären nicht so viele Jahre dazwischen gewesen. Damals war das Haus des Freundes ein bisschen unser Zuhause. Wir wohnten dort gefühlt lang, kamen immer wieder zurück, lernten all seine Freunde, den Ort kennen. Es hat sich vieles geändert, doch das Haus ist immer noch das selbe.


Wasserproblem
Ich stehe unter der Dusche. Endlich. Das kalte Wasser wollte nicht warm werden. Viel Wasser ging den Abfluss runter, ohne gebraucht zu werden. Und dann wurde es so dampfend heiss, dass man hätte Pasta kochen können damit. Jetzt habe ich die Wärme getroffen, lauwarm. Doch drehe ich den Hahn während des Einseifens nicht aus. Zu lange würde es dauern, das ganze Spiel des Wasser-Einstellens von vorne zu beginnen. Lieber bemühe ich mich, so schnell wie möglich zu duschen. Klar könnte ich kalt duschen. Wahrscheinlich würde ich es mir in solch einer Stadt angewöhnen. Denn nur Gewöhnungssache ist es, das weiss ich aus eigener Erfahrung.
Die Wassererhitzung läuft durch einen batteriebetriebenen Gasboiler. Dreht man den Warm-Wasserhahn auf, springt die Flamme an und Wasser wird erhitzt. Doch nicht nur hier in Mexiko Stadt dauert es ewig, bis das Wasser warm wird. Auch in Oaxaca hatten wir dasselbe System. Auch dort füllte ich durchschnittlich zwei 10l Kessel, bis das Wasser endlich warm wurde. Und auch dort hatten wir das Problem, dass das ganze noch zwei weitere Kessel füllt, dreht man das Wasser zum Einseifen aus. Nur dort brauchten wir die Kessel, um die WC-Spülung zu ersetzen. Um immerhin das Wasser zu nutzen. Hier nicht. Und das wäre ja alles kein Problem, hätten wir nicht kein Wasser mehr.
In Oaxaca kam das Wasser nur noch alle 3 Wochen aus der Leitung, wenn nicht sogar seltener, um die hauseigene 10’000L Zisterne zu füllen. Das musste dann reichen für 5 Personen in diesen drei Wochen, um zu duschen, waschen, spülen. Bei unseren Freunden in Mexiko Stadt kommt das Wasser gar nicht mehr aus der Leitung. Seit zwei Jahren. Jede Woche kommt ein Lastwagen mit Wasser. So wie sie uns erzählen, öffnet der dann für etwa zwei Minuten das Rohr, und man erhält so viel Wasser, wie in dieser Zeit herausfliessen kann. Es seien zwischen 1000 und 1500 Litern. Alle Woche erhält man dies also vom Lastwagen, der von der Stadt bezahlt wird, und es spielt absolut keine Rolle ob man eine oder 10 Personen im Haushalt hat. Sie sind zu viert. Natürlich kann man auch Wasser dazu kaufen. Doch das ist sehr teuer. Unsere Freundin wäscht trotz eigener Waschmaschine ihre Wäsche bereits auswärts. Es ist günstiger so. Und das grösste Problem ist, es wird nur noch schlimmer werden. Wann kommt die Zeit, wo der Wasserkonsum optimiert wird, wo intelligente, wassersparende Duschen ein Muss sind? Wo all die grünen, stinkenden oberirdischen Kloaken gesäubert werden? Ist es überhaupt noch möglich, bei dem vergifteten Boden, sauberes Grundwasser erzeugen zu können? Kommt erst dann der Aufstand und damit die Änderung, wenn die ersten Menschen überhaupt kein Wasser mehr kriegen?
Was jeder weiss, ist, dass Grundwasser gesäubert wird, indem es durch Gesteinsporen gefiltert wird. Winzige Tiere ernähren sich dann von dem Dreck und säubern somit die Gesteinsporen, damit diese nicht verstopfen. Würden diese verstopfen, würde das Wasser ohne Säuberung weiterfliessen. Jetzt ist es so, dass diese winzigen Tierchen sehr empfindlich sind auf die Wassertemperatur. Sie mögen es eben genau immer gleich. Doch das Grundwasser erwärmt sich, durch unterirdische Bauten, durch abstrahlende Wärme, versiegelte Böden. (Ich könnte mir auch vorstellen, dass die erhöhte Bakterienanzahl, die durch all die Verschmutzung durch Pestizide und Dünger entsteht, die Wassertemperatur zusätzlich erhöht, aber das ist nur eine Vermutung meinerseits.) Das andere habe ich erst vor kurzem erfahren, obwohl es seit doch ein paar Jahren erforscht wurde. Die Bildung von Städten schreitet ja voran, auch die Industrie und Wirtschaft wird immer grösser, in Zukunft wird also das Wasser noch mehr erwärmt, was zum Aussterben der winzigen Wassertierchen führt, was wiederum dazu führt, dass das Grundwasser nicht mehr gereinigt wird und wir bald kein sauberes Wasser mehr aus dem Boden haben. Darf ich das so richtig verstehen?
Hier nur mal ein Artikel dazu: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/wasser-188.html
Kalifornien: Die Schönigkeit tut einem fast weh
Vor mir der dunkelblaue leicht dampfende Fluss, der sich entlang der salbeigrünen Büsche schlängelt, bald in dunkelfuchsrote Sträucher übergehend. Mit olivgrünen bis heugelben Pflanzentupfer eingerahmt. Hinter mir die schneebedeckten Berge. Mir tut es in der Seele weh, dass ich diesen Moment nicht permanent einfangen kann. Und doch hat sich die ganze Reise genau wegen diesem Moment bereits gelohnt.

