Unbekanntes El Salvador
El Salvador – Epische Reise 2016-2018 Teil IV
Palomino
Es ist nun fast drei Monate her, seit wir mit der Organisation und dem Bau des Hauses begonnen haben. Unser Aufenthaltserlaubnis für Kolumbien läuft aus und wir sind zudem absolut reif für Ferien. Jeden Tag von morgens bis abends auf der Matte zu stehen ist hart, auch wenn es hier wie im Paradies ist, wo einem die Früchte in den Mund fallen, oder wie man hier sagt: Wir leben an der Zitze von Mutter Erde. Auch Samstags wird hier gearbeitet, zumindest bis zwei Uhr nachmittags. Danach fällt für uns meistens noch genügend zu organisieren an, damit am Montag ohne Unterbruch weitergearbeitet werden kann. Den Sonntag versuchen wir uns, falls irgendwie möglich, als freien Tag zu reservieren. Wir tun dann, was wir schon längst hätten tun sollen: Das schöne Palomino und die Umgebung, den dschungeligen Wald der Sierra Nevada sowie die breiten Flüsse zu erkunden. Doch trotzdem: Die Zeit ist reif für Ferien!
Nach langem Überlegen und Flugpreise vergleichen, kamen wir auf die Idee, von El Salvador mit dem Bus nach Guatemala zu fahren. El Salvador kennen wir noch überhaupt nicht und Guatemala haben wir vor etwa sechs Jahren besucht und es blieb uns in sehr guter Erinnerung (siehe Guatemala Januar – März 2011). El Salvador ist das Nachbarland von Guatemala und hat zurzeit das günstigste Flugangebot. Mit dem Bus sind es dann nur noch ca. 5 Stunden nach Guatemala.
Die Reise ist gebucht und wir ziehen los. Doch wir haben es nicht eilig. Einen Monat soll das Ganze dauern. Bevor wir in der von Palomino zwei Stunden entfernten Stadt Santa Marta den Flug nehmen, besuchen wir Minca. Das naturumgebene Dorf liegt 600 Meter über Santa Marta. Der Wald um Minca ist voller Pflanzen und Tieren, hauptsächlich Vögeln, aller Art. Man kann sich dort kaum sattlaufen.
Taganga ist der nächste Ort den wir besuchen, gleich bei Santa Marta am Meer. Das pure Gegenteil. Der kleine Fischerort, heute sehr touristisch und neben dem Tayrona Nationalpark der meistbekannte Ort in der Gegend, ist heiss, kahl und absolut wasserlos. Eine Wüstengegend, wo nur Kakteen und dürre Bäume wachsen. Der Wind fegt einem beim Essen den Fisch von der Gabel, doch ist man ihm dennoch dankbar für die Abkühlung. Wir besuchen unseren alten Freund Miguel, geniessen einen schönen Sonnenuntergang und ziehen weiter nach Santa Marta.
Unbekanntes El Salvador
Wir sitzen zusammen im grossräumigen Hotelzimmer, essen Bananen und plaudern. Alex fragt uns, ob wir Lust hätten, seine Tante und ihre Familie zu besuchen. „Sonst glaubts mir ja keiner, dass ich Schweizer kennengelernt habe.“, fügt er lachend hinzu. Die Tante wohnt im Südosten von El Salvador an der Grenze zu Honduras. Er zeigt uns Bilder von der weitläufigen Landschaft und vom Fluss Sapo. Es sieht schön aus. Eine solche Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und wir sagen zu. Sogleich ruft er seine Tante an und erzählt ihr, dass er zwei Schweizer kennengelernt habe und sie nun gerne zu ihr einladen wolle. „Du machst Witze!“, meint die Tante ungläubig. Wir haben ihre Zustimmung. Am nächten Morgen früh soll die Reise losgehen. Auf dem Flug von Santa Marta nach Bogota durften wir nur ein Handgepäck mitbringen. Unser kleines Gepäck ist angenehm zu tragen und schnell bereit für die Reise. Um halb acht früh steht Alex vor der Tür. Wir nehmen den Bus nach San Miguel und von dort nach Corintho. Angekommen nach vierstündigem Busfahren, machen wir eine Pause, besuchen spontan eine antike Höhle und essen feine Tacos mit Sojafleisch. Schliesslich fahren wir mit einem Mototaxi über die letzten paar Hügel hinaus aufs Land. Hier ist Endstation. Zu Fuss gehen wir weiter über Stock und Stein und nach einer Stunde erreichen wir das Haus der Tante. Sie kommt uns entgegen, begrüsst uns herzlich. Wir setzen uns und ruhen die müden Füsse aus.
Vor dem Lehmhaus wimmelt es von Küken und Hühnern. Im Schlafraum vergnügen sich die beiden Jüngsten der Familie in der Hängematte sitzend, spielend und über die Gaukeleien von Tom & Jerry lachend.
In der Küche brennt ein grosses Feuer, gut mit Holz gefüttert von der ältesten Tochter. Auf dem Tisch steht eine Schüssel voll eingeweichter Maiskörnern neben dem Fleischwolf. Sie werden mit diesem zu einem groben Brei zerdrückt, um danach auf einer Steinplatte mit einem Wallstein zu einem feinen Maisteig gemahlen zu werden. Tortillas werden geformt und auf in die Pfanne über dem Feuer gebacken.
Schon bald kommen auch die Männer von der Feldarbeit zurück, der Vater der Kinder, sowie Onkel und Grossvater und die beiden älteren Söhne. Als der jüngere, etwa 8-jährige, uns sieht, macht er grosse Augen, weicht zurück und schlüpft flink wie eine Katze hinter den nächsten Sichtschutz. In der nächsten Stunde treffe ich immer wieder auf seinen starrenden Blick, wenn ich per Zufall in seine Richtung sehe, und jedes Mal schiebt er sich von mir bemerkt langsam zurück hinter die Wand, wo man ihn nicht mehr sehen kann.
Die Tante erzählt uns lachend, dass wir die allerersten Ausländer in ihrem Hause seien, seit sie hier geboren wurde. Auch in der Gegend kommen Touristen nur selten vor, so war als Letztes vor rund 15 Jahren ein Spanier in der Gegend gewesen, um ihnen mittels seiner Organisation zu helfen. Der Staat vergesse diese Gegend oftmals, sie seien froh um die Hilfe der NGOs. So erhielten sie vor rund 4 Jahren einen Stromanschluss, teilweise auch Solarpanels und eine erste und einzige Strasse nach Corintho wurde gebaut.
Sie erzählen uns vieles, und wollen selber noch viel mehr wissen. Die Stimmung ist locker und wir lachen viel. Die Kleinsten kennen keine Scheue und erklären mir alle ihre Spielzeuge.
Sie haben einen ganzen Eimer voll davon. Auch der 8-jährige hat sich mittlerweile etwas an uns gewöhnt. Schon bald gehen wir schlafen, alle im selben Raum, jeder in seiner Hängematte.
Am folgenden Tag erwachen wir erfrischt. Neugierig ziehen wir los in Richtung Fluss. Auf dem Weg kommen wir vorbei am Haus des Onkels und seiner Familie sowie das der Grosseltern. Bei beiden machen wir ausführliche Zwischenhalte und werden anschliessend auch gleich zum Fluss begleitet. Sie zeigen uns die Fruchtbäume, lassen uns Zuckerrohr-Stangen schlecken und erklären uns, wie man Mais und Bohnen haltbar macht.
Wir geniessen die Zeit, die wir bei der Familie verbringen dürfen, und sind Alex überaus dankbar, dass er uns hierhin eingeladen hat, obwohl wir uns kaum kennen.
Guatemala
Uns gefällt San Pedro noch immer sehr, das sich nur wenig verändert hat in den letzten 6 Jahren, und die Zeit verfliegt.
Epische Reise 2016-18
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Seraina
Wenn ich reise, gehe ich rein in die Welt, wo viele Geschichten geschehen, wo in jedem Moment alles passieren kann (oder auch lange nichts), und meine Neugierde, Inspiration sowie meine Nerven aufs feinste gekitzelt werden.