Rom
Es wurde Regen angekündigt, doch der Himmel strahlt in schönstem Blau. Das Hotelzimmer verfügt über einen eigenen Balkon. Bereitet man sich auf das Schlimmste vor, kann man nur positiv überrascht werden. Es verfügt auch über eine gemeinsame Küche und eigenem Bad, und ist sehr gemütlich eingerichtet. Simon ist bereits im Neigong-Workshop, ich habe es nicht eilig. Eigentlich wollte ich mir ganz Rom ansehen. Doch die Distanzen zwingen mich zur Entscheidung.
Vom Hotel ziehe ich zur Engelsburg, im Dan Brown Buch war der geheime Treffpunkt der Illuminati hier einquartiert. Sie ist eindrücklich und harmonisiert mit der Mächtigkeit des Tibers (Fluss).
Hier könnte ich verweilen, doch mein Tagesplan steckt voller weiterer Ziele. Zum Beispiel Santa Maria del Popolo. Der Obelisk mitten auf der Piazza del Popolo ist mächtig, so wie wohl alles im alten Rom. Ägyptische Zeichen zieren ihn.
Tatsächlich stammt der 263 Tonnen schwere Steinturm aus Ägypten. Vom Steinbruch bis zum Ägyptischen Standort wanderte er bereits 1500 Kilometer. Mit 263 Tonnen Gewicht! Unvorstellbar. Von dort wurde er kurz vor der Zeitenwende, nach der Eroberung Ägyptens, nach Rom gebracht, wo er seinen Platz auf der antiken Wagenrennbahn Circus Maximus fand. Bis diese 64 n. Chr. und ein Grossteil Roms niederbrannte. Der Obelisk bliebt unbeschadet, wurde jedoch 400 Jahre später durch Überfälle germanischer Stämme in mehrere Teile zerbrochen und ruhte weitere 1000 Jahre unter Schutt und Asche. Bei Bauarbeiten im Jahr 1471 fand man ihn wieder.
Rom besitzt etliche Obelisken. Doch an der Kirche Santa Maria del Popolo, dort wo im Illuminati Buch der erste Kardinal ermordet wird, laufe ich zwei Mal vorbei, bis ich sie doch noch entdecke. In dieser ganzen Machtdemonstration ist sie sehr unscheinbar.
Und weil es ein Muss ist, laufe ich nun in Richtung Kolosseum. Auf dem Weg komme ich am Trevi Brunnen vorbei. Wie sehr vieles, steckt auch er in Bauarbeiten. Er führt kein Wasser, trotzdem wimmelt es von Menschen, ja sie stehen Hundert Meter an, um einen Blick von Nahe zu werfen. Ich ziehe weiter.
Nächstes Jahr findet das Heilige Jubiläumsjahr statt. Während die ordentlichen Heiligen Jahre alle 25 Jahre stattfinden, soll das Jahr 2025 auch das ausserordentliche Jubiläum im Jahr 2033 vorbereiten, das im Zeichen der Erlösung durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi vor 2000 Jahren stehen wird. Es werden 30 Millionen Pilgerer erwartet. Rom steckt in der Vorbereitung und somit in der Renovation.
Das Forum Romanum, wo auch Julius Caesar residierte und herrschte, befindet sich gleich neben dem Kolosseum.
Ich umrunde das monströse Bauwerk und marschiere weiter zum Teatro di Marcello, ein kleineres Kolosseum-artiges Gebäude. Der ganze Anblick mit der aus Wiesen und einfachen Gebäuden bestehenden Umgebung, ist märchenhaft schön.
Es reicht mir nun mit Menschen und Steinbauten und ich schlängle mich so schnell es geht durch die Strassen Roms nach Hause zurück, auf den Balkon mit Bier und einer Zigarette.
Das Ziel des nächsten Tages ist der botanische Garten Roms. Der Weg führt an der hinteren Seite des Vatikans vorbei. Auch diesen habe ich nun einmal umrundet. Von so nahe sieht man jedoch nicht viel mehr, als die hohen Mauern des heiligen und kleinsten Stadtstaates. Vom Passeggiata del Gelsomino (Jasminweg), der stillgelegten Zugbrücke von Rom in den Vatikan, habe ich einen etwas besseren Ausblick. Doch auch er befindet sich in Renovation und ist nur teils begehbar.
Ich war schon oft in botanischen Gärten. Rom legt deutlich mehr Wert auf seine Steinbauten, als die Pflanzenwelt. Trotzdem fühle ich mich wie Zuhause im feuchtwarmen Tropenhaus und bei den gut sortierten Heilkräuter-Gärten. Und auch Rom besitzt bereits eine Wollemie (1994 neu entdecktes Araukarien-Gewächs, das vorher nur als Fossil bekannt war).
So viel zu Rom und seiner Stein- und Pflanzenwelt. Doch wir sind bereits einen Schritt weiter. Griechenland hat gerufen und wir kamen angerannt. Wir befinden uns nun in der Winterruhe-Phase auf Kreta. Dann, bis zum nächsten Eintrag!
Seraina
Wenn ich reise, gehe ich rein in die Welt, wo viele Geschichten geschehen, wo in jedem Moment alles passieren kann (oder auch lange nichts), und meine Neugierde, Inspiration sowie meine Nerven aufs feinste gekitzelt werden.