Wir campen wild und ganz legal, in der Nähe von etlichen Hot Springs im Osten der Sierra Nevada Kaliforniens. Der Wind ist kalt, die Nacht wird eisig werden, doch wir sind gut vorbereitet. Gestern Nacht schliefen wir auf über 2000 MüM, das Dorf lag im Schnee. Aber keine Bange, wir übernachteten warm wohlig in einem Motelzimmer.










Ziel ist das Death Valley im Süden, tiefster und somit wärmster Punkt in der Gegend. Ursprüngliches Ziel war Idaho. Im Norden, bergig, voller Hot Springs und einfach wunderschön. Problem, die nächsten zwei Tage soll es einen Schneesturm geben und wir haben absolut keinen Bock auf Camping im Schnee. Daher suchten wir uns spontan ein neue Ziel. Im Death Valley waren wir schon mehrfach. Doch noch nie zur Blütenzeit. Und die ist jetzt.
Kurz vor dem Death Valley ahnen wir bereits grausiges. Es windet stark. Und dieser starke Wind führt zu einem Sandsturm in der Wüste. Ein kurzer Halt um die Blumenpracht zu fotografieren ist möglich, doch ein Übernachten undenkbar. Eine halbe Stunde Dirtroad-Fahren später sind wir bereits wieder auf gut 1000 Metern über Meer und finden einen Gratis-Campingplatz, offiziell vom Death Valley zur Verfügung gestellt. Es ist eisig kalt, karg und immer wieder entdecken wir Blumen die grell zwischen den Sträuchern hervorblitzen. Doch als es dann am nächsten Tag zu Eis schneien beginnt, packen wir unsere etwas mehr als sieben Sachen und ziehen weiter. Irgendwo gibt es wohl einen Platz, der etwas wärmer ist. Wir fahren stundenlang. Alle schönen waldigen Plätze liegen noch im Schnee. Eine karge windige Ebene tut es dann, denn wir mögen nicht weiterfahren. Wir schlafen heute Nacht im Auto.














Da die Wüste karg ist und es uns zu den Bäumen zieht, beenden wir den Kreis und kommen wieder in South Lake Tahoe an, und nehmen uns nochmals ein Motelzimmer. Wir entscheiden uns, langsam in Richtung unserer Freunde in Nordkalifornien zu fahren. Mit zwei Nächten Unterbruch sollte dies machbar sein.
Es gibt eine Strasse durch den Mendocino Nacional Forest mit etlichen Campings im Wald. Dort wollen wir hin. Ein Schild weist auf den Gebrauch von Schneeketten oder 4 Weel Drive hin. Letzteres haben wir ja, also fahren wir weiter. Die Dirtroad schlängelt sich hoch. Und plötzlich liegt Schnee auf dem Weg. Dick und unbefahren. Also schalten wir den 4WD an und sausen durch. Und bleiben stecken. Der Schnee ist zu dick, zu nass und die Strasse zu steil. Egal, wir fahren rückwärts und versuchen es nochmals mit mehr Schuss. Doch nix da. Es funktioniert zwar ein bisschen besser, doch der Camp ist noch einige Meilen entfernt. Also kehren wir zurück. In einem anderen Wald etwas weiter südlich hat es mehrere Campings, aber auch das Durch-den-Wald-blochen-mit-vierrädrigen-Gefährten, von dem wir gerne weit weg sind, da es einfach sau lärmig ist. Doch wir haben Glück, es hat keine solche Unruhestifter weit und breit und der Camping ist leer. Und wunderschön dazu. Trotzdem gehen wir bereits am Tag danach weiter.



Die nächsten paar Wochen verbringen wir bei unseren Freunden, fahren ans Meer, spazieren durch die Redwood-Wälder und geniessen das schöne Nordkalifornien. Es fühlt sich bereits an wie ein zweites (drittes oder viertes!?) Zuhause. Und dann kommt auch schon wieder der Tag, an dem wir ins erste Zuhause, der Schweiz, zurückfliegen.


























Das könnte dich ebenfalls interessieren

Road Trip Mexico
January 12, 2018
First Steps in Mexico Dec 10 - Jan 11
January 28, 2